EMF & oxidativer Stress: Mobilfunkgegner nicht völlig daneben (Forschung)
Was oxidativen Stress betrifft ist die Aussage des Robert-Koch-Instituts (RKI) weiterhin gültig. Die Argumentationslinie der Mobilfunkgegner ist nicht grundsätzlich falsch, es müsste aber erst einmal sicher nachgewiesen werden, dass elektromagnetische Felder überhaupt oxidativen Stress verursachen, und zwar über das Ausmaß dessen hinaus, was physiologisch normal ist. Das ist bei der Qualität vorliegender Studien nicht der Fall.
Wenn Roland Glaser sagt, mit oxidativem Stress könne man alle möglichen Gesundheitsprobleme erklären, so hat er damit recht. Grundsätzlich essen wir und atmen tun wir auch. Nährstoffe werden oxidiert, es entsteht Energie, die die Grundlage des Lebens von allen Organismen ist, die atmen. Und das sind die meisten. Dabei passiert es immer wieder, dass ein Sauerstoffatom übrig bleibt und etwas anderes oxidiert, z.B. die DNA. Dann entsteht ein DNA-Schaden, der enzymatisch repariert wird. Das ist alles normal und kein Grund zur Aufregung. Da die Reparatur aber nicht zu 100 Prozent klapp, summieren sich im Laufe eines Lebens die Reparaturfehler. Das hat Folgen: Wir altern, die Krebsrate steigt und wesentlich älter als 100 werden wir nur sehr selten. Auch das ist alles normal. Sollte EMF-Einwirkung diesen Prozess nun maßgeblich beschleunigen, wäre dies jedoch weniger schön. Doch unterhalb der Grenzwerte ist so eine Wirkung extrem unwahrscheinlich. Aber: Hohe Temperaturen beschleunigen alle chemischen Prozesse, auch die Oxidation. Oberhalb der Grenzwerte, wenn EMF Körpergewebe merklich erwärmt, ist eine unerfreuliche Oxidation deshalb nicht ganz ausgeschlossen.
Das, was Wikipedia zu oxidativem Stress schreibt, ist auf jeden Fall richtig – nur umfangreicher und komplizierter als meine Darstellung. Grundsätzlich gilt: zu viel oxidativer Stress ist schlecht, zu wenig aber auch.
Auch Vater Staat kümmert sich. Die Ressortforschung des BMU sieht eine bewertende Literaturstudie zum Einfluss elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf oxidative Prozesse bei Mensch und Tier vor. Die Arbeit soll alle Frequenzen umfassen, also 50-Hz-Stromnetze genauso wie 5G. Mit Ergebnissen ist Ende 2020 zu rechnen, dann wissen wir mehr.
Hintergrund
Klaus Scheidsteger über oxidativen Stress