Portier ignoriert Lerchls Tumorstudien (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 17.03.2021, 23:36 (vor 1345 Tagen) @ H. Lamarr

Inzwischen habe ich das Gutachten von Portier mit OCR in durchsuchbaren Text umgewandelt.

Dariusz schreibt in seinem Blog, das Gutachten enthalte 443 Literaturverweise. In meinem Exemplar sind es 444 und 29-Mal verweist der Autor auf sich selbst. Erstaunlich: Tillmann et al. werden 9-Mal genannt, Lerchl et al. hingegen 0-Mal. Das verstehe wer will. Vielleicht wurde Lerchl "Opfer" des Shitstorms, den Micowave News im Februar 2021 entfachte. Da Portiers Gutachten vom 1. März 2021 ist, wäre dieser Verdacht zumindest zeitlich plausibel. Das Fehlen der beiden Lerchl-Studien zur tumorpromovierenden Wirkung von EMF (2015 und 2017) in dem Gutachten erklärt der Shitstorm aber nicht wirklich, ein Profi wie Portier sollte mMn wissenschaftliche Befunde, und dies sind die beiden Studien von Lerchl, über Szene-Klatschgeschichten stellen. Als Teilnehmer der IARC-Arbeitsgruppe von 2011 dürfte Portier allerdings auch das Theater um Lerchls Zurückweisung von der Teilnahme mitbekommen haben. Möglicherweise ist das der Grund, wenngleich auch in diesem Fall das Motiv befremdlich wäre. Bleibt als vernünftigste Erklärung: Lerchl fehlt in Portiers Gutachten, weil er zwar eine von Tillmann et al. gefundene tumorpromovierende Wirkung von EMF bestätigen konnte, aber eben nicht für Hirntumoren, sondern für Lungen-, Leber- und Lymphknotentumoren. Nur, auch Tillmann fand 2010 keine Hirntumoren in seinen Versuchstieren, wird auf Seite 86 des Gutachtens von Portier jedoch referenziert.

Die Sache scheint für Zaungäste wie mich nicht so leicht durchschaubar zu sein ... :-)

Immerhin sind die in unseren Breiten von organisierten Mobilfunkgegnern noch immer hoch gehandelten semiprofessionellen Studien von Dr. med. Eger (Naila-, Selbitz- und Hennenstudie) sowie die sensationelle C-Netz-Krebsstudie von Dr. med. Oberfeld (Hausmannstätten) an Portier spurlos vorüber gegangen. Das mag aus heutiger Sicht selbstverständlich sein, 2011 war es das noch nicht. Damals tauchte die berühmt-berüchtigte Oberfeld-Studie (2008) in der ersten Ausgabe der IARC-Monografie 102 über das Agens HF-EMF auf und noch Jahre später argumentierte damit ein Autor des Bio-Initiative-Reports.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
IARC, Hirntumor, Klassifizierung, Slesin, Tillmann, Shitstorm, Portier, Microwave News


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