Petition an WHO/IARC: EMF von 2B in 1 umgruppieren (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 02.09.2017, 13:54 (vor 2624 Tagen)

Die Krebsagentur der WHO (IARC) stufte 2011 elektromagnetische Felder in Gruppe 2B ein (Substanz möglicherweise krebserregend). Einige Jahre blieb dies unwidersprochen, doch seit 2014 versuchen einige Mobilfunkgegner mit den Mitteln des www Druck aufzubauen, um eine Umgruppierung in Gruppe 1 zu erreichen (Substanz ist für Menschen krebserregend). Wie inzwischen üblich, finden sich zur Unterstützung des Druckaufbaus im www "nützliche Idioten", die ohne jegliches fachliches Hintergrundwissen spontan Unterschriften leisten und so helfen, einen Karren zu ziehen, dessen tatsächliche Ladung sie nicht kennen. So gibt es z.B. aus seriöser Quelle (Grüning) glaubwürdige Hinweise, dass die Tabakindustrie gezielt Ängste gegenüber Elektrosmog schürt, um von den Risiken des Tabakkonsums abzulenken.

Am 23. November 2014 startete die US-Amerikanerin Liz Barris als "nützliche Idiotin" durch und stellte auf einer Online-Petitionsplattform ihre dumm begründete Petition ein IARC, WHO: Move Radio Frequency Radiation from Class 2b to Class 1. Allein schon das Aufmacherbild dieser Petition macht deutlich, dass die Petentin nicht das Hirn der Menschen adressiert, sondern deren Bauch. Nach knapp drei Jahren hat sie damit bis jetzt weltweit nur 13'196 Unterstützer gefunden. Wie immer bei Elektrosmog-Petitionen ist die Resonanz außerordentlich schwach, zu abwegig ist der Bevölkerung das, was überzeugte Mobilfunkgegner behaupten und vorgeben zu wissen. Irritierend, wie so vieles in der Anti-Mobilfunk-Szene: Die momentan sichtbaren Unterzeichner der US-Petition (Stand 02.09.17, 13:40 Uhr) sind ausnahmslos – Franzosen. Meine Erklärung: In Frankreich werden gegenwärtig die Mitglieder der Anti-Mobilfunk-Szene zur Mitzeichnung aufgerufen, um den bescheidenen Zählerstand etwas aufzuhübschen.

Jean Hèches vs. Liz Barris
Das Internet ist für Hetzer, Populisten und Desinformanten die ideale Bühne, um unentgeltlich bis in die Wohnzimmer der Menschen vorzudringen und deren Verstand anzugreifen. Glücklicherweise steht das Internet jedoch auch den Verteidigern zur Verfügung, die allerdings bei organisierten Angriffen meist deutlich in der Minderzahl sind. Dies muss jedoch kein Nachteil sein, wie die Anti-Mobilfunk-Szene belegt, der es wegen schlechter (unglaubwürdiger) Argumentation seit vielen Jahren nicht gelingt, ihre Anhängerschaft über "nützliche Idioten" und Geschäftemacher hin auszudehnen. Masse ersetzt nicht Klasse. Und das Internet hält auch die eine oder andere Überraschung parat, wie diese hier:

Das französische Original der unsäglich manipulativen Filmdokumentation "Das Strahlungskartell" hat der Filmemacher Jean Hèches auf dem Gewissen. Damit ist der Mann als Filmemacher eigentlich unten durch, so wie hierzulande Klaus Scheidsteger. Doch während Scheidsteger unvermindert weiter seine steilen Thesen zu Elektrosmog verbreitet, ist Hèches für eine Überraschung gut: Sogar ihm war die Petition von Barris zu doof, als dass er sich dafür einsetzen wollte, stattdessen warf der Franzose der Amerikanerin vor, sie würde mit ihrer dämlichen Petition der Anti-Mobilfunk-Bewegung schaden. Barris ließ den Vorwurf nicht auf sich sitzen und erwiderte, wie unter Mobilfunkgegnern üblich, ellenlang.

Der Streit zwischen Hèches und Barris ist kein Grund zur Genugtuung, denn trotz seiner Kritik ist Hèches noch immer Mobilfunkgegner. Vielmehr liegen sich hier Vertreter von Hirn (Hèches) und Bauch (Barris) der Anti-Mobilfunk-Szene in den Haaren oder anders formuliert: Ein Mobilfunkgegner mit kommerziellen Interessen ist mit der vermeintlichen Unterstützung durch eine "nützliche Idiotin" unzufrieden, er lehnt deren Dienst als Bärendienst ab. Womit Hèches für mich der gefährlichere der beiden Kontrahenten ist, sofern von Mobilfunkgegnern überhaupt eine Gefahr für die Gesellschaft und nicht nur für die Geldbeutel von "nützlichen Idioten" ausgehen kann.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
IARC, Petition, Filmemacher, Hêches


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