Übersichtsarbeit: EMF & oxidativer Stress (Forschung)
H. Lamarr , München, Sonntag, 18.04.2021, 19:09 (vor 1344 Tagen)
Microwave News und Diagnose-Funk berichten von der Open-Access-Übersichtsarbeit Manmade Electromagnetic Fields and Oxidative Stress — Biological Effects and Consequences for Health im International Journal of Molecular Sciences. Das Journal hat mit 4,556 (2019) einen überdurchschnittlichen Impact Factor, der ihm in seinem Fachbereich (Biochemie & Molekularbiologie) den Rang 74 von 297 Titeln einbringt.
Bei dieser 33 Seiten umfassenden Review handelt es sich um die Langfassung der Kurzpräsentation, die bereits im Januar 2021 von Berenis, Schweiz, veröffentlicht wurde. Ursprünglich war angekündigt worden, das Schweizer Bundesamt für Umwelt (Bafu) werde die Langfassung publizieren.
Autoren sind David Schürmann, Universität Basel, und Meike Mevissen, Universität Bern. Schürmann hat 2014 auf der IZgMF-Website einen Fußabdruck hinterlassen, Mevissen war 2011 Mitglied der IARC-Arbeitsgruppe, die das Krebsrisiko von HF-EMF mit der Eingruppierung 2B (möglicherweise krebserregend) bewertete. Beide sitzen derzeit im wissenschaftlichen Ausschuss der Schweizer Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation (FSM), was einen betagten Schweizer Vereinspräsidenten, der an der FSM kein gutes Haar lässt, in eine unangenehme Zwickmühle bringt.
Das Papier der beiden Wissenschaftler hatte bereits nach der Veröffentlichung der Kurzfassung in der Anti-Mobilfunk-Szene für Aufregung gesorgt. Die Langfassung wird deshalb mit ziemlicher Sicherheit ein lebhaftes Echo haben und zu kontroversen Diskussionen führen. Ob und auf welche Weise die Review zur Desinformation genutzt werden wird, bleibt abzuwarten.
Hintergrund
Oxidativer Stress im IZgMF-Forum
[Admin: "Hintergrund" ergänzt am 11.04.2022"]
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Oxidativer Stress, FSM, Schürmann, Mevissen, MDPI, narrative Review
EMF & oxidativer Stress: WHO hat systematische Review in Arbeit
H. Lamarr , München, Sonntag, 14.11.2021, 23:05 (vor 1134 Tagen) @ H. Lamarr
Microwave News und Diagnose-Funk berichten von der Open-Access-Übersichtsarbeit Manmade Electromagnetic Fields and Oxidative Stress — Biological Effects and Consequences for Health im International Journal of Molecular Sciences. Das Journal hat mit 4,556 (2019) einen überdurchschnittlichen Impact Factor, der ihm in seinem Fachbereich (Biochemie & Molekularbiologie) den Rang 74 von 297 Titeln einbringt.
Bei dieser 33 Seiten umfassenden Review handelt es sich um die Langfassung der Kurzpräsentation, die bereits im Januar 2021 von Berenis, Schweiz, veröffentlicht wurde. Ursprünglich war angekündigt worden, das Schweizer Bundesamt für Umwelt (Bafu) werde die Langfassung publizieren.
Autoren sind David Schürmann, Universität Basel, und Meike Mevissen, Universität Bern.
Der umfangreichen Review zu EMF & oxidativem Stress von Schürmann und Mevissen (beide Schweiz) haftet derselbe grundsätzliche Mangel an wie der Review zu 5G & Gesundheitsfolgen der Italienerin Belpoggi: Beide Arbeiten sind keine systematischen Reviews, sondern narrative. Was es an narrativen Reviews auszusetzen gibt, ist hier kurz beschrieben. Dessen ungeachtet wurde die Review aus der Schweiz nach deren Bekanntwerden ab April 2021 von organisierten Mobilfunkgegnern als Kronzeuge für die Behauptung missbraucht, das Papier habe den Beweis erbracht, Funkfelder des Mobilfunks würden Körperzellen durch oxidativen Stress schädigen (Beispiel). Die beiden Autoren selbst behaupten dies nicht, sie reden vorsichtig von Hinweisen und weisen ordnungsgemäß darauf hin, es bestünde kein wissenschaftlicher Konsens über die Existenz, das Ausmaß und die Mechanismen eines durch HF-EMF ausgelösten oxidativen Stresses. Gibt es doch wissenschaftlich ernst zu nehmende Stimmen, die infrage stellen, ob HF-EMF überhaupt anhaltenden und dadurch gesundheitsschädlichen oxidativen Stress hervorrufen kann.
Um den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand qualitativ besser zu verdichten, arbeitet gegenwärtig im Auftrag der WHO eine 14-köpfige internationale Autorengruppe an einer systematischen Review, welche in der Fachliteratur beschriebene Zusammenhänge zwischen einer Exposition mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern und oxidativem Stress bewerten wird. Das BfS hat für diese Arbeitsgruppe drei Mitarbeiter abgestellt. Und die Systematik der geplanten Review steht bereits seit Monaten fest, sie wurde gemäß den Leitlinien der WHO für derartige Literaturstudien entwickelt und sieht vor, kontrollierte In-vivo- und In-vitro-Laborstudien einbeziehen, die die Auswirkungen einer Exposition mit HF-EMF auf valide Marker für oxidativen Stress im Vergleich zu Kontrollen oder Schein-Exposition bewerten.
Die Daten aus Forschungsdatenbanken werden anhand eines vordefinierten Formularsatzes extrahiert, der in der Online-Software DistillerSR entwickelt wurde, und nur dann in einer Meta-Analyse zusammengefasst, wenn die Studien ausreichend ähnlich sind, um sie überhaupt sinnvoll kombinieren zu können. Ist so eine Meta-Analyse nicht möglich, werden die Auswirkungen der Exposition ersatzweise auf narrative Weise beschrieben. Weitere Details lassen sich dem Studienprotokoll entnehmen, das Mitte Oktober 2021 veröffentlicht wurde.
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Oxidativer Stress, Belpoggi, Schürmann, Mevissen, narrative Reviews, Meta-Analyse
Mevissen/Schürmann-Review: Stellungnahme des BfS
H. Lamarr , München, Montag, 14.02.2022, 20:25 (vor 1042 Tagen) @ H. Lamarr
Microwave News und Diagnose-Funk berichten von der Open-Access-Übersichtsarbeit Manmade Electromagnetic Fields and Oxidative Stress — Biological Effects and Consequences for Health im International Journal of Molecular Sciences [...]
Bei dieser 33 Seiten umfassenden Review handelt es sich um die Langfassung der Kurzpräsentation, die bereits im Januar 2021 von Berenis, Schweiz, veröffentlicht wurde. Ursprünglich war angekündigt worden, das Schweizer Bundesamt für Umwelt (Bafu) werde die Langfassung publizieren.
Wie zu erwarten war, wird die Review von Mevissen/Schürmann je nach Interessenlage und Kompetenzausstattung von Teilnehmern der Mobilfunkdebatte entweder bejubelt oder kritisch beäugt. Je inkompetenter ein Zaungast ist, desto schriller fällt seine Interpretation der Review-Ergebnisse aus (Beispiel 1, Beispiel 2, Beispiel 3). Dass Aussagen und die Datenlage gemäß dem jeweiligen Interessenhintergrund interpretiert werden, ist aus Sicht der beiden Autoren wenig erstaunlich, wie eine Anfrage des IZgMF ergab. Eine Stellungnahme zu allzu weit hergeholten Interpretationen haben die Autoren gegenwärtig jedoch nicht vor. Sie gehen davon aus, dies könne als Verteidigung missverstanden werden und lenke nur vom langfristigen Ziel ab, die Relevanz von HF/NF-EMF-Expositionen auf die Umwelt und für unsere Gesundheit zu verstehen. Besser sei dies durch offenen Diskurs und saubere und aufwendige Forschung ohne Dogmas zu erreichen. Wenn überhaupt, würden sie sich auf der Website des Bafu zu Wort melden, um in die Diskussion über ihre Review einzugreifen.
Stellungnahmen von Mobilfunkkritikern beherrschen gegenwärtig im www auf den vorderen Rängen der Trefferlisten die öffentliche Wahrnehmung der Mevissen/Schürmann-Review. Kritische Stellungnahmen von kompetenter Seite waren heute hingegen nicht auszumachen. Zumindest eine des Bundesamtes für Strahlenschutz aber gibt es. Abgegeben hat sie Blanka Pophof, Abteilung WR (Wirkungen und Risiken ionisierender und nichtionisierender Strahlung), Arbeitsgruppe Kompetenzzentrum EMF. Auf der Website des BfS ist die Stellungnahme jedoch nicht zu finden. Grund: Sie entstand im Verlauf einer im Januar 2022 von der sogenannten Kompetenzinitiative veröffentlichten Korrespondenz zwischen Karl Hecht und Mitarbeitern des BfS, die sich von Juni 2021 bis Dezember 2021 hinzog. Der folgende Auszug ist diesem Briefwechsel entnommen (Brief Pophof an Hecht).
[...] Die von Ihnen beigefügte Arbeit von Schuermann und Mevissen zum Thema „Manmade Electromagnetic Fields and Oxidative Stress - Biological Effects and Consequences for Health" ist dem BfS ebenfalls bekannt. Es handelt sich um ein sogenanntes narratives Review, im Unterschied zu einem systematischen Review. Bei einem narrativen Review können die Autoren die Literatur zu einer Thematik eigenständig, ohne strenge methodische Vorgaben, untersuchen und zusammenfassen.
Im Gegensatz dazu erfolgt bei einem systematischen Review eine Bewertung der gesamten Literatur zu einer Thematik nach festen Qualitätskriterien. Zudem erfolgt bei einem systematischen Review eine eigenständige Auswertung der Daten aus denjenigen Veröffentlichungen, die definierte Qualitätskriterien erfüllen, um eine möglichst objektive Bewertung der Studienlage zu ermöglichen.
Zuletzt werden möglichen Verzerrungen (englisch: bias) in den Studien analysiert, die zu fehlerhaften Ergebnissen führen können [6]. Diese Kriterien muss ein narratives Review nicht erfüllen und hat deshalb einen geringeren Wert bei der Bewertung der wissenschaftlichen Studienlage als ein systematisches Review.
Die Arbeit von Schuermann und Mevissen gibt korrekt wieder, dass es zahlreiche Studien gibt, die zu dem Ergebnis kommen, dass oxidativer Stress durch elektromagnetische Felder beeinflusst wird. Leider erfolgt keine umfassende Bewertung der Qualität der Studien. So wird nicht auf die Methoden zur Messung des oxidativen Stresses sowie die verwendeten Biomarker eingegangen. Dabei besteht ein großes Potential für Fehler bei den Messungen und der Auswertung der Messdaten [7]. Viele Marker, die als Indikatoren für oxidativen Stress gelten, messen überhaupt nicht oxidativen Stress oder messen diesen nur sehr indirekt [8]. Es ist auch in einem narrativen Review unbedingt erforderlich, die einzelnen Messmethoden in den untersuchten Publikationen kritisch zu hinterfragen und nach Qualitätskriterien zu bewerten.
Dieselbe Argumentation gilt für die Exposition gegenüber EMF. Im Review von Schuermann und Mevissen wird auf die Problematik der Dosimetrie und Messung elektromagnetischer Felder nicht sehr umfangreich eingegangen. Die Autoren erwähnen aber, dass es methodische Schwachpunkte in den von ihnen analysierten Veröffentlichungen gibt. Zitat [9] (Seite 23): „Certainly, some studies were subject to methodological uncertainties or weaknesses or are not very comprehensive regarding exposure time, dose, number, and quantitative analysis of the biomarkers used, to name a few.".
Die methodische Qualität von Studien ist entscheidend für die Bewertung der Ergebnisse dieser Studien [10]. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es eine negative Korrelation zwischen der Qualität von Studien und den beobachteten Effekten von EMF auf biologische Endpunkte gibt [11]. Studien mit hoher Qualität sehen in der überwiegenden Mehrheit der Fälle keinen oder nur einen sehr geringen Einfluss von EMF auf biologische Endpunkte wie Genotoxizität oder oxidativen Stress.
Weiterhin - und hier sind die Autoren des Reviews selbst vorsichtig in ihrer Bewertung - impliziert eine Erhöhung des oxidativen Stresses nicht unbedingt eine Schädigung der Zelle oder des Organismus. Hier muss klar zwischen oxidativem Stress und oxidativer Schädigung unterschieden werden. Eine temporäre Erhöhung der Konzentration von beispielsweise reaktiven Sauerstoff- oder reaktiven Stickstoffspezies in der Zelle kann von dieser kompensiert werden, auch Schuermann und Mevissen schreiben von Adaptionsprozessen, Zitat [9] (Seite 23): „Organisms and cells are able to react to oxidative stress, and many observations after EMF exposure point to an adaptation after a recovery phase.".
Die These, dass bereits vorher geschädigte Zellen (z.B. durch diverse Erkrankungen) durch EMF-induzierten oxidativen Stress noch stärker geschädigt werden oder absterben, kann aus der Literatur, die zu diesem Thema vorhanden ist, nicht direkt geschlussfolgert werden, verdient aber eine weitere Untersuchung durch andere Literaturstudien (z.B. systematische Reviews) und weitere experimentelle Studien. Auch die Frage, ob EMF bei jüngeren und älteren Organismen vermehrt oxidativen Stress auslöst und ob diese zusätzliche Belastung bei jüngeren und älteren Organismen eine stärkere Wirkung auf die Gesundheit hat, lässt sich aus der Literatur nicht direkt ablesen, sollte aber ebenfalls weiter erforscht werden.
Zuletzt muss erwähnt werden, dass es auch zahlreiche Studien gibt, die keinen Einfluss von EMF auf oxidativen Stress zeigen und es sogar Studien gibt, die darauf hindeuten, dass durch EMF oxidativer Stress vermindert bzw. die zelluläre Anpassung gegenüber oxidativen Stress verstärkt wird (siehe beispielsweise [12]), etwas was bei Schuermann und Mevissen z.B. auch erwähnt wird, Zitat [9] (Seite 14) „An enhancing effect of 60 Hz ELF-MF (0.8 mT) on the induced immune response and NO production was found in RAW246.7 mouse macrophage tumor cells [130], whereas a reduction in NO production by LPS was reported in the same cell line exposed to 50 Hz ELF-MF (0.5 mT) [131]. These contrasting effects may be due to the different sequence of treatments.".
Das BfS hat momentan selbst eine Literaturstudie in Form eines systematischen Reviews zu niederfrequenten elektrischen und magnetischen Feldern und oxidativem Stress vergeben, die Ergebnisse dieses Reviews werden dieses Jahr noch veröffentlicht. Zudem erstellt das BfS im Auftrag der WHO ein systematisches Review zum Thema elektromagnetische Felder im Hochfrequenzbereich und Biomarker des oxidativen Stresses, das Ende des Jahres fertiggestellt sein wird. Das narrative Review von Schuermann und Mevissen ist eine Ergänzung zu der bestehenden Literatur zur Thematik EMF und oxidativer Stress.
Die Einschätzungen, dass EMF bei Vorerkrankungen durch oxidativen Stress zu negativen Wirkungen auf den Organismus führt und dass jüngere und ältere Organismen besonders gefährdet sind, teilt das BfS allerdings nicht, da nach unserer Bewertung der Studienlage dies unter Einschluss von Qualitätskriterien bisher nicht belegt ist. Das BfS teilt jedoch die Einschätzung von Schuermann und Mevissen, dass die Notwendigkeit besteht, weiter unter kontrollierten Bedingungen zur Wirkung von EMF auf oxidativen Stress zu forschen. [...]
[6] Higgins JPT et al. (2020) Cochrane Handbook for Systematic Reviews of Interventions version 6.1.
[7] Ghezzi, P et al. (2018) Theory of signs and statistical approach to big data in assessing the relevance of clinical biomarkers of inflammation and oxidative stress. Proceedings of the National Academy of Sciences, 115:2473 -2477 8 Kadiiska MB et al. (2015). Biomarkers of oxidative stress study VI. Endogenous pla sma antioxidants fail as useful biomarkers of endotoxin-induced oxidative stress. Free Radical Biology and Medicine. 81:100 -106.
[8] Kadiiska MB et al. (2015). Biomarkers of oxidative stress study VI. Endogenous pla sma antioxidants fail as useful
biomarkers of endotoxin-induced oxidative stress. Free Radical Biology and Medicine. 81:100 -106.
[9] Schuermann D and Mevissen M (2021) Manmade Electromagnetic Fields and Oxidative Stress -Biological Effects and Consequences for Health. International journal of molecular sciences, 22:2772
[10] Simkó M et al. (2016). Quality matters: Systematic analysis of endpoints related to "cellular life" in vitro data of radiofrequency electromagnetic field exposure. Int J Environ Res Public Health. 13(7): E701
[11] Vijayalaxmi, Prihoda TJ (2019). Comprehensive review of quality of publications and meta -analysis of genetic damage in mammalian cells exposed to non-ionizing radiofrequency fields. Radiat Res 191(1): 20-30.
[12] Cichon N.et al. (2017) Extremely low frequency electromagnetic field (ELF-EMF) reduces oxidative stress and improves functional and psychological status in ischemic stroke patients. Bioelectromagnetics, 38(5), pp.386 -396.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Exposition, Dosimetrie, BfS, Ko-Ini, Hecht, Oxidativer Stress, Biomarker, Qualität, Schürmann, Mevissen, Pophof, Genotoxizität, narrative Review
Mevissen/Schürmann-Review: Wertung durch SSK
H. Lamarr , München, Dienstag, 08.03.2022, 22:45 (vor 1020 Tagen) @ H. Lamarr
Auszug aus der SSK-Stellungnahme Elektromagnetische Felder des Mobilfunks im Zuge des aktuellen 5G-Netzausbaus vom Dezember 2021:
[...] Schürmann und Mevissen (Schuermann und Mevissen 2021) erstellten einen narrativen Reviewartikel (ohne Auswahlkriterien der Publikationen vs. systematischer Übersicht) zur Thematik EMF und oxidativer Stress. Da dieser Übersichtsartikel keine weiteren neuen Ergebnisse präsentiert als die (hier und von anderen Gremien) bereits genannten, soll nur angemerkt werden, dass die Autoren weder die Qualität der Studien noch die Größe der beschriebenen Effekte analysiert haben. Daher ist diese Publikation für die Risikobewertung nicht relevant. [...]
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tags:
Dosimetrie, Risikobewertung, Oxidativer Stress, Qualität, Schürmann, Mevissen, narrative Reviews
EMF & oxidativer Stress: FMK veröffentlicht Factsheet
Gast, Dienstag, 29.03.2022, 12:38 (vor 999 Tagen) @ H. Lamarr
Das FMK, die Interessenvertretung der österreichischen Mobilfunknetzbetreiber, hat aus aktuellem Anlass das Factsheet Oxidativer Stress und Mobilfunk veröffentlicht (PDF, 2 Seiten). Auszug:
Kann Mobilfunk zur Störung des Ungleichgewichts von Antioxidantien und Freien Radikalen führen?
Setzt man Gewebe einem Funkfeld (das kann jede Funktechnologie sein – also auch, aber nicht nur Mobilfunk) aus, dann entsteht im Gewebe in Abhängigkeit von der Intensität des Feldes Wärme, die zur Bildung von Freien Radikalen führen kann. Allerdings muss die Intensität dazu den Wert von 500 Watt/m² deutlich überschreiten, da der menschliche Organismus derartige Einwirkungen mit seiner natürlichen Temperaturregulierung problemlos ausgleichen kann.
Die so genannten nichtthermischen, biologischen Wirkungen (also Wirkungen, die nicht auf die o.a. Wärmewirkung zurückzuführen sind), die in einzelnen Studien beobachtet und durch eine Exposition deutlich unterhalb der internationalen Grenzwerte induziert wurden, sind aus wissenschaftlich sehr schwachen Daten lediglich berechnet worden. Tatsächliche biologische Relevanz dieser sehr kleinen Veränderungen ist jedoch nicht bekannt. Denn eine Veränderung der Anzahl der Freien Radikalen in der Höhe eines niedrigen Wertes wie beispielsweise 0,3 (also 30%) hat real keine Auswirkungen.