Österreich: 5G-Messung mit unerwartetem Ergebnis (Allgemein)
Das österreichische Forum Mobilkommunikation (FMK) ließ am Wiener Donaukanal kürzlich eine 5G-Messung gemäß der Messnorm EN 62232 durchführen, die auch für Österreich gilt.
Das Ergebnis dürfte dem Präsidenten eines Schweizer Anti-Mobilfunk-Vereins gar nicht gefallen, denn es straft seine Prophezeiungen extrem starker Emissionen Lügen.
Gemessen wurde auf der Uferprominade der sogenannten Summerstage in rd. 200 Meter Abstand ein am gegenüberliegenden Donauufer installierter Mobilfunkstandort mit Antennen für GSM900, UMTS, LTE und 5G. Die maximale Summensendeleistung der Station am Eingang der am stärksten strahlenden Sektorantennen wird mit 480 W bis 500 W angegeben.
Screenshot des Messorts (rot), wie dieser auf senderkataster.at angezeigt wird.
Gemäß FMK war das Ergebnis der Messung, das, wie auch bei der deutschen BNetzA üblich, in Form der Grenzwertausschöpfung mitgeteilt wurde, eindeutig. Am stärksten strahlte GSM900 mit 0,1 Prozent Grenzwertausschöpfung, am schwächsten 5G mit 0,0002 Prozent Ausschöpfung am Messort. Dies entspricht für 5G einer Immission von 20 µW/m² (0,087 V/m) im Vergleich zu GSM900 mit 4,5 mW/m² (1,30 V/m). Details zur 5G-Station nennt das FMK nicht, dem Video ist jedoch zu entnehmen, dass das 5G-Signal im 3,6-GHz-Band gemessen wurde (Leistungsflussdichte) und aller Voraussicht nach eine smarte 5G-Antenne mit Beamforming in Betrieb war. Unklar ist, welchen Auslastungsgrad die 5G-Antenne zum Messzeitpunkt hatte und ob die Messnorm eine Hochrechnung auf Volllast sowie einen konkreten Reduktionsfaktor vorschreibt, der pauschal berücksichtigt, dass ein Messort bei 5G nicht ständig im Hauptstrahl einer 5G-Antenne liegt. Messungen in Frankreich, die jedoch nicht gemäß der Norm EN 62232 und in unterschiedlichen Abständen zu 5G-Antennen durchgeführt wurden, ergaben unter Volllast erheblich höhere Messwerte von 0,65 V/m bis 9 V/m (siehe Hintergrund), die jedoch noch immer deutlich unter den Icnirp-Grenzwerten liegen. Da die Franzosen jedoch keine Angaben zur maximalen Sendeleistung der gemessenen 5G-Standorte preisgaben, ist ein zutreffender Vergleich ihrer Messwerte mit der Messung in Wien nicht möglich.
Der Screenshot aus dem FMK-Video ist aufschlussreich.
Das FMK weiter:
Die zuletzt nach dem Vollausbau von LTE in ganz Österreich durchgeführte Messreihe an öffentlichen, hochfrequentierten Plätzen ergab als höchsten Wert rund 0,9% Grenzwerteausnutzung in der Summe aller Aussendungen.
Das FMK schätzt, dass sich nach dem Vollausbau von 5G der höchste zu messende Wert österreichweit um 0,3 bis 0,4 auf Prozentpunkte auf etwa 1,3% erhöhen wird.
Hintergrund
Frankreich: 5G-Exposition der Bevölkerung, erste Messwerte
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –