EMF & oxidativer Stress: Mobilfunkgegner nicht völlig daneben (Forschung)

Gast, Mittwoch, 27.11.2019, 00:09 (vor 1853 Tagen)

Was oxidativen Stress betrifft ist die Aussage des Robert-Koch-Instituts (RKI) weiterhin gültig. Die Argumentationslinie der Mobilfunkgegner ist nicht grundsätzlich falsch, es müsste aber erst einmal sicher nachgewiesen werden, dass elektromagnetische Felder überhaupt oxidativen Stress verursachen, und zwar über das Ausmaß dessen hinaus, was physiologisch normal ist. Das ist bei der Qualität vorliegender Studien nicht der Fall.

Wenn Roland Glaser sagt, mit oxidativem Stress könne man alle möglichen Gesundheitsprobleme erklären, so hat er damit recht. Grundsätzlich essen wir und atmen tun wir auch. Nährstoffe werden oxidiert, es entsteht Energie, die die Grundlage des Lebens von allen Organismen ist, die atmen. Und das sind die meisten. Dabei passiert es immer wieder, dass ein Sauerstoffatom übrig bleibt und etwas anderes oxidiert, z.B. die DNA. Dann entsteht ein DNA-Schaden, der enzymatisch repariert wird. Das ist alles normal und kein Grund zur Aufregung. Da die Reparatur aber nicht zu 100 Prozent klapp, summieren sich im Laufe eines Lebens die Reparaturfehler. Das hat Folgen: Wir altern, die Krebsrate steigt und wesentlich älter als 100 werden wir nur sehr selten. Auch das ist alles normal. Sollte EMF-Einwirkung diesen Prozess nun maßgeblich beschleunigen, wäre dies jedoch weniger schön. Doch unterhalb der Grenzwerte ist so eine Wirkung extrem unwahrscheinlich. Aber: Hohe Temperaturen beschleunigen alle chemischen Prozesse, auch die Oxidation. Oberhalb der Grenzwerte, wenn EMF Körpergewebe merklich erwärmt, ist eine unerfreuliche Oxidation deshalb nicht ganz ausgeschlossen.

Das, was Wikipedia zu oxidativem Stress schreibt, ist auf jeden Fall richtig – nur umfangreicher und komplizierter als meine Darstellung. Grundsätzlich gilt: zu viel oxidativer Stress ist schlecht, zu wenig aber auch.

Auch Vater Staat kümmert sich. Die Ressortforschung des BMU sieht eine bewertende Literaturstudie zum Einfluss elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf oxidative Prozesse bei Mensch und Tier vor. Die Arbeit soll alle Frequenzen umfassen, also 50-Hz-Stromnetze genauso wie 5G. Mit Ergebnissen ist Ende 2020 zu rechnen, dann wissen wir mehr.

Hintergrund
Klaus Scheidsteger über oxidativen Stress

Tags:
Oxidativer-Stress, RKI, Scheidsteger

Oxidativer Stress & Aluminium

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 27.11.2019, 00:45 (vor 1853 Tagen) @ Gast

Die Argumentationslinie der Mobilfunkgegner ist nicht grundsätzlich falsch, es müsste aber erst einmal sicher nachgewiesen werden, dass elektromagnetische Felder überhaupt oxidativen Stress verursachen, und zwar über den Ausmaß dessen hinaus, was physiologisch normal ist.

Einverstanden, aber es muss nicht alles elektromagnetischen Feldern in die Schuhe geschoben werden.

Auszug aus Bundesinstitut warnt vor Risiken durch Aluminium im Körper vom 19.11.2019:

Möglicherweise nehmen viele Menschen in Deutschland deutlich zu viel Aluminium auf. Eine der bedeutsamsten Quellen hat die Experten überrascht.
[...]
Quellen für das Metall sind unter anderem Lebensmittel, unbeschichtete Menüschalen und Alufolie. Eine bedeutendere Rolle als bisher allgemein angenommen spielen Kosmetika, so der leitende Autor der Studie, Thomas Tietz, gegenüber dem Tagesspiegel. Dazu gehören aluminiumhaltige Deos (Antitranspirantien, also Produkte, die die Schweißbildung hemmen und nicht nur per Duft den Geruch überdecken), Zahncremes und Sonnencremes.
[...]
Alu-Verbindungen können entzündliche Effekte oder oxidativen Stress in Zellen auslösen und diese somit schädigen. Außerdem können sie den Stoffwechsel der Zelle beeinträchtigen, sodass diese nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt ist.

Ganz so einfach, wie Mobilfunkgegner Klaus Scheidsteger die Risiken dieser Welt sieht, scheint es also nicht zu sein. Viele Wege führen nach Rom, noch viel mehr zum Tod durch Sterben :-).

Vor mehr als zehn Jahren hat mich der Anti-Mobilfunk-Physiker Volker Schorpp anlässlich der Ausbrütung der Bamberger Mobilfunk-Erklärung davor gewarnt, den Aludeckel von Joghurtbechern abzuschlecken. Das sei extrem ungesund. Ernst genommen habe ich seine Warnung nicht und unverdrossen weiter geschleckt, jedes mal musste ich aber an unser Gespräch in Bamberg denken. Aus der Luft gegriffen war seine Warnung offensichtlich nicht. Doch führt Schlecken am Aludeckel von Joghurtbechern überhaupt zu einer nennenswerten Aufnahme von Aluminium? Heute wollte ich es endlich wissen. Die Schnellrecherche dauerte nur Sekunden. Schon merkwürdig wie lange man manchmal tatenlos herumeiert, bevor man einem Gerücht auf den Grund geht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

EMF & oxidativer Stress: Videointerview mit Zellbiologin

H. Lamarr @, München, Sonntag, 22.08.2021, 11:53 (vor 1218 Tagen) @ Gast

Die Argumentationslinie der Mobilfunkgegner ist nicht grundsätzlich falsch, es müsste aber erst einmal sicher nachgewiesen werden, dass elektromagnetische Felder überhaupt oxidativen Stress verursachen, und zwar über das Ausmaß dessen hinaus, was physiologisch normal ist. Das ist bei der Qualität vorliegender Studien nicht der Fall.

Oxidativer Stress begeistert momentan Mobilfunkgegner über alle Maßen, wahrscheinlich deshalb, weil der Begriff so schön toxisch klingt und die Wenigsten auf dem Schirm haben, was damit gemeint ist. Da Fachgespräche für Laien unverständlich sind, finde ich die Idee des FMK gut (österreichische Interessenvertretung der Mobilfunknetzbetreiber), ihren Pressesprecher Gregor Wagner und eine Professorin der Zellbiologie zusammen zu bringen. So geschehen in der Reihe 5Gespräche, die das FMK am 19. August 2021 gestartet hat.

Wagner fragt in dem gut 10-minütigen Video seine Gesprächspartnerin Myrtill Simkó beispielsweise was freie Radikale sind, ob bei der Nutzung von Smartphones überhaupt oxidativer Stress entstehen kann und wie dieser sich auf die Gesundheit auswirken könnte. Die Antworten von Simkó sind stellenweise überraschend. So räumt sie mit der Behauptung auf, eine Zunahme freier Radikale im Körper sei grundsätzlich gesundheitsschädlich. Denn eine Schadwirkung trete nicht auf, wenn im selben Maße die Antioxidantien im Körper zunehmen. Entscheidend sei die Balance zwischen Beiden. Die alleinige Messung freier Radikale, was bei Studien häufig der Fall sei, wäre daher zur Bewertung von oxidativem Stress ungenügend, wenn nicht zugleich deren Gegenspieler die Antioxidantien gemessen werden.

Wer sich als Mobilfunkgegner medienkompetent informieren möchte, kommt nicht umhin, seine Echokammer zu verlassen und sich auf gegnerisches Terrain zu begeben. Anders sind gegenteilige Informationen über das "Risiko Mobilfunk" nicht zu bekommen. Sich dem Video allein deshalb zu verweigern, nur weil es von der Lobbyorganisation FMK kommt, wäre beschämend medieninkompetent.

Gregor Wagner (FMK) im Gespräch mit Prof. Myrtill Simkó.

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EMF & oxidativer Stress: Videointerview mit Zellbiologin

e=mc2, Sonntag, 22.08.2021, 13:11 (vor 1218 Tagen) @ H. Lamarr

Wer sich als Mobilfunkgegner medienkompetent informieren möchte, kommt nicht umhin, seine Echokammer zu verlassen und sich auf gegnerisches Terrain zu begeben.

Die Antworten sind klar und fachlich überzeugend. Wenn nur der Interviewstil nicht so penetrant suggestiv wäre. Schlussendlich absolut kontraproduktiv für faktenbasierte Kommunikation.
Übrigens, biologisch gesehen hat Stress keine negative Konotation. Ohne Stress (z.B. Muskel-, Nervenzellen) geht es ziemlich schnell bergab, sprich Degenation.

EMF & oxidativer Stress: Videointerview mit Zellbiologin

e=mc2, Sonntag, 22.08.2021, 20:00 (vor 1218 Tagen) @ e=mc2

Konnotation

EMF & oxidativer Stress: Was der WBF dazu sagt ...

H. Lamarr @, München, Samstag, 28.08.2021, 20:10 (vor 1212 Tagen) @ Gast

Der Wissenschaftliche Beirat Funk (WBF), Österreich, ist ein unabhängiges wissenschaftliches Gremium aus Expertinnen und Experten, die das österreichische Landwirtschaftsministerium zu gesundheitlichen Aspekten im Bereich Funk beraten. Darüber hinaus informiert der Beirat die Bevölkerung über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Mobilfunk und Gesundheit.

Zu EMF & oxidativem Stress sagt der WBF (Datum unbekannt):

Die Rolle von „oxidativem Stress“ ist nach wie vor nicht zweifelsfrei geklärt. Eine im Auftrag der AUVA durchgeführte Studie (ATHEM2) kommt zu der Zusammenfassung: „Die in vitro Labortests zur Gentoxizität bestätigten die Existenz empfindlicher und strahlungs-unempfindlicher Zellen. Auch die Existenz einer Latenzzeit (Beginn der Exposition bis zum Auftreten von Wirkungen) wurde bestätigt. Als zellulärer Mechanismus – also wie es bei sensiblen Zellen zu DNA-Veränderungen kommen kann - wurde festgestellt, dass HF-EMF-Exposition die DNA oxidieren und somit brüchig machen kann. Bei Zellen unter zusätzlichem Stress erhöhte die HF-EMF Exposition die DNA-Bruchrate. Wir beobachteten Zellen, die unter HF-EMF-Exposition spezifische zelluläre Reparaturmechanismen aktivieren. Dieser Befund bestätigt einerseits, dass DNA-Schäden aufgetreten sind, und stützt andererseits die Annahme, dass diese repariert werden können. Solcherart entstandene Veränderungen an der DNA sind nach ca. zwei Stunden verschwunden.“ ... „Keine der gefundenen Wirkungen lassen den Schluss auf direkte gesundheitsschädliche Wirkungen zu.“

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Oxidativer-Stress, AUVA, ATHEM-Projekt, WBF, DNA-Brüche, Athem-2

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