Kein Beleg für Standort-Wohngebiets-Apartheid (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 06.05.2006, 12:20 (vor 6537 Tagen) @ hertzklopfer

In der Realität entwickelt sich eine Standort-Wohngebiets-Apartheid zwischen Privilegierten und weniger Einflussreichen.

Das ist ein interessanter Gedanke. Eine schnelle Stichprobe mit Hilfe der EMF-Datenbank der BNetzA hat jedoch keine Standort-Wohngebiets-Apartheid ergeben! Wir haben uns im selben Maßstab zwei typische Stadtteile in München angesehen:

A) Hasenbergel - dort wohnen eher weniger Betuchte (dichte Bebauung)
B) Bogenhausen - dort wohnen eher Betuchte (dichte Bebauung)

Die Karte der BNetzA zeigt für A) 17 Standorte, für B) dagegen 19 Standorte. Dies stützt Ihre Hypothese also nicht.

Wieder im selben Maßstab betrachtet zeigte der südliche Münchener Nobel-Vorort Grünwald nur 6 Standorte. Im Vergleich zu A) wäre dies sehr wenig und würde Ihre Hypothese stützen. Dieser Vergleich ist aber unfair, denn Grünwald hat eine sehr lockere Bebauung, viele Villen, nahezu keine Wohnblocks. Also leben dort auf gleicher Fläche viel weniger Menschen als bei A). Dies reduziert automatisch den Bedarf an Sprechkanälen und damit auch an Standorten in Grünwald - die "Großkopferten" müssen dazu noch nicht einmal ihre Beziehungen spielen lassen.

Beim Vergleich der Kartenausschnitte ist uns noch etwas aufgefallen: Standorte liegen gerne an Hauptverkehrsadern, egal ob diese gute oder schlechte Wohngegenden durchqueren.

Das Beispiel mit München/Grünwald ist zwar nur ein Einzelfall, der aber wenigstens konkrete Zahlen nennt. Und das Verfahren, über die EMF-Datenbank eine echte oder vermeintliche Standort-Wohngebiets-Apartheid ausfindig zu machen, kann jeder für sich selber nutzen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
, EMF-Datenbank, Mobilfunkstandorte


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