Was nomadisierende "Elektrosensible" mit Obdachlosen verbindet (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 17.01.2019, 22:33 (vor 2166 Tagen)

Obdachlosigkeit infolge "Elektrosensibilität" zieht sich wie ein roter Faden durch die Mobilfunkdebatte. Ob wahr oder frei erfunden: Man will uns weismachen, überzeugte Elektrosensible flüchteten wegen ihrer vorgeblichen Unverträglichkeit gegenüber elektromagnetischen Wellen aus der Zivilisation in die Obdachlosigkeit. Beispiele:

Z.B. könnten sogar „nomadisierende“ Elektrohypersensible rund 25.000 in Deutschland, 2007 als „Obdachlose“ einzuordnen sein, für welche Schutzzonen oder -räume geschaffen werden müssen [...] (Quelle)

Firstenberg verklagte laut Wikipedia im Januar 2010 einen Nachbarn auf 530'000 Dollar Schadenersatz, weil dieser sich weigerte sein Handy und andere elektronische Geräte auszuschalten. Der überzeugte Elektrosensible behauptete die elektromagnetischen Felder aus dem Nachbarhaus raubten ihm nachts den Schlaf und ruinierten seine Gesundheit. Firstenberg erklärte weiter vor Gericht, infolgedessen sei er zu einem Obdachlosen geworden. (Quelle)

Wir müssen sehr darauf achten, dass auch Menschen mit hochgradiger ELEKTROSENSIBILITÄT nicht aus unserem Land vertrieben, in schlimme Qualen getrieben, oder in absurdesten Lebens-Situationen oder die Obdachlosigkeit gezwungen werden. Wie z. B. Matthias M., Waldkirch, Baden-Württemberg, der aufgrund seiner EHS sich nicht einmal länger in verkabelten Häusern aufhalten kann [...] (Quelle)

Da die Wissenschaft bislang trotz jahrelanger Suche keinen einzigen "echten" Elektrosensiblen finden konnte, ist gefühlte "Elektrosensibilität" aller Voraussicht nach nicht die primäre Ursache für die Obdachlosigkeit von Betroffenen. Wesentlich Wahrscheinlicher ist ein Zusammenhang mit psychischen Störungen.

Die "Seewolf-Studie" untersuchte 2017, mit welchen psychischen Problemen 223 Bewohnerinnen und Bewohner von Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe in München zu kämpfen hatten. Das Ergebnis: 93 Prozent der Befragten, also 208 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, waren in ihrem Leben schon einmal psychisch krank gewesen. 74 Prozent waren den Ärztinnen und Ärzten zufolge sogar aktuell behandlungsbedürftig. Zum Vergleich: In der Allgemeinbevölkerung sind es rund 50 beziehungsweise 28 Prozent (Quelle). Aus Sicht der Wissenschaft ist auch "Elektrosensibilität" keine physische Eigenschaft der Betroffenen, sondern eine psychische. Der gemeinsame Nenner zwischen nomadisierenden "Elektrosensiblen" und Obdachlosen wäre demnach eine angegriffene Psyche.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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