Energetikeraffäre Krankenhaus Wien-Nord (Esoterik)

Gast, Donnerstag, 29.03.2018, 08:46 (vor 2465 Tagen)

Auszug aus der Standard.at Projektleiterin des Wiener KH Nord wegen Energetik-Auftrags abgezogen

Ein Bewusstseinsforscher kümmerte sich für 95.000 Euro um die positive Energie des Wiener Krankenhauses Wien – Die Akte Krankenhaus Wien-Nord ist mit einem "Krone"-Bericht um eine skurrile Geschichte erweitert worden: Demnach wurden 95.000 Euro für einen Coach ausgegeben, der unter anderem die "Einbettung des Gebäudes in den natürlichen Umgebungsplan von Mutter Erde" plante und die "Verlegung eines Schutzrings, der verhindert, dass negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen nehmen", in seinem Leistungsprotokoll beschreibt. Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) hat nach Bekanntwerden des Auftrags nun die Projektleiterin des KH Nord mit sofortiger Wirkung von ihrer Funktion entbunden ...

Die FPÖ zeigte sich in einer Aussendung "fassungslos über den neuesten Skandal". Man werde alle parlamentarischen und juristischen Möglichkeiten ausschöpfen, um der Auftragsvergabe auf den Grund zu gehen, Johann Gudenus an. "Es ist zu prüfen, ob Esoterik auf Steuerzahlerkosten nicht im höchsten Maße strafrechtlich relevant ist. Unsagbar peinlich für ein Spital, das Ort der Wissenschaft und Spitzenforschung sein sollte, ist es allemal", meint ÖVP-Klubobmann Manfred Juraczka. ...

Dass der Auftrag mit 95.000 Euro beziffert ist, dürfte kein Zufall sein: Ab 100.000 Euro müssen Aufträge öffentlich ausgeschrieben werden, alles darunter wird als Direktvergabe behandelt. Laut Wetzlinger handle man jedenfalls immer nach dem Bundesvergabegesetz...

Voodoo-Skandal: Stadt will Geld von Heiler zurück

Die Wiener Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) fordert nun die volle Aufklärung des Esoterik-Falls. Außerdem will man prüfen, ob man das Geld zurück bekommen kann. ...

Auszug Heute Kein Schutzring? Dann Geld zurück

KAV-Direktor Herwig Wetzlinger ist aber noch etwas anderes wichtig: Und zwar das Geld zurück zu bekommen. Im Vorfeld wurden dem Esoteriker Christoph Fasching 95.000 Euro bezahlt, damit dieser einen "Energie-Schutzring" um das Krankenhaus Wien-Nord legt. Im Dezember vergangenen Jahres hätte man zunächst 35.000 Euro an den "Bewusstseinsforscher" gezahlt, im Jänner nochmal weiter 60.000 Euro.

Tags:
Oesterreich, Wien, Steuerverschwendung, Skandal, Energetiker

Kupferringaffäre Krankenhaus Wien-Nord

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 29.03.2018, 10:12 (vor 2465 Tagen) @ Gast

... die "Verlegung eines Schutzrings, der verhindert, dass negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen nehmen" ...

Das Krankenhaus Wien-Nord hat mit "Schutzringen" offenbar so seine liebe Not: Bereits 2016 wurde der Bau eines armdicken Kupferschutzrings rund um das Haus gestoppt. Dieser sollte Störfelder des Bahnstroms ableiten, war aus Sicht von "Raylauncher" jedoch eine ebensolche Fehlplanung wie der Esoterik-Schutzring. Möglicherweise sind die beiden "Schutzringe" auch identisch.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Energetikeraffäre: Gastkommentar von Prof. Wolner

Gast, Donnerstag, 29.03.2018, 13:40 (vor 2465 Tagen) @ Gast

Univ.Prof. Dr. Ernst Wolner (*1939 in Wien) war von 1996 bis 2012 Präsident des Obersten Sanitätsrates. In DiePresse.com schreibt er (geringfügig gekürzt):

[...] Öffnet man in einem der Internetsuchdienste die Eingabe „Energetiker, Elektrosmog“, wird man überrascht feststellen, dass es dafür Hunderte Einträge gibt. Man lernt dabei, dass es sich um ein freies Gewebe handelt, man benötigt einen Gewerbeschein der Wirtschaftskammer, hat Kammerbeiträge zu zahlen.

Ich halte nichts davon, muss aber anerkennen, dass viele Menschen in Österreich auf solche Methoden schwören. Dies führt zu einem generellen Problem, das die Biologie und Medizin mit sogenannten alternativen Methoden bzw. der Alternativmedizin haben.

Während meiner langen Tätigkeit im Obersten Sanitätsrat wurden immer wieder Anträge gestellt, solche Heilmethoden – Homöopathie, Klangschalentherapie, Bioresonanz, Bachblüten, Granderwasser etc. – als Heilmethode anzuerkennen. Bei keiner dieser Methoden gibt es evidenzbasierte Beweise der Wirksamkeit.

Einer Pharmafirma würde man die Registrierung eines Medikaments nie erlauben, wenn sie mit so wenigen Beweisen der Wirksamkeit unterlegt wäre. Trotzdem schwören Hunderttausende Menschen auf solche alternative Methoden, sie können nicht alle dumm sein. Wir müssen zugeben, dass es zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, die wir nicht oder nur ungenügend erklären können.

Der Oberste Sanitätsrat hat sich daher immer auf die Position zurückgezogen, wenn es schon nichts nützt, darf es zumindest nicht schaden. Warum sollte man solche Alternativmethoden verbieten, wenn Menschen dafür soviel Geld freiwillig ausgeben. Die Behörden haben nur darauf zu achten, dass niemand durch die Alternativmedizin unfreiwillig zu Schaden kommt.

Es ist schon auffällig, dass bei einen 1,5 Milliardenprojekt wegen 95.000 Euro Mitarbeiter suspendiert und gekündigt werden, die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und Regress verlangt wird. Das Nordspital hätte 800 Millionen kosten und 2014/15 bezogen werden sollen. Jetzt kostet es bereits 1,5 Milliarden und wird frühestens 2019 in Betrieb gehen. Zu diesen 1,5 Milliarden muss noch die fehlende Wertschöpfung durch vier Jahre Nichtbetrieb hinzugerechnet werden.

Warum wurde wegen diesen unglaublichen Vorgängen mit einem Schaden von zumindest 700 Millionen noch nicht die Staatsanwaltschaft eingeschaltet? Warum wurde von den Schuldigen nicht ein zumindest symbolischer Regress eingefordert? Die „Energetikeraffäre“ ist ein wunderbarer Aufreger, um vom wirklichen Skandal abzulenken.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich hätte einen solchen Auftrag für eine energetische Untersuchung des Nordspitals nie erteilt. Aber es gibt durchaus Argumente für einen solchen Auftrag. Was den Preis betrifft, so wissen wir von der Alternativmedizin: Je mehr eine Sache kostet, desto mehr glauben die Patienten daran.

Energetiker Christoph Fasching im Interview

Gast, Donnerstag, 29.03.2018, 14:09 (vor 2465 Tagen) @ Gast

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, worum es bei der Energetikeraffäre in Wien spirituell eigentlich geht. Dauert rd. 60 nicht ganz leicht auszuhaltende Minuten.

Hintergrund
Sogenanntes Forschungszentrum für Bewusstsein

Tags:
Salzburg, Wünschelruten, Spiritualität, Fasching, Energetiker

Energetikeraffäre: Gastkommentar von Prof. Wolner

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 29.03.2018, 14:25 (vor 2465 Tagen) @ Gast

Trotzdem schwören Hunderttausende Menschen auf solche alternative Methoden, sie können nicht alle dumm sein.

Doch, können sie, meiner Einschätzung nach.

Ich hätte einen solchen Auftrag für eine energetische Untersuchung des Nordspitals nie erteilt. Aber es gibt durchaus Argumente für einen solchen Auftrag.

Und die wären? Mir wollen partout keine vernünftigen Argumente für einen "solchen" Auftrag einfallen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Bewusstseinsforscher mit Erzengel-Kontakten

KlaKla, Donnerstag, 29.03.2018, 14:28 (vor 2465 Tagen) @ Gast

Auszug Oberösterreichische Nachrichten

Fasching selbst bezeichnet sich als "Channel-Medium" und bekannte auch in Interviews, Botschaften direkt von Erzengel Gabriel zu bekommen. So himmlisch seine Kontakte auch sein mögen, beim Geldverdienen ist der Mann, der derzeit in Anthering bei Salzburg lebt, ziemlich irdisch geblieben. Immerhin sind 95.000 Euro für ein Projekt, dessen Wirksamkeit sich kaum überprüfen lässt, kein Pappenstiel.

Geld spielt nicht die Hauptrolle?

Dennoch lässt Fasching auf seiner Homepage keinerlei Zweifel offen, dass Geld zwar "in dieser Welt" noch eine Rolle spielt, "aber es sollte nicht die Hauptrolle spielen". "Aus diesem Grund veranschlagen wir keine fixen Preise, die unsere Workshops kosten." Vielmehr gibt man Richtwerte an, und jeder Teilnehmer könne selbst entscheiden, ob er das Forschungszentrum mit einem Beitrag in dieser oder anderer Höhe unterstützen wolle, so die Botschaft auf der Homepage des Forschungszentrums für Bewusstsein. Ein Schelm, der denkt, durch freiwillige Gaben würden sich die Veranstalter steuerlich besser aus der Affäre ziehen wollen. Die Richtwerte für zweitägige Wochenend-Seminare sind übrigens auch nicht ohne. Zwischen 390 und 450 Euro werden je nach Seminar angegeben. Man vertraue darauf – lässt die Homepage fz-bewusstsein.net noch wissen, – "dass jeder Teilnehmer versteht, dass der wahre Wert unserer Arbeit in Geld nicht aufzuwiegen ist". :clap:

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Meine Meinungsäußerung

Tags:
Wien, Quacksalber, Fasching, Energetiker

Energetikeraffäre: Ein einfacher Segen wäre günstiger gewesen

H. Lamarr @, München, Dienstag, 03.04.2018, 22:15 (vor 2459 Tagen) @ Gast

Auszug aus Ärzte Zeitung online vom 21.03.2018:

Die katholische Kirche reagierte mit Humor auf die Causa. "Wir sagen nur: Ein einfacher Segen wäre günstiger gewesen", schrieb die Erzdiözese Wien als Reaktion auf Twitter.

Den Hang zum Esoterischen in der österreichischen Krankenhauslandschaft scheint es indes öfter zu geben. Offensichtlich habe es bereits in der Vergangenheit den Einsatz ähnlicher "Hilfsmittel" gegeben.

So seien 2000 im Otto-Wagner-Spital, in der KAV-Generaldirektion und in anderen Einrichtungen Metallwellen von "Geo Waves" zur "Stärkung der körpereigenen Energie, zur Steigerung der Raumqualität und zur Harmonisierung von geopathischen Störzonen" montiert worden.

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Energetikeraffäre: "Quelle der Liebe"

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 14.02.2019, 21:59 (vor 2142 Tagen) @ Gast

Die "Leistungsbeschreibung" des Energetikers, der den Schutzring errichtete, strotzt vor Skurrilitäten. mehr ...

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