Apple-Watch 3: Irrationale U(h)rangst vor Krebs (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 08.02.2018, 13:09 (vor 2537 Tagen)

Pünktlich zum Veröffentlichungstermin der jüngsten NTP-Studienergebnisse brachte "The Mac Observer" den Beitrag Will the Cellular Apple Watch Cause Cancer? Ein gewisser John Kheit macht darin seinem Unbehagen Luft, die ständig am Handgelenk getragene Uhr mit eingebautem Handy könne krebsauslösend sein. Deshalb betreibe er seine Apple-Watch (nicht zu verwechseln mit Äppelwoi) sicherheitshalber stets im Flugmodus.

Was ist von diesem Beitrag zu halten?

Aus meiner Sicht hätte der gute John seine Uhrangst besser für sich behalten, statt sie in die Medien zu injizieren. Denn wer sich nicht einmal ansatzweise Mühe macht, seine dumpfen Ängste zu objektivieren, bevor er an die Öffentlichkeit geht, der ist mMn ein Schwätzer oder etwas moderater ausgedrückt ein verantwortungsloser Panikmacher.

Der SAR-Werte der Apple-Watch 3 lauten gemäß Hersteller je nach Modell:

Modell A1860
Kopf: 0,53 W/kg (Grenzwert: 1,6 W/kg)
Handgelenk: 0,18 W/kg (Grenzwert: 4 W/kg)

Modell A1889
Kopf: 0,29 W/kg (Grenzwert: 1,6 W/kg)
Handgelenk: 0,15 W/kg (Grenzwert: 4 W/kg)

Modell A1890
Kopf: 0,16 W/kg (Grenzwert: 1,6 W/kg)
Handgelenk: 0,14 W/kg (Grenzwert: 4 W/kg)

Wird die Uhr zum Telefonieren in 10 mm Abstand ans Ohr gehalten, wird der zulässige Grenzwert schlimmstenfalls zu rd. 30 Prozent ausgeschöpft, bestenfalls zu nur rund 10 Prozent.

Am Handgelenk getragen sieht es noch günstiger aus: Die Grenzwertausschöpfung erreicht dort bescheidene Werte zwischen 4,5 Prozent und 3,5 Prozent.

Alle genannten Werte gelten für den Fall, dass das Funkmodul der Uhr mit maximaler Leistung sendet, was im Alltag nur selten der Fall sein wird.

Die jüngsten Resultate der NTP-Großstudie haben keine Hinweise auf Ohren- oder Handgelenkskrebs bei Ratten und Mäusen ergeben. Die Tiere trugen zwar keine Apple-Watch, doch wurde ihr gesamter Körper mit starken Signalen befeldet, nicht nur die Ohren und die Fußgelenke. Das Ärzteblatt schreibt: "Insgesamt kommen die Forscher zu dem Schluss, dass es Beweise für karzinogene Wirkungen der hochfrequenten elektromagnetischen Wellen geben könnte, die möglicherweise auf das ältere 2G-Netz im Bereich von 900 MHz begrenzt sind." Auch diese Information kann dumpfe Uhrängste nicht befeuern, denn die Apple-Watch 3 sendet nicht in den GSM-Funkbändern, sondern auf LTE- und UMTS-Frequenzen.

Ganz und gar sinnlos ist es freilich nicht, wenn John seine Uhr in den Flugmodus versetzt. Diese Maßnahme nimmt John nicht nur seine unangebrachte Angst vor Strahlung, was also nur ein vermeintlicher Nutzen ist, sie schont auch den Akku seiner Uhr, und dies ist ein konkreter Nutzen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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