Baubiologische Traumhochzeit: Infraschall heiratet Elektrosmog (Medien)
Peter Schlegel, umtriebiger Baubiologe in der Schweiz, hat es wieder einmal in die Zeitung geschafft, um dort diffuse Ängste gegenüber Elektrosmog zu befeuern und so für sein pseudowissenschaftliches Wirken die Werbetrommel zu rühren. Der folgende Artikel erschien am 6. November in der Basler Zeitung (BAZ), er berichtet von Infraschall und Elektrosmog, die Peter Schlegel in einem gewinnversprechenden Bund unheiliger Immissionen zusammenführt.
Ungesunde Mischung aus Infraschall und Elektromagnetismus
Mysteriöses Brummen im St. Johann macht die Menschen krank: Der Zürcher Mess-Ingenieur Peter Schlegel über mögliche Ursachen
Von Christian Keller
Basel. Letzte Woche berichtete die BaZ über ein mysteriöses Brummen und Vibrieren, unter welchem Anwohner im St. Johann seit über einem Jahr leiden - so stark, dass sie aus ihrer Wohnung wegzogen. Wegen des unerträglichen Lärmgeräuschs fanden sie keinen Schlaf mehr und kämpften mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Unwohlsein und mussten wegen Herzrhythmusstörungen sogar ins Spital.
Nach Publikation des Artikels meldeten sich weitere Betroffene zu Wort, die über dieselben Krankheitssymptome klagen. «Es klingt wie ein Schiffshorn, das tief unter der Erde ertönt», beschrieb eine Person ihre Wahrnehmung in der TagesWoche. Wenn es brumme, fühle es sich an, als ob man «radioaktiver Strahlung» ausgesetzt sei, erzählte eine andere Stimme.
Den Basler Behörden bereiten die Meldungen aus dem St. Johann Kopfzerbrechen: Trotz mehreren Messungen konnte bislang keine Lärmquelle gefunden werden. Die zuletzt im Oktober durchgeführte Messreihe wird derzeit ausgewertet. Resultate liegen noch keine vor.
Für den Zürcher Mess-Ingenieur Peter Schlegel, Elektrosmog-Experte und freier Mitarbeiter bei der Zeitschrift Gesundheitstipp, sind die seltsamen Vorgänge am Rheinknie indes keine Überraschung. Für ihn klingt die Theorie plausibel, die ein von der Basler Lärmschutzstelle beauftragter Akustiker bei seinen Untersuchungen aufgestellt hat: dass es Infraschall ist, welcher für die körperlichen Beeinträchtigungen im nördlichen Stadtquartier verantwortlich ist.
«Mir sind in der Schweiz einige solche Fälle bekannt. Immer wieder erhalte ich Anfragen verzweifelter Bürger. Das Thema wird uns vermehrt beschäftigen, davon bin ich überzeugt», sagt Schlegel zur BaZ. Er verweist auch ins Ausland, wo die Menschen mit dem selben Problem konfrontiert seien. «Das Phänomen ist global. Und es herrscht allgemeine Ratlosigkeit.»
Unheimliche «Mini-Erdbeben»
Unter Infraschall werden Schallwellen im Tieffrequenzbereich verstanden. Erzeugt werden sie beispielsweise durch Windkrafträder, Industrieanlagen wie Ventilatoren oder Pumpen oder auch durch Haushaltsgeräte: Waschmaschinen, Kühlschränke oder Öl- und Gasheizungen. Über Heizungs- und Wasserleitungen oder Kanalisationsanschlüsse können die tieffrequenten Schallwellen in die umliegenden Liegenschaften gelangen, wo sie als «Mini-Erdbeben» oder penetrantes Wummern registriert werden.
Bemerkenswert ist ein Fall in Liverpool, über den der TV-Sender Discovery Channel berichtete. Angestellte in einem Grossraumbüro waren sicher, dass es in dem Gebäude spuke. Wissenschaftler kamen dem «Quälgeist» dann auf die Spur: Die riesigen Ventilatoren zur Belüftung des nahe gelegenen Mersey-Tünnels erzeugten Schwingungen, welche direkt auf das Grossraumbüro trafen. In einem anderen Dok-Film auf Spiegel-TV erklärten deutsche Fachärzte, dass Infraschall gesundheitsschädigende Folgen verursache. In der Forschung ist dieser Befund allerdings umstritten. «Die betroffenen Personen, die ich kennengelernt habe, machten auf mich einen vernünftigen Eindruck. Man muss ihre Beschwerden ernst nehmen. Für mich scheint klar, dass Infraschall massive Auswirkungen haben kann», positioniert sich Peter Schlegel.
Der Fachmann mit ETH-Abschluss weiss von der Situation im St. Johann, weil sich das Mieterpaar Nathalie Willi und Josef Stadler wegen des ununterbrochenen Brummens an ihn gewandt hatte. Schlegel analysierte ihre Wohnsituation an der Wilhelm-His-Strasse 7 und stellte fest, dass in der nahen Umgebung drei Mobilfunkantennen aufgestellt sind - eine davon mit starkem Sender.
«Ich vermute ein Zusammenwirken von Infraschall und Elektromagnetismus. Die Mieter gehören eindeutig zu der schnell wachsenden Gruppe von Menschen mit erhöhter Sensibilität. Da sie auf elektromagnetische Strahlung sensibel reagieren und nun aus einer unbekannten Quelle auch Infraschall ausgesetzt sind - wie die Messungen in ihrer Wohnung ja gezeigt haben -, führt die Kombination dieser beiden energetisch starken Einflüsse zu besonders ausgeprägten Symptomen wie Schlaflosigkeit.»
Schlegel betont jedoch, dies sei eine Annahme. Immerhin: Der von den Basler Behörden beauftragte Akustiker, mit dem er sich austauschte, teilte seine Analyse: «Ich bin auch der Meinung, dass es wahrscheinlich eine Mischung aus Schallimmissionen (im Infraschall bereich) und Effekten des Elektromagnetismus ist», schrieb er Schlegel in einer E-Mail im Juli 2017. Für diesen stand fest, dass Willi und Stadler nur eine Option blieb: Die Zügelkisten zu packen, weil man kaum etwas machen könne.
Am Samstag vor einer Woche siedelte das Paar - es hatte 16 Jahre an der Wilhelm-His-Strasse gelebt - tatsächlich nach Allschwil um. Zuvor hatte es gemeinsam mit den anderen Bewohnern der sechsstöckigen Altbauliegenschaft vergeblich Mietzinsreduktionen verlangt. Die Forderung war rechtlich chancenlos: Solange die Ursache für das Brummen nicht bekannt ist, kann weder die Hauseigentümerin noch eine andere Partei haftbar gemacht werden.
Die Kontrolle verloren
Laut Schlegel ist sich die Gesellschaft nicht bewusst, was für Nachteile der rasante Fortschritt der Technik mit sich bringt. Es fehle der Durchblick. «Ob es nun ausschliesslich Infraschall ist, der viele Bewohner im St. Johann in den Wahnsinn treibt, oder ob die elektromagnetische Strahlung von Mobilfunkantennen und -geräten, WLAN und Dect-Telefonen eine Mitursache ist, müsste in jedem Einzelfall untersucht werden.» Auch die von der Summe aller Geräte mit Elektronik verursachte hochfrequente «Verschmutzung des Stromnetzes» sowie «die Abstrahlung des jetzt auf das gesamte Kupfer-Telekommutrikationsnetz aufgeschahete schnelle Internet» würden mitwirken.
«Bevölkerung und Behörden sind überfordert. Wir haben die Kontrolle verloren und müssen sie so rasch als möglich wieder gewinnen», sagt Peter Schlegel.