Franz Adlkofer auf Rubikon: Das Strahlen-Kartell (Allgemein)
H. Lamarr , München, Montag, 25.05.2020, 01:24 (vor 1642 Tagen)
Nachdem es mit den traditionellen Medien offensichtlich nicht mehr so richtig klappen mag, tritt Franz Adlkofer seit einigen Jahren bevorzugt in alternativen Medien auf. Dies erscheint logisch, sind derartige Medien doch mehr an alternativen Fakten interessiert als an Fakten.
Adlkofers jüngster Auftritt fand am 23. Mai 2020 in Rubikon statt, einem "Magazin für die kritische Masse", dem sich auch der unbequeme und folglich wütend angefeindete Internetpranger Psiram schon ausführlich angenommen hat.
Hinter Rubikon steht Jens Wernicke, der dort gemäß Psiram als Geschäftsführer, Gesellschafter und Herausgeber, Chefredakteur, Chef-Administrator, Chef-Lektor und Autor wirkt. Mutmaßlich deshalb hat Adlkofers Artikel den einprägsamen Titel "Das Strahlen-Kartell" bekommen. Denn Wernicke und Adlkofer drehten schon einmal gemeinsam ein Ding. Am 17. November 2016 durfte der Ex-Tabaklobbyist in einem anderen Magazin (Ken FM) für die an alternativen Fakten interessierte kritische Masse seinem Gesprächspartner Jens Wernicke erzählen, was Mobilfunkgegner an ihren Lagerfeuern munkeln und raunen. Titel des damaligen Artikels: Das Strahlungskartell.
Dem Einfallsreichtum des Duos sind also ersichtlich Grenzen gesetzt. Darunter leidet auch der jüngste Artikel, in dem Adlkofer von einer Ausnahme abgesehen nur das kolportiert, was Kenner der Anti-Mobilfunk-Szene bereits aus Originalquellen wie aus dem Effeff kennen.
Die Ausnahme sind Adlkofers zwanghafte Angriffe auf Alexander Lerchl, dem der Wahl-Berliner es nicht verzeihen mag, dass die Kronjuwelen seines "Reflex"-Forschungsprojekts unter dem begründeten Verdacht stehen, billiger Strass zu sein. Neben den üblichen Giftpfeilen, die Adlkofer bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf Lerchl abschießt, analysiert er, und das ist neu, den Auftritt seines Widersachers im November 2019 bei einer Veranstaltung des Forum Mobilkommunikation (FMK), das ist die Interessenvertretung der österreichischen Mobilfunknetzbetreiber.
Wie von Adlkofer nicht anders zu erwarten, kommt er zu dem Schluss, Lerchl habe seine Zuhörer in die Irre geführt. Die Vorwürfe kann man in dem Rubikon-Artikel nachlesen. Um an die spärlichen Fakten heranzukommen muss man sich allerdings durch ein Gestrüpp üppiger Polemik kämpfen. Ob Adlkofers Behauptungen zutreffen kann jeder selbst beurteilen, denn das folgende Video zeigt die Aufzeichnung der Veranstaltung, auf die sich Adlkofer bezieht. Ich habe mir das 22-Minuten-Video angesehen und kann dem Ex-Tabaklobbyisten eine blühende Fantasie bescheinigen. Und auch dies: Kein seriöses Blatt hätte auch nur ansatzweise in Erwägung gezogen, seinen Artikel zur Veröffentlichung anzunehmen. Die Strafe Rubikon ist hart aber gerecht.
Alexander Lerchl, Adlkofers Albtraum, auf einer FMK-Veranstaltung
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Franz Adlkofer auf Rubikon: Das Strahlen-Kartell
H. Lamarr , München, Montag, 25.05.2020, 15:52 (vor 1642 Tagen) @ H. Lamarr
Um an die spärlichen Fakten heranzukommen muss man sich allerdings durch ein Gestrüpp üppiger Polemik kämpfen.
In Adlkofers Gestrüpp sind Tatsachen, Lügen, Verdrehungen, willkürliche Interpretationen und seine persönliche Einschätzung organisch so miteinander verwachsen, dass Laien eine Trennung nicht möglich ist. So hat die IARC nie Zweifel an Lerchls fachlicher Qualifikation geäußert, Adlkofers diesbezügliche Behauptung beruht auf einer fehlerhaften Übersetzung vom Englischen ins Deutsche. Dies hätte auch Adlkofer seit spätestens 2013 wissen können, kennt er doch das IZgMF-Forum wie kaum ein anderer.
Voilà, hier nun also eine Nahaufnahme (Auszug) des prächtigen Adlkofer-Wildwuchses auf Rubikon:
In besonders schwierigen Situationen bedient sich die Mobilfunkindustrie zur Durchsetzung ihrer Interessen gerne des Alexander Lerchl, Professor für Biologie und Ethik an der privaten Jacobs University Bremen. Seine rechtskräftige Verurteilung als notorischer Verleumder und der Vorwurf der eidesstattlichen Falschaussage ist für sie offensichtlich nicht Anlass genug, aus Gründen der Selbstachtung auf eine Zusammenarbeit mit ihm zu verzichten (9). Im Gegenteil! In den zurückliegenden 20 Jahren hat er sich aus Sicht der Mobilfunkindustrie mehrmals große Verdienste erworben.
Im Rahmen des Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramms hat er sich dadurch ausgezeichnet, dass er durch verfehlte Planung, verfehlte Durchführung und verfehlte Auswertung der ihm übertragenen Forschungsvorhaben jeweils das erwünschte Nullergebnis erzielte. Dies mag wohl auch der Grund gewesen sein, warum ihm das BfS vor kurzem die Leitung eines neuen Forschungsvorhabens übertragen hat. In diesem Forschungsvorhaben sollen die Wirkungen der 5G-Strahlung auf menschliche Zellen untersucht werden. Dafür werden ihm 1,1 Millionen Euro aus Steuermitteln zur Verfügung gestellt (10). Seine weiteren Verdienste bestehen darin, dass er, wenn auch mit wechselndem Erfolg, seit Jahren immer wieder neue Versuche unternommen hat, der Mobilfunkindustrie missfällige Forschungsergebnisse unter anderem mit der Behauptung aus der Welt zu schaffen, dass diese gefälscht seien (5, 9).
Gegenwärtig wird dieser Mann — wie es aussieht — besonders dringend benötigt, um die Öffentlichkeit auf die bevorstehende Einführung der 5G-Technologie im Sinne der Mobilfunkindustrie vorzubereiten. Dazu reist er durch die Welt und beteuert seinen Zuhörern, dass aus wissenschaftlicher Sicht hinsichtlich möglicher gesundheitsschädlicher Wirkungen bei der Mobilfunkstrahlung keinerlei Grund zur Besorgnis besteht.
Die YouTube-Aufzeichnung eines Vortrags, die entlarvender Weise vom Forum Mobilkommunikation (FMK), der PR-Vertretung der österreichischen Mobilfunkindustrie, ins Netz gestellt wurde, zeigt Alexander Lerchl auf seiner Mission (11). Frei nach seinem Motto, dass der Mensch der Lüge verhaftet ist, leitet er seinen Vortrag mit der Feststellung ein, dass er keinerlei Interessenskonflikte habe, da er weder wirtschaftlich noch inhaltlich mit den Mobilfunkanbietern verbunden sei. So wenig unglaubwürdig [sik!] wie diese persönliche Einführung ist auch der Vortrag selbst. Drei seiner Versuche zur Irreführung der Zuhörer mögen dies verdeutlichen:
Alexander Lerchls erste Irreführung besteht darin, dass er den Photoeffekt, für dessen Aufklärung Albert Einstein 1921 den Nobelpreis erhalten hat, erklärt und die Ergebnisse für seine Zwecke missbraucht. Vom sichtbaren Licht besitzen nur die Photonen der höheren Frequenzen genügend Energie, um aus einer Metallplatte Elektronen und damit Strom freizusetzen. Daraus ergibt sich, dass die niederfrequentere und damit energieärmere Mobilfunkstrahlung, die dazu nicht in der Lage ist, eigentlich noch harmloser als sichtbares Licht sein muss. Dies ist für ihn der Beweis dafür, dass die Mobilfunkstrahlung, wie sichtbares Licht eine nicht-ionisierende Strahlung, unmöglich Krebs auslösen kann.
Von den Zuhörern wird kaum jemand wissen, dass die durch die Mobilfunkstrahlung verursachten und vielfach nachgewiesenen Genschäden, die am Anfang der Krebsentstehung stehen, mittels eines Mechanismus zustande kommen, bei dem so wenig Energie benötigt wird, dass sogar die Energie der Mobilfunkstrahlung dafür ausreicht.
Der menschliche Organismus hat mit einer Metallplatte schließlich nichts gemein. Im Gegensatz zu einem toten Körper verständigen sich in einem lebendigen Organismus Zellen, Gewebe und Organe über chemische Botenstoffe und über elektrische Signale. Bei den elektrischen Signalen, die nur ein Minimum an Energie benötigen, scheint die Mobilfunkstrahlung anzusetzen.
Alexander Lerchls zweite Irreführung besteht in dem Versuch, die 2011 erfolgte Einstufung elektromagnetischer Felder durch die IARC unter 2B als „möglicherweise krebserzeugend“ ins Lächerliche zu ziehen — nämlich mit dem Vergleich, dass bestimmte eingelegte Gemüsearten in dieselbe Gruppe gehören und dass bis 2016 sogar Kaffeetrinken dazu zählte. Zu gerne hätte er 2011 versucht, die IARC-Einordnung als „möglicherweise krebserzeugend“ zu verhindern. Die Teilnahme an der Beratung wurde ihm jedoch wegen der Einseitigkeit seiner Argumente, seiner Nähe zur Mobilfunkindustrie und aufgrund von Zweifeln an seiner fachlichen Qualifikation verweigert.
In seinem Vortrag behauptet Lerchl auch, dass die Einstufung nur für die von Mobiltelefonen ausgehende Strahlung gilt, aber nicht für die von Masten. Eine solche Trennung hat die IARC gar nicht vorgenommen, sie wäre schon deshalb unsinnig gewesen, weil es für krebserzeugende Agentien schon aus theoretischen Gründen keine untere Grenze gibt, bei der jede Wirkung zuverlässig ausgeschlossen werden kann. Bleibt abzuwarten, was geschehen wird, wenn in absehbarer Zeit aufgrund der Ergebnisse der neuen NTP-Studie (8) die IARC das krebserzeugende Potential von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf „wahrscheinlich krebserzeugend“ (2A) oder gar auf „krebserzeugend beim Menschen“ (I) hochstufen wird.
Alexander Lerchls dritte Irreführung besteht in dem Versuch, die Ergebnisse der inzwischen weltweit bekannten amerikanischen NTP-Studie als unglaubwürdig darzustellen (8) — ein Vorgehen, bei dem er auf seine beträchtliche Erfahrung als Verleumder zurückgreifen konnte (5). In dieser Studie wurde bei männlichen Ratten, die zwei Jahre lang der Mobilfunkstrahlung ausgesetzt waren, ein signifikanter Anstieg von Tumoren in Herz und Hirn festgestellt. Dass Hirntumore aufgetreten sind, unterschlägt Alexander Lerchl in seinem Vortrag. Dafür behauptet er, dass die bestrahlten Ratten wesentlich länger lebten als die nicht-bestrahlten Kontrolltiere — so als ob er seinen Zuhörern sagen wollte, dass die Mobilfunkstrahlung Leben verlängert. Auch diese Behauptung ist wahrheitswidrig. Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied in der Überlebensrate zwischen den männlichen Kontrollratten und den Strahlen-exponierten männlichen Ratten mit dem höchsten Vorkommen an Hirn- und Herztumoren. Bei keinem einzigen Kontrolltier wurden Gliazellhyperplasien, das heißt die Vorstufen von Hirntumoren, oder Herztumore festgestellt, während bei den bestrahlten Ratten Gliazellhyperplasien bereits in der 58. Woche und Tumore im Herz bereits in der 70. Woche nachzuweisen waren (8).
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Franz Adlkofer auf Rubikon: drehen bis es passt
H. Lamarr , München, Dienstag, 26.05.2020, 12:15 (vor 1641 Tagen) @ H. Lamarr
Alexander Lerchls dritte Irreführung besteht in dem Versuch, die Ergebnisse der inzwischen weltweit bekannten amerikanischen NTP-Studie als unglaubwürdig darzustellen (8) — ein Vorgehen, bei dem er auf seine beträchtliche Erfahrung als Verleumder zurückgreifen konnte (5). In dieser Studie wurde bei männlichen Ratten, die zwei Jahre lang der Mobilfunkstrahlung ausgesetzt waren, ein signifikanter Anstieg von Tumoren in Herz und Hirn festgestellt. Dass Hirntumore aufgetreten sind, unterschlägt Alexander Lerchl in seinem Vortrag. Dafür behauptet er, dass die bestrahlten Ratten wesentlich länger lebten als die nicht-bestrahlten Kontrolltiere — so als ob er seinen Zuhörern sagen wollte, dass die Mobilfunkstrahlung Leben verlängert. Auch diese Behauptung ist wahrheitswidrig. Es gab keinen statistisch signifikanten Unterschied in der Überlebensrate zwischen den männlichen Kontrollratten und den Strahlen-exponierten männlichen Ratten mit dem höchsten Vorkommen an Hirn- und Herztumoren. Bei keinem einzigen Kontrolltier wurden Gliazellhyperplasien, das heißt die Vorstufen von Hirntumoren, oder Herztumore festgestellt, während bei den bestrahlten Ratten Gliazellhyperplasien bereits in der 58. Woche und Tumore im Herz bereits in der 70. Woche nachzuweisen waren (8).
Als Tabaklobbyist war es Adlkofers Kunst, die Öffentlichkeit über die Risiken des Rauchens zu verunsichern. Die Tabakindustrie danke ihm seinen erfolgreichen Einsatz mit anerkennenden Worten.
In der oben zitieren Textpassage blitzt Adlkofers Know-how im Vernebeln wieder auf.
Lerchl zeigt in dem Video eine Grafik aus der klar hervorgeht, die befeldeten Versuchstiere lebten länger als die unbefeldeten Kontrolltiere. Adlkofer widerlegt nun nicht etwa diese Grafik, sondern pickt sich aus den zahlreichen Befunden der NTP-Studie einen einzigen heraus (höchstes Vorkommen an Hirn- und Herztumoren), bei dem die bestrahlten Ratten (angeblich) nicht merklich länger lebten als die Kontrolltiere. Um davon abzulenken, bringt er zusätzlich Gliazellhyperplasien ins Spiel, was im Kontext (Überlebensrate) jedoch ohne Belang ist.
Die Grafik, die Lerchl in dem Video zeigt, zeigte anlässlich der BioEM 2016 der NTP-Studiendirektor Dr. Michael Wyde einem staunenden Publikum. Aus dieser Grafik ist zweifelsfrei ersichtlich, dass die bestrahlten Tiere die Kontrolltiere um bis zu zehn Wochen überlebten. Doch die Grafik zeigt nur die Überlebensraten männlicher Ratten unter GSM-Befeldung. Wie aber sieht es mit UMTS-Befeldung (CDMA) und bei weiblichen Ratten aus? Kein Problem, in dieser Präsentation von Wyde sind auch diese Überlebensraten ersichtlich. Sogar Laien können anhand der Grafiken erkennen, dass im Allgemeinen die Kontrolltiere früher starben als die exponierten Tiere. Nur in einem von zwölf Expositionsversuchen war dies deutlich anders: Unter stärkster CDMA-Befeldung (6 W/kg) überlebten männliche Ratten die Kontrolltiere nicht, allerdings trifft auch dies nur in einem zeitlich begrenzten Abschnitt der 105 Wochen dauernden Exposition zu (siehe Grafik auf Seite 18 der Präsentation). Diesen "Ausreißer" von der Regel pickt sich Adlkofer heraus, um Lerchl "Wahrheitswidrigkeit" zu unterstellen.
Wer jetzt der "Böse" ist mag jeder selbst beurteilen.
Hirntumoren hat Lerchl mit Blick auf die NTP-Studie nicht unterschlagen, wie Adlkofer behauptet, sondern er sagt, NTP habe diesbezüglich keinen signifikanten Befund gezeigt. Das BfS weiß zu diesem NTP-Befund Genaueres zu berichten:
Gehirn: Bei männlichen Ratten wurden erhöhte Inzidenzen maligner Gliome in allen exponierten Gruppen im Vergleich zur Kontrolle bei GSM-Modulation [...] und ein signifikanter Trend mit zunehmender Exposition bei CDMA-Modulation [...] gefunden. Bei weiblichen Ratten traten nur in wenigen Expositionsstufen Erhöhungen der Inzidenzen maligner Gliome [...] auf, die alle nicht signifikant waren.
Erhöhte Inzidenzen einer Hyperplasie der Gliazellen (mögliche Krebsvorstufe des malignen Glioms) traten in den meisten exponierten Gruppen beiderlei Geschlechts auf, diese waren jedoch nicht signifikant.
Aus dem Text des BfS geht für mich nicht klar hervor, wer denn nun recht hat: Adlkofer, der von einem signifikanten Anstieg der Hirntumoren bei der NTP-Studie redet oder Lerchl, der eben diese Signifikanz bestreitet.
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Entwertung, Adlkofer, Irreführung, Verleumdung, Ratten, NTP-Studie, Spaltung, Rubikon, Schlachtplan
Franz Adlkofer auf Rubikon: drehen bis es passt
Wellenreiter, Dienstag, 26.05.2020, 13:22 (vor 1641 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Wellenreiter, Dienstag, 26.05.2020, 14:17
An der Stelle sollte vielleicht nicht unerwähnt bleiben, dass das Zitat im Rubikon-Artikel bezüglich der nicht vorhandenen statistischen Signifikanz nahezu wörtlich aus Ron Melnicks Kommentar übernommen worden ist (Quelle (8) im Rubikon-Artikel) und daher nicht Herrn Adlkofer zuzuschreiben ist. Selbiges gilt auch für die Bemerkung zu den Gliazellhyperplasien. Die Tatsache, dass es sich dabei um unwissenschaftliches Rosinenpicken handelt, bleibt davon unberührt. Das Muster des deutlich kürzeren Überlebens der Kontrollgruppe ist bei Betrachtung aller Expositionsgruppen sichtbar. Für Männchen sind die nackten Zahlen der lebendigen Tiere bei Studienabbruch im Vergleich zu allen Expositionsgruppen kleiner. Das kann allerdings auch daran liegen, dass für gsm und cdma leider dieselbe Kontrollgruppe genutzt wurde.
Franz Adlkofer auf Rubikon: drehen bis es passt
H. Lamarr , München, Dienstag, 26.05.2020, 14:31 (vor 1641 Tagen) @ Wellenreiter
An der Stelle sollte vielleicht nicht unerwähnt bleiben, dass das Zitat im Rubikon-Artikel bezüglich der nicht vorhandenen statistischen Signifikanz nahezu wörtlich aus Ron Melnicks Kommentar übernommen worden ist (Quelle (8) im Rubikon-Artikel) und daher nicht Herrn Adlkofer zuzuschreiben ist. Selbiges gilt auch für die Bemerkung zu den Gliazellhyperplasien. Die Tatsache, dass es sich dabei um unwissenschaftliches Rosinenpicken handelt, bleibt davon unberührt.
Danke, gute Ergänzung!
Das Muster des deutlich kürzeren Überlebens der Kontrollgruppe ist bei Betrachtung aller Expositionsgruppen sichtbar. Für Männchen sind die nackten Zahlen der lebendigen Tiere bei Studienabbruch im Vergleich zu allen Expositionsgruppen kleiner. Das kann allerdings auch daran liegen, dass für gsm und cdma leider dieselbe Kontrollgruppe genutzt wurde.
Wieso leider? Ist es nicht wirtschaftlich gedacht, die Kontrollgruppe gleich 2-Mal als Referenz zu verwenden? Hätten unter gleichen Bedingungen gehaltene zwei separate Kontrollgruppen für GSM/CDMA nicht zwangsläufig zum selben Ergebnis führen müssen?
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NTP-Kontrolltiere
Wellenreiter, Dienstag, 26.05.2020, 17:51 (vor 1640 Tagen) @ H. Lamarr
Wieso leider? Ist es nicht wirtschaftlich gedacht, die Kontrollgruppe gleich 2-Mal als Referenz zu verwenden? Hätten unter gleichen Bedingungen gehaltene zwei separate Kontrollgruppen für GSM/CDMA nicht zwangsläufig zum selben Ergebnis führen müssen?
Lassen Sie mich das mit einem kleinen Beispiel verdeutlichen. In einer "idealen" eindeutigen Welt würde ja auch ein einziges Kontrolltier ausreichen, denn alle zusätzlichen Kontrolltiere würden ja nach dieser Logik identisch reagieren und wären damit Geldverschwendung. In Wirklichkeit sind die Krankheitsschicksale der Kontrolltiere natürlich einer Verteilung unterworfen. Aus der Verteilung der Grundgesamtheit wird hier eine Stichprobe von 90 Tieren gezogen, die diese Verteilung leidlich gut approximieren soll (das geht leider nicht anders). Je größer die Stichprobe ist, umso besser wird (wenn alles gut läuft) die real existierende Verteilung widergegeben. Es gibt jedoch Anhaltspunkte dafür, dass die Stichprobe aus 90 Kontrolltieren die reale Verteilung nicht besonders gut widergegeben hat. Die Kontrolltiere der NTP-Studie sind beispielsweise nicht nur deutlich früher gestorben, als die exponierten Tiere, sondern auch als die Kontrolltiere aus anderen NTP-Experimenten. Selbiges gilt übrigens auch für die Inzidenz der Herz- und Hirntumore, die waren hier auch am unteren Ende der Verteilung.
Nun kommt das Problem: Alle, also sämtliche GSM und CDMA-Expositionsgruppen wurden mit der selben Kontrollgruppe verglichen. Wir reden also hier von 6x90 Tieren, die jeweils mit denselben 1x90 Tieren verglichen worden sind. Der Kontrollgruppe kommt hier also ein überproportionales Gewicht zu. Ein starker Ausreißer in der Kontrollgruppe könnte damit für statistisch signifikante Ergebnisse in den Vergleichen mit allen exponierten Tieren führen, auch wenn die Krankheitsschicksale der exponierten Tiere in Wirklichkeit ziemlich nahe bei den Werten liegen, die auch für nichtexponierte Tiere typisch wären. Man weiß also nicht, wer sich hier besonders stark von der Realität unterscheidet, die exponierten Tiere oder doch die Kontrolltiere? Ursprünglich kamen die NTP-Forscher deshalb auch nicht zu einer klaren Evidenz für eine krebserzeugende Wirkung, da der Vergleich der exponierten Tiere zu den Kontrolltieren aus vergangenen Experimenten nicht ganz so dramatisch ausfällt.
Im Peer-Review-Verfahren hat sich dann durchgesetzt, dass sich die Haltung im der Kontrolltiere des EMF-Experiments deutlich von der Haltung der historischen Kontrollen unterscheidet (z.B. Krach, Beleuchtung, Einzelhaltung vs. 5 Pro Käfig et.c) und daher dem Vergleich mit den mitgeführten Kontrolltieren ein so hohes Gewicht gegeben werden sollte (daher die Hochstufung zur klaren Evidenz). Das ist einerseits ein valides Argument, andererseits jedoch mit der oben geschilderten Verzerrungsgefahr verbunden, weil die Stichprobe der Kontrolltiere im Vergleich zum Gesamtexperiment so klein ist. Hätte es jeweils eine Extrakontrollgruppe pro Modulation gegeben (also insgesamt 2x90 Tiere) hätte man vielleicht ein besseres Gefühl für die natürlichen Fluktuationen unter den Bedingungen der Studie gehabt und die Wertung einer klaren Evidenz für eine krebserzeugende Wirkung wäre belastbarer (oder auch nicht).
NTP-Kontrolltiere
H. Lamarr , München, Dienstag, 26.05.2020, 23:31 (vor 1640 Tagen) @ Wellenreiter
Wieso leider? Ist es nicht wirtschaftlich gedacht, die Kontrollgruppe gleich 2-Mal als Referenz zu verwenden? Hätten unter gleichen Bedingungen gehaltene zwei separate Kontrollgruppen für GSM/CDMA nicht zwangsläufig zum selben Ergebnis führen müssen?
Lassen Sie mich das mit einem kleinen Beispiel verdeutlichen [...]
... für die Mühe! Ihre Erklärung ist schlüssig und so gut verständlich, dass sogar ich meine, diese verstanden zu haben. So treffsicher können selbsternannte Experten Dinge nicht auf den Punkt bringen, echte Experten hingegen schon. Beim Zeus, Sie sollten sich häufiger einmischen .
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Adlkofer vs. Lerchl – "Bild" vs. Drosten
H. Lamarr , München, Dienstag, 26.05.2020, 14:11 (vor 1641 Tagen) @ H. Lamarr
Adlkofer stänkert seit mehr als zehn Jahren gegen Lerchl, das weiß hier jeder. Weniger bekannt ist: Das Springer-Blatt "Bild" stänkert seit einigen Wochen gegen den Virologen Drosten. Dieser Konflikt ist nun eskaliert und zieht andere mit hinein. Hier wie dort geht es um die planmäßige Entwertung eines Wissenschaftlers, nicht um diesen gegenüber seinen Kollegen unglaubwürdig zu machen, sondern gegenüber der Bevölkerung.
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Machtprobe: Worum es beim Kampf von „Bild“ gegen Drosten geht
H. Lamarr , München, Donnerstag, 28.05.2020, 14:23 (vor 1639 Tagen) @ H. Lamarr
Adlkofer stänkert seit mehr als zehn Jahren gegen Lerchl, das weiß hier jeder. Weniger bekannt ist: Das Springer-Blatt "Bild" stänkert seit einigen Wochen gegen den Virologen Drosten.
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"Bild" vs. Drosten: Auf dem Boulevard der Wissenschaft
H. Lamarr , München, Freitag, 29.05.2020, 01:24 (vor 1638 Tagen) @ H. Lamarr
Die "Bild" veröffentlicht Kritik an Christian Drosten und der schlägt zurück. Dahinter steckt auch die Frage: Wie soll Boulevardjournalismus in Corona-Zeiten agieren?
Mal wieder typisch, könnte man denken: Selbstverständlich fühlt sich der Virologe Christian Drosten genötigt, eine Berichterstattung der Bild-Zeitung über seine Forschung bereits vor deren Veröffentlichung als "tendenziös" zu markieren. Das ist halt Boulevardjournalismus und er ist eben Wissenschaftler. Das passt einfach nicht zusammen.
Diese Perspektive unterschätzt jedoch, dass Boulevardmedien durchaus eine positive Funktion zugetraut wird. weiter auf Zeit Online ...
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Adlkofer-Artikel im Sonderangebot
H. Lamarr , München, Sonntag, 31.05.2020, 00:35 (vor 1636 Tagen) @ H. Lamarr
Adlkofers jüngster Auftritt fand am 23. Mai 2020 in Rubikon statt, einem "Magazin für die kritische Masse", dem sich auch der unbequeme und folglich wütend angefeindete Internetpranger Psiram schon ausführlich angenommen hat.
Adlkofers Artikel auf Rubikon unterliegt der Creative-Commons-Lizenz (CC-Lizenz), was bedeutet, Nicole, Karl, Jörn oder auch Hans-Ulrich, hier stellvertretend genannt für jedermann, dürfen den Artikel unentgeltlich und ohne Angst vor Verfolgung auch auf ihre Websites packen. Die CC-Lizenz ist damit ein netter Freibrief, um Information, besonders aber auch Desinformation auf breiter Front unters Volk zu bringen. Einzige Bedingung für diese laue Nutzung fremden geistigen Eigentums ist die Einhaltung einiger Regeln, die für den konkreten Fall des Adlkofer-Artikels hier beschrieben sind.
Doch trotz entgegenkommender CC-Lizenz haben Nicole, Karl, Jörn und sogar Hans-Ulrich bislang von dem Sonderangebot keinen Gebrauch gemacht, wie gegenwärtig <hier> zu erkennen ist: Keine einzige Zweitverwertung seines Werks muss für Franz Adlkofer eine herbe Enttäuschung sein.
Dann eben nicht, mag sich der Ex-Tabaklobbyist gedacht haben, und packte drei Tage nach der Erstveröffentlichung auf Rubikon seinen eigenen Artikel kurzerhand auf seine eigene Website. Ob er dabei bereits ein Verstoß gegen die Lizenzbedingungen begangen hat, indem er den Original-Untertitel zum Titel erhob und den Originaltitel weggelassen hat, mögen andere beurteilen. Wo kein Kläger, da kein Richter.
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