Thomas Grether: Reporter für Mobilfunkgegner (Medien)
Das schweizer Verbrauchermagazin "Beobachter" brachte 2005 den tendenziösen Artikel Sturm auf die Antennen zugunsten eidgenössischer Mobilfunkgegner. Einer der beiden Autoren war Thomas Grether, nicht zu verwechseln mit einem deutschen Journalisten gleichen Namens. Kostprobe aus dem Artikel:
[...] Für Stefan Zimmermann kämen solche Massnahmen ohnehin zu spät. Der 18-Jährige schoss sich im September 2002 bei Mellingen AG mit einer Pistole in den Kopf. «Ich habe es satt, sieben Tage in der Woche mit Kopfweh aufzuwachen», schrieb er in seinem Abschiedsbrief. 30 Meter von seinem Elternhaus entfernt steht eine Swisscom-Antenne, seit 1994. Damals begannen auch die Kopfschmerzen. «Wir haben keine Gewissheit, es besteht aber der Verdacht, dass unser Sohn elektrosensibel war», sagt seine Mutter Madlen Zimmermann. Die Einsprache von Stefans Eltern und mehr als 400 anderen Mellinger Einwohnern hatte nichts gebracht. [...]
Die Eltern von Stefan leben noch heute in Mellingen nahe zweier Sendemasten. Nicht recherchieren konnte ich hingen, was im Beobachter drei Jahre nach dem Suizid über Stefan und sein Motiv berichtet wurde. Nicht der kleinste Beleg für den Vorfall an sich und die Detailbehauptungen ließ sich auftreiben. Dafür brachte die Suche einen ganz anderen Beleg zum Vorschein, der den Schluss zulässt: Artikel-Autor Thomas Grether nimmt es mit der journalistischen Sorgfaltspflicht nicht ganz so genau.
Nicht gedacht hätte ich, dass ich einmal auf Wolfgang Maes als Belastungszeugen zurückgreifen muss, denn Maes hat es als Zitatverfälscher zu einem gewissen Ruhm gebracht, der die Glaubwürdigkeit des Baubiologen durch den Kamin jagte. Die folgenden Ausführungen von Maes (Quelle) sind daher mit der bei ihm stets gebotenen Zurückhaltung zu bewerten:
Anmerkung zu: Handystrahlen dringen ungehindert in den Kopf
Fragen und Antworten zum Thema Mobilfunk im Schweizer 'Pulstipp'
Lieber Herr Rudolph, lieber Herr Rückemann, lieber Herr Domass, liebe Mitleser!
Meine Antworten auf die Fragen des größten Schweizer Gesundheitsmagazins 'Pulstipp' sind teilweise nicht wortgetreu, teilweise verzerrt, teilweise nicht einmal sinngemäß wiedergegeben worden. So habe ich zum Beispiel nie gesagt, obwohl es in der Zeitschrift veröffentlicht wurde, man solle ein DECT-Telefon an einem Ort aufstellen, an dem man sich selten aufhält. Dieser Vorschlag ist eine Erfindung des Pulstipp, mir in den Mund geschoben. Einige andere Bemerkungen kommen ebenfalls aus der Feder des Pulstipp, nicht von mir; insgesamt habe ich über 30 Zeilen in dem Bericht gefunden, die nicht meinen (schriftlich vorliegenden) Originalaussagen entsprechen.
Ich habe den verantwortlichen Redakteur Thomas Grether darauf angesprochen, er gab die Veränderungen meiner Antworten seitens der Redaktion zu, räumte jedoch ein, man hätte mir vor der Veröffentlichung der von 'Pulstipp' modifizierten Zeilen ein E-Mail zukommen lassen, um mich hierüber zu informieren. Dies E-Mail habe ich nicht bekommen, und wenn, dann hätte ich einer Publikation in dieser Form nicht zugestimmt. [...]
Freundliche Grüße von
Wolfgang Maes
BAUBIOLOGIE MAES, Büro Neuss
Die Publikation "Pulstipp" gibt es unter diesem Namen heute nicht mehr, ihr Webauftritt wurde im September 2002 von der "Partnerwebsite" K-Tipp übernommen. Pulstipp musste seinen Namen gezwungenermaßen aufgeben, denn das Magazin verlor einen Namensstreit mit der SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft). So kommt es, dass der Beitrag "Handystrahlen dringen ungehindert in den Kopf", der das Missfallen von Maes' erregte, heute unter dem Etikett K-Tipp zu finden ist. Freilich nicht mehr im Original: Die von Maes monierte Passage mit dem Aufstellungsort für ein DECT möglichst am Ende der Welt sucht man dort vergeblich. Ein Hinweis auf Abweichungen zum Original hätte K-Tipp gut zu Gesicht gestanden, doch anstelle eines solchen übte sich das "Konsumentenmagazin" im Nachspann lieber in schwulstiger Lobhudelei auf den selbsternannten Elektrosmog-Experten Wolfgang Maes.
So weit, so gut. Erwähnenswert ist noch, der Artikel mit Maes erschien bereits 2003, also bevor Grether 2005 im "Beobachter" die Bevölkerung zum "Sturm auf die Antennen" aufstachelte. Und: Bei einem Medienhaus arbeitet Grether seit bald zehn Jahren nicht mehr, er hat umgesattelt und die Webagentur Websitemacher aufgemacht.
Hintergrund
Selbstmord (?) wegen einer Swisscom Antenne
Thalwil: Was blieb vom "Sturm auf die Antennen"?
Öko-Test lässt Wolfgang Maes weiter auf Leser los
Würdigungen des sogenannten Konsumentenmagazins K-Tipp im IZgMF-Forum
Stellungnahme des Schweizer Presserates vom 24. Mai 2000
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –