Selbstbetrug: Blinde Flecken in der Forschung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 02.09.2020, 23:59 (vor 1304 Tagen) @ H. Lamarr

Auszug aus spektrum.de vom 28. August 2020 "Schluss mit dem Selbstbetrug"

[...] Wir alle neigen dazu, Beweise zu übersehen, die unseren Überzeugungen widersprechen. Wenn wir mit neuen Daten konfrontiert werden, kann unsere vorgefasste Meinung dazu führen, dass wir etwas sehen, was gar nicht da ist. Dabei handelt es sich um eine Form von Bestätigungsfehler (englisch: confirmation bias): Wir suchen und behalten bevorzugt Informationen, die zu dem passen, was wir bereits glauben. Dieser Filter hat durchaus eine Funktion. Wir müssen in der Lage sein, wichtige Informationen auszusortieren und schnell zu handeln, wenn Gefahr in Verzug ist. Aber der Filter kann zu wissenschaftlichen Fehlschlüssen führen.

Ein Beispiel dafür ist die Bestimmung der elektrischen Elementarladung 1913 durch den Physiker Robert Millikan. Obwohl er behauptete, dass seine Arbeit alle Datenpunkte aus seinem berühmten Öltropfenversuch enthielt, enthüllten seine Notizbücher weitere, unerwähnte Datenpunkte, die zwar den Endwert nur geringfügig verändert, aber eine größere statische Fehlervarianz beschert hätten. Es folgte eine Debatte darüber, ob Millikan beabsichtigt hatte, seine Leser in die Irre zu führen. Aber es ist nicht ungewöhnlich, dass ehrliche Menschen unbequeme Fakten unterdrücken. [...]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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