Österreich: 5G-Messung mit unerwartetem Ergebnis (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 29.09.2020, 20:40 (vor 1519 Tagen)

Das österreichische Forum Mobilkommunikation (FMK) ließ am Wiener Donaukanal kürzlich eine 5G-Messung gemäß der Messnorm EN 62232 durchführen, die auch für Österreich gilt.

Das Ergebnis dürfte dem Präsidenten eines Schweizer Anti-Mobilfunk-Vereins gar nicht gefallen, denn es straft seine Prophezeiungen extrem starker Emissionen Lügen.

Gemessen wurde auf der Uferprominade der sogenannten Summerstage in rd. 200 Meter Abstand ein am gegenüberliegenden Donauufer installierter Mobilfunkstandort mit Antennen für GSM900, UMTS, LTE und 5G. Die maximale Summensendeleistung der Station am Eingang der am stärksten strahlenden Sektorantennen wird mit 480 W bis 500 W angegeben.

Screenshot des Messorts (rot), wie dieser auf senderkataster.at angezeigt wird.
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Gemäß FMK war das Ergebnis der Messung, das, wie auch bei der deutschen BNetzA üblich, in Form der Grenzwertausschöpfung mitgeteilt wurde, eindeutig. Am stärksten strahlte GSM900 mit 0,1 Prozent Grenzwertausschöpfung, am schwächsten 5G mit 0,0002 Prozent Ausschöpfung am Messort. Dies entspricht für 5G einer Immission von 20 µW/m² (0,087 V/m) im Vergleich zu GSM900 mit 4,5 mW/m² (1,30 V/m). Details zur 5G-Station nennt das FMK nicht, dem Video ist jedoch zu entnehmen, dass das 5G-Signal im 3,6-GHz-Band gemessen wurde (Leistungsflussdichte) und aller Voraussicht nach eine smarte 5G-Antenne mit Beamforming in Betrieb war. Unklar ist, welchen Auslastungsgrad die 5G-Antenne zum Messzeitpunkt hatte und ob die Messnorm eine Hochrechnung auf Volllast sowie einen konkreten Reduktionsfaktor vorschreibt, der pauschal berücksichtigt, dass ein Messort bei 5G nicht ständig im Hauptstrahl einer 5G-Antenne liegt. Messungen in Frankreich, die jedoch nicht gemäß der Norm EN 62232 und in unterschiedlichen Abständen zu 5G-Antennen durchgeführt wurden, ergaben unter Volllast erheblich höhere Messwerte von 0,65 V/m bis 9 V/m (siehe Hintergrund), die jedoch noch immer deutlich unter den Icnirp-Grenzwerten liegen. Da die Franzosen jedoch keine Angaben zur maximalen Sendeleistung der gemessenen 5G-Standorte preisgaben, ist ein zutreffender Vergleich ihrer Messwerte mit der Messung in Wien nicht möglich.

Der Screenshot aus dem FMK-Video ist aufschlussreich.
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Das FMK weiter:

Die zuletzt nach dem Vollausbau von LTE in ganz Österreich durchgeführte Messreihe an öffentlichen, hochfrequentierten Plätzen ergab als höchsten Wert rund 0,9% Grenzwerteausnutzung in der Summe aller Aussendungen.

Das FMK schätzt, dass sich nach dem Vollausbau von 5G der höchste zu messende Wert österreichweit um 0,3 bis 0,4 auf Prozentpunkte auf etwa 1,3% erhöhen wird.

Hintergrund
Frankreich: 5G-Exposition der Bevölkerung, erste Messwerte

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Österreich: 5G-Messung mit unerwartetem Ergebnis

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 30.09.2020, 13:21 (vor 1518 Tagen) @ H. Lamarr

Das Ergebnis dürfte dem Präsidenten eines Schweizer Anti-Mobilfunk-Vereins gar nicht gefallen, denn es straft seine Prophezeiungen extrem starker Emissionen Lügen.

Was dem Ex-Elektriker zur Messung des FMK eingefallen ist, bestätigt zum x-ten Male die Beobachtung, dass Starkströmler sich besser nicht zur Funktechnik äußern sollten. Im konkreten Fall fehlt es schon am elementaren Grundverständnis. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso Jakob die FMK-Messung völlig sinnfrei mit den Schweizer Anlagegrenzwerten in Verbindung bringt. Das ist abwegig wie die Feststellung: Nachts ist es kälter als draußen.

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FMK erläutert Sinn & Zweck der 5G-Messung an der "Summerstage"

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 08.10.2020, 23:36 (vor 1510 Tagen) @ H. Lamarr

Die 5G-Messung des FMK in Wien hat im Gigaherz-Forum einige Teilnehmer auf den Plan gerufen, die sich zweifelnd über die Messergebnisse äußern, freilich ohne selbst den Eindruck von Fachkompetenz in 5G-Systemtechnik hinterlassen zu können. So meint einer der Kaffeesatzleser vorwitzig, gemessen worden sei "einer von vier Organisationskanälen ohne jeglichen Datenverkehr mit den insgesamt 1200 Endgeräten in diesem 120°-Sektor". Das riecht nach nur angelesenem, nicht verstandenem 5G-Systemwissen. Warum? Weil vier Organisationskanäle für vier Sektoren (Funkzellen) sprechen, die 120°-Angabe hingegen für drei Sektoren typisch ist.

Auf Nachfrage des IZgMF wollte FMK-Pressesprecher Gregor Wagner auf die Unterstellungen der Gigaherz-"Expertenrunde" explizit nicht eingehen. Stattdessen wies er darauf hin, bei Messungen an Mobilfunkanlagen stelle sich zuerst die Frage nach dem Zweck der Messung. Im konkreten Fall der 5G-Messung an der Wiener "Summerstage" sei es nur darum gegangen, die momentanen Immissionswerte an einem öffentlich zugänglichen Punkt zu erheben und unterschiedliche Funkanwendungen in Relation zueinander zu stellen. Die Messung habe nicht das Ziel gehabt, die sichere Einhaltung des in Österreich anzuwendenden Referenzwertes zu belegen. Eine Hochrechnung der Messwerte auf Volllast habe deshalb nicht stattgefunden. Messungen dieser Art, so Wagner weiter, dienten dazu, einen Überblick über bestehende Immissionen zu bekommen und um einen ersten Vergleich darzustellen. Ein weiterer Zweck der Summerstage-Messung sei es gewesen, zu zeigen, dass man das 5G-Signal entgegen anderslautender Behauptungen sehr wohl frequenzselektiv messen kann. Eben diese frequenzselektive Messung habe es auch möglich gemacht zu erkennen, dass auf der Basisstation im beobachteten 5G-Sektor durchaus schon Traffic abgewickelt wurde.

Messtechniker Bernhard Strutz ergänzt: Wir sehen bei allen bisherigen wissenschaftlichen Erhebungen, dass bei Beamformingantennen eine Hochrechnungen zu unrealistischen Werten führt. Erst kürzlich erschien die Arbeit Analysis of the Actual Power and EMF Exposure from Base Stations in a Commercial 5G Network in der es im Abstract heißt: "Von mehr als 13 Millionen Proben, die im Laufe von 24 Stunden gesammelt wurden, ergab sich, dass die maximale zeitgemittelte Leistung pro Strahlrichtung deutlich unter dem theoretischen Maximum und unter dem lag, was von den bestehenden statistischen Modellen vorhergesagt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass die Annahme einer konstanten Spitzenleistungsübertragung in einer festen Strahlrichtung zu einer unrealistischen Bewertung der EMF-Exposition führt."

Genau auf diesen Faktor geht auch die EN 62232 ein indem im normativen Anhang B unter anderem folgendes zu lesen ist: "Die Extrapolation kann für theoretische oder tatsächliche (95. Perzentil) maximale Expositionsbedingungen durchgeführt werden."

Einen von mir erbetenen Einblick in die wichtigsten Messvorgaben der EN 62232 zu geben sah sich Strutz nicht imstande. Dies würde den Rahmen der Beantwortung sprengen, das Papier vermittle technische Informationen auf insgesamt mehr als 260 Seiten. Wichtig sei jedoch, dass die Norm je nach Fragestellung unterschiedliche Arten der Messung definiere. So könne man darin unter anderem lesen: "In Abhängigkeit vom Zweck der Evaluierung oder Bewertung am Aufstell- und Betriebsort müssen entweder die rohen (unverarbeiteten) oder die extrapolierten Messergebnisse in Übereinstimmung mit 6.3.2.3.3 bereitgestellt werden." Abschnitt 6.3.2.3.3 beschreibt die Hochrechnung der Messwerte auf Volllastbetrieb.

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FMK erläutert Sinn & Zweck der 5G-Messung an der "Summerstage"

Gustav, Freitag, 09.10.2020, 10:03 (vor 1509 Tagen) @ H. Lamarr

Die 5G-Messung des FMK in Wien hat im Gigaherz-Forum einige Teilnehmer auf den Plan gerufen, die sich zweifelnd über die Messergebnisse äußern, freilich ohne selbst den Eindruck von Fachkompetenz in 5G-Systemtechnik hinterlassen zu können. So meint einer der Kaffeesatzleser vorwitzig, gemessen worden sei "einer von vier Organisationskanälen ohne jeglichen Datenverkehr mit den insgesamt 1200 Endgeräten in diesem 120°-Sektor". Das riecht nach nur angelesenem, nicht verstandenem 5G-Systemwissen. Warum? Weil vier Organisationskanäle für vier Sektoren (Funkzellen) sprechen, die 120°-Angabe hingegen für drei Sektoren typisch ist.

Nicht so kompliziert, es gibt durchaus mehrere von Laien sog. "Organisationskanäle": 5G/NR - MIB / SIB

Der grosse Widerspruch liegt in der Aussage "ohne jeglichen Datenverkehr mit den insgesamt 1200 Endgeräten".
Also was denn nun? Entweder "1200 Endgeräte" oder "kein Datenverkehr"? Beides gleichzeitig geht irgendwie nicht.

Wenn die Endgeräte keinen Datenverkehr erzeugen ist es vollkommen egal ob es nur ein Gerät ist oder eine Million, sie liegen ja nur herum und tun nichts.

Obergangster in München & Oberclown in Wien

H. Lamarr @, München, Sonntag, 11.10.2020, 14:30 (vor 1507 Tagen) @ H. Lamarr

Auf Nachfrage des IZgMF wollte FMK-Pressesprecher Gregor Wagner auf die Unterstellungen der Gigaherz-"Expertenrunde" explizit nicht eingehen. Stattdessen wies er darauf hin, bei Messungen an Mobilfunkanlagen stelle sich zuerst die Frage nach dem Zweck der Messung. Im konkreten Fall der 5G-Messung an der Wiener "Summerstage" sei es nur darum gegangen, die momentanen Immissionswerte an einem öffentlich zugänglichen Punkt zu erheben und unterschiedliche Funkanwendungen in Relation zueinander zu stellen.

Hans-U. Jakob, eigenen Angaben zufolge die NIS-Schwachstelle des Vereins Gigaherz, kommentiert den Sachverhalt auf die ihm eigene Art & Weise (Der Obergangster in München hat vom Oberclown in Wien folgende Antwort erhalten) und meint abschließend:

Im Übrigen legen wir keinen Wert auf Diskussionen mit Kriminellen. Ihr dürft ruhig unter euch bleiben.

Unklar ist, was der Gigaherz-Präsident damit sagen möchte. Denn a) wurde er weder vom FMK noch vom IZgMF zu Diskussionen eingeladen und b) belegen bislang gesammelte 178 Unterstellungen des Herrn Jakob, dass er seine Hollywoodschaukel direkt am Gartenzaun zum IZgMF-Forum aufgestellt hat, damit ihm hinein bis in die Abendsonne nichts entgeht, was dort passiert. Jakob liebt die späte Abendsonne im Rücken, selbst Zwerge werfen dann lange Schatten in Nachbars Garten :-).

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DIN EN 62232

H. Lamarr @, München, Sonntag, 11.10.2020, 15:24 (vor 1507 Tagen) @ H. Lamarr

Der Entwurf der Europanorm DIN EN 62232:2018-06 (VDE 0848-232:2018-06) vom Juni 2018 wurde zurückgezogen und im August 2019 ersetzt gegen die bis heute gültige Norm DIN EN 62232:2019-08 (VDE 0848-232:2019-08). Der veraltete Entwurf kostet gegenwärtig noch rd. 160 Euro, die aktuelle Norm schlägt mit rd. 267 Euro zu Buche.

Den Inhalt des Papiers (Entwurf) beschreibt der Beuth-Verlag so (Auszug):

Dieser Entwurf enthält den Entwurf der Deutschen Fassung der ersten Ausgabe der Europäischen Norm EN 62232:2017 und ist identisch mit dem Entwurf der deutschen Übersetzung der zweiten Ausgabe der Internationalen Norm IEC 62232 (Ausgabe August 2017). Er dient der Ermittlung der abgestrahlten hochfrequenten Feldstärke, der Leistungsdichte und der spezifischen Absorptionsrate (SAR), die durch die elektromagnetischen Felder von Funkkommunikations-Basisstationen, die im Frequenzbereich von 110 MHz bis 100 GHz arbeiten, hervorgerufen werden, somit der Beurteilung der Sicherheit von Personen, die sich in der Nähe solcher Anlagen aufhalten.

Hierbei ersetzt die EN 62232:2017 die bisherigen Europäischen Normen EN 50383:2010, EN 50400:2006 und EN 50492:2008, so dass eine Harmonisierung der international und der europäisch geltenden Evaluierungsverfahren auf dem Gebiet der Norm erreicht wird und die Verfahren auch auf europäischer Ebene in einem Dokument zusammengefasst werden. Somit werden auch die Verfahren für Evaluierungen im Labor und für Messungen am Aufstell- und Betriebsort der Anlagen nun in einem Dokument beschrieben. Ferner werden die Verfahren in diesem Entwurf beziehungsweise in der IEC/EN 62232:2017 auf den aktuellen Stand unter Berücksichtigung verschiedener aktueller Technologien von Basisstationen gebracht.

Die drei Hauptanwendungen der Evaluierung der HF-Exposition nach diesem Entwurf sind:

- Produktkonformität: Bestimmung der Konformitätsgrenze für eine Funkkommunikations-Basisstation, bevor sie in Verkehr gebracht wird;
- Konformität der Produktinstallation: Bestimmung der HF-Gesamtexpositionspegel in zugänglichen Bereichen einer Funkkommunikations-Basisstation und anderer relevanter Quellen, bevor die Anlage in Betrieb genommen wird;
- Bewertung der HF-Exposition am Aufstell- und Betriebsort: Messung der HF-Expositionspegel in der Nachbarschaft einer Funkkommunikations-Basisstation nach ihrer Inbetriebnahme. weiter ...

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