Die kleinen Strolche: HeimHelden üben Zensur (Allgemein)
Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, doch manchmal fällt es schwer, andere Meinungen auszuhalten. Gewisse Websitebetreiber können deshalb der Versuchung nicht widerstehen, unbequeme Meinungen in den Kommentarecken ihrer Sites nach Gutdünken gar nicht erst freizuschalten.
Diese Folge unserer beliebten Serie "Die kleinen Strolche" kümmert sich um die "HeimHelden", deren Selbstsicht die eines Wohnratgebers im Netz ist. Also geht es dort um Bauen und Wohnen. Doch leider schielen die HeimHelden mit einem Auge auf Werbeeinnahmen und bieten die Veröffentlichung von Advertorials an, was einer objektiven vertrauenerweckenden Beratung wie ein Stein im Wege liegt. So verwundert es nicht, dass die Helden, wenn sie über Elektrosmog schreiben, diesen nicht als engen Verwandten von Erdstrahlen, Wasseradern, Nostradamus oder Mayakalender sehen und auf Nimmerwiedersehen einen Dauerparkplatz im Reich der pseudowissenschaftlichen Esoterik zuweisen, sondern Bedenken anmelden und Tipps zur Vorsorge geben. Man kann ja nie wissen. Über die Qualität der Tipps möchte ich mich jetzt nicht weiter auslassen, das ist nicht Thema dieses Postings. Wer seinen Lebensunterhalt damit bestreitet, dass im Volk die Angst vor Elektrosmog grassiert, wird von den Tipps der Ratgeber zweifellos angetan sein, meine Begeisterung hält sich in Grenzen.
Also startete ich am Vormittag des 29. Januar ein kleines Experiment und schrieb in der Kommentarecke der Tippseite unter Pseudonym einen freundlichen Kommentar:
Respekt, tolle Tipps habt ihr da. Bis drauf, dass sie alle überflüssig sind. Ja, wirklich! Niemand muss sich gegen Elektrosmog schützen, das wäre ja noch schöner. Wissenschaftler und Expertenkommissionen in aller Welt kümmern sich darum, dass das, was erlaubt ist, auch ungefährlich ist. Mit Ängsten gegenüber Elektrosmog lässt sich allerdings auf die gleiche Weise Geld machen wie mit Ängsten vor Wasseradern oder Erdstrahlen.
Schielen die HeimHelden mit einem Auge, es können auch beide sein, nicht auf Werbekunden aus der Elektrosmogbranche, werden sie meine andere Meinung schmerzfrei respektieren und den Kommentar freischalten. Versaue ich ihnen hingegen die Aussichten, mit ihrer Tippseite und weiteren Obacht-Elektrosmog-Seiten Anzeigenkunden anzulocken, dann werden sie meinen Kommentar als geschäftsbehindernd beerdigen. Um auf Nummer sicher zu gehen, schob meine Frau gestern noch einen zweiten Kommentar unter ihrem Klarnamen nach.
Bislang wurde erwartungsgemäß keiner der Kommentare freigeschaltet. Dies stützt die Vermutung, mit der Heldenhaftigkeit der HeimHelden steht es nicht zum Besten. Jetzt aber stecken sie in der Zwickmühle. Werden sie doch noch freischalten? Wer es wissen will, muss nur die oben verlinkte Tippseite aufrufen und zur Kommentarecke nach unten scrollen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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