Strahlenintensität vs. Biodiversität: Reimann fragt Bundesrat (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 16.08.2019, 23:07 (vor 2191 Tagen)

Maximilian Reimann, Schweizer Nationalrat und familiär polarisierter Mobilfunkgegner, klopfte im Mai 2019 bei der Schweizer Regierung an (Bundesrat), warum es in der Diskussion über die Ursachen für die Abnahme der globalen Biodiversität keinen Hinweis auf die (angeblich) zunehmende Strahlenbelastung gäbe (Anfrage 19.1025). Eine solche Anfrage musste kommen, Mobilfunkgegner versuchen seit mindestens zwei Jahrzehnten, beliebige Fehlentwicklungen auf dieser Erde immer irgendwie und immer substanzlos mit Funkimmission in Verbindung zu bringen. Reimanns aktueller Schuss ins Blaue nachfolgend im Wortlaut:

Im Bericht des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) vom 6. Mai 2019 über den Zustand der biologischen Vielfalt der Erde wird ein düsteres Bild über die künftige Entwicklung aufgezeigt. Da der IPBES auf der UN-Biodiversitätskonvention von 1992 beruht, dürfte auch die Schweiz in die Entstehung des neuen Berichts involviert gewesen sein. Zum Bericht und zu den wichtigsten Ursachen, die zum erschreckenden Ausmass der Abnahme der globalen Artenvielfalt geführt haben, folgende Fragen:

1. Unter den wichtigsten Einflussgrössen zur Abnahme der Biodiversität wird insbesondere auf die Agrar- und die Fostwirtschaft, auf die Fischerei oder auf die fossilen Brennstoffe verwiesen, praktisch nichts hingegen zur zunehmenden Strahlenbelastung ausgeführt. Ist der Bundesrat auch der Meinung, dass die Strahlenbelastung im Zusammenhang mit der Artenvielfalt zu vernachlässigen sei?

2. In jüngerer Vergangenheit hat die Strahlenintensität massiv zugenommen (mobile Telekommunikation, Satelliten-TV, DAB-Radio, GPS usw.). Hat man im Bundesrat Kenntnis darüber, ob im IPBES die gebündelte Wirkung dieser Strahlenmenge (Interferenz) auf die Biodiversität wie insbesondere auf Insekten und namentlich auf Bienen wirklich angemessen geprüft worden ist?

3. Ist die Schweiz im IPBES direkt vertreten? Falls ja, durch wen und wie ist der Instruktionsfluss seitens des Bundes auf diese Person(en) ausgestaltet?

Der Schweizer Bundesrat ließ sich lange Zeit, auf die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme des Nationalrats zu reagieren. Am 14. August 2019 war es dann soweit und Reimann bekam was er verdient hat:

Zu Frage 1: Die Ursachen für das Insektensterben sind grundsätzlich bekannt: Im Zentrum stehen die zersiedelte und ausgeräumte Landschaft, die intensive Landwirtschaft, die mangelhafte Qualität der Insektenhabitate und wachsende Lichtemissionen. Wie bereits in der Antwort des Bundesrates auf die Interpellation 19.3345 "Forschungsbedarf zu den Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern auf Tiere und Pflanzen" ausgeführt, erachtet die internationale Forschungsgemeinschaft die nichtionisierende Strahlung, gestützt auf verschiedene Studien, als Ursache für den vermehrten Überwinterungsverlust bei Völkern der Honigbienen und bei Wildbienen als wenig wahrscheinlich.

Zu Frage 2: Das zwischenstaatliche Expertengremium für Biodiversität und Ökosystemleistungen (IPBES, Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) hat in seinem globalen Bericht zum Zustand der Biodiversität und der Ökosystemleistungen die Frage der potenziellen Auswirkungen der anthropogenen nichtionisierenden Strahlungen auf die Biodiversität nicht behandelt.

Zu Frage 3: Die Schweiz beteiligt sich an den Arbeiten des IPBES. Der Bundesrat hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) diesbezüglich mit der Federführung innerhalb der Bundesverwaltung betraut. In diesem Zusammenhang ernennt das BAFU schweizerische wissenschaftliche Fachexpertinnen bzw. -experten, die Beiträge zu den Arbeiten des IPBES leisten.

Hintergrund
BfS-Workshop: Wirkungen von EMF auf Tiere und Pflanzen (2019)
Eklipse-Projekt: "Elektrosensibler" wertet Literatur mit aus (2018)
Handystrahlen killen unsere Bienen! (2011)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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