Hensinger: Der Mast ist weg, wirklich? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 26.01.2021, 22:06 (vor 1203 Tagen) @ H. Lamarr

Am 31. Dezember 2020 ist Schicht im Schacht für den Mobilfunkstandort Stuttgart, Bismarckstr. 57, dann läuft nach 20 Jahren der Pachtvertrag mit der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Stuttgart und dem Mobilfunknetzbetreiber aus.

Am 26. Dezember 2020 freute sich Peter Hensinger:

In der dritten Dezemberwoche 2020 wurde der Mobilfunkmast in der Bismarckstraße 59 nach 14 Jahren abgebaut. [...] Die Geschichte dieses Mastes und der Bürgerinitiative Mobilfunk-Stuttgart-West, die bis heute besteht, ist prägend für den mobilfunkkritischen Widerstand in Deutschland. [...]

Hensinger wäre nicht Hensinger, würde er die Gelegenheit nicht nutzen und wenigstens auf dem Papier versuchen, den Allerweltsfall einer Sendemastdemontage wegen Erreichens der Vertragslaufzeit zu einem Präzedenzfall der bundesdeutschen Sendemastenhistorie hoch zu spielen, nur weil "sein" Mast aus seiner Sicht ein ganz besonderer ist.

Möglicherweise war der zweite Vorsitzende des Vereins Diagnose-Funk am zweiten Weihnachtsfeiertag beim Verfassen seiner Meldung noch trunken vor Glück, obwohl der Sendemast bereits gut eine Woche zuvor am 17. Dezember 2020 abgebaut wurde. Am 26. Dezember war Hensinger jedenfalls schon entfallen, dass "sein" Sendemast 14 Jahre lang auf dem Dach des Anwesens Bismarckstraße 57 stand und nicht, wie er jetzt glaubt, auf dem Anwesen Bismarckstraße 59, das in Stuttgart gar nicht auffindbar ist.

Doch nehmen wir Peter Hensinger ausnahmsweise einmal beim Wort: Dann wurde auf dem Dach der Bismarckstraße 59 ein Sendemast abgebaut, das Exemplar, das 14 Jahre auf dem Dach der Bismarckstraße 57 stand, müsste unter diesen Umständen aber noch weiter dort stehen.

Und tatsächlich, ein Blick in die EMF-Karte der BNetzA bestätigte mir soeben diesen Verdacht: Hensingers Mast mit der StoB-Nummer 720759 wird auch am 26. Januar 2021 noch wie eh und je an Ort und Stelle angezeigt, als ob nichts gewesen sei (siehe Screenshot)!

Screenshot vom 26. Januar 2021: Hensingers Mast ist nicht weg, noch nicht!
[image]

Wie die BNetzA auf Anfrage mitteilte, handelt es sich bei Hensingers Mast jedoch um eine Erscheinung in der EMF-Karte, denn abgebaut wurde der Mast tatsächlich am 17. Dezember 2020. Der Netzbetreiber ist jedoch seiner Pflicht nicht nachgekommen, der BNetzA die Außerbetriebnahme und Demontage unverzüglich anzuzeigen. So wird ab jetzt die Erscheinung von Hensingers Mast in der EMF-Karte noch etwa eine bis zwei Wochen zu sehen sein, bevor sie mit dem nächsten Karten-Update verschwindet.

Weiter schreibt Peter Hensinger:

Nun ist der Mast weg. Die Strahlenbelastung ist messbar gesunken. Das war unser schönstes Weihnachtsgeschenk. Ein Ersatzstandort ist von den Betreibern nicht beantragt.

Die Weihnachtsbotschaft des Stuttgarters zeigt, auch nach 14 Jahren hat er noch immer kein Grundverständnis für die Mobilfunktechnik entwickelt. Hätte er es, der Hinweis auf den Ersatzstandort wäre ihm im Hals stecken geblieben. Denn es mag durchaus zutreffen, dass der Betreiber des abgebauten Sendemasten (momentan) keinen Ersatzstandort anstrebt. Doch was bedeutet das? Es bedeutet, dass die benachbarten Standorte den Traffic des auf Hensingers betreiben abgebauten Standorts mit übernehmen müssen. Hensingers schönstes Weihnachtsgeschenk bezahlen die Anwohner der benachbarten Funkmasten mit höherer Immission. Und Handys im Bereich des abgebauten Funkmasten müssen stärker strahlen, um nun weiter entfernte Funkmasten des Betreibers zu erreichen. Was Hensinger als persönlichen Erfolg feiert ist in Wahrheit ein durch und durch dissozialer Bärendienst zum Nachteil der Bewohner des Stadtbezirks. Kurios: Nicht ich bin es, der diesen Nachteil beklagt, Mobilfunkgegner Hensinger müsste darüber klagen. Der aber feiert, weil er "seinen" Mast zulasten anderer endlich los geworden ist.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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