Funk-Smartmeter: Diesen BUND kann niemand ernst nehmen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 26.05.2017, 16:15 (vor 2736 Tagen)

Vom 30. November 2015 datiert diese Stellungnahme des BUND (PDF, 6 Seiten) zum Entwurf des Gesetzes der Bundesregierung zur Digitalisierung der Energiewende. Beim Überfliegen des Dokuments blieb mir die Luft weg, eine solche Bündelung unqualifizierter Verlautbarungen zum Thema "Elektrosmog", vollbracht von den Herren Olaf Bandt und Wilfried Kühling, ist mir selten vor die Flinte gekommen. Eine evidenzbasierte Argumentation ist den beiden nicht in den Sinn gekommen, stattdessen belästigen sie den Bundesrat mit Munkeln & Raunen, Mutmaßungen, Behauptungen und was das Repertoire von Wichtigmachern sonst noch zu bieten hat. Harte Worte wie die meinen verlangen Belege. Bittesehr, hier ein paar schnell gesammelte Kostproben aus dem Pamphlet:

Immissionsschutzaspekte bzw. Anforderungen an eine ausreichende Gesundheitsvorsorge fehlen dabei vollständig.

Schon einmal etwas von der 26. BImSchV für ortfeste Funkanlagen gehört?

Bereits 2012 gab der BUND im Rahmen der Onlinebeteiligungsmöglichkeit zur Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft den Vorschlag ein, dass aufgrund der Einstufung aller hochfrequenten elektromagnetischen Felder durch die Internationale Krebsagentur (IARC/WHO) als möglicherweise krebserregend sowie weiterer bedenklicher Forschungsergebnisse hinsichtlich Gesundheitsrisiken, die rechtliche Umsetzung streng genommen ein Verbot des Einbaus von funkbasierten Mess- und Zählgeräten (Smart Meter) und Powerline Communication-Technik (PLC) in Wohngebäuden gegen den Willen der Bewohner erfordert.

Was für eine Fehleinschätzung der IARC-Eingruppierung, die sich auf körpernah betriebene Funktechnik und damit auf starke Funkfeldeinwirkung bezieht. Funk-Smartmeter werden weder körpernah betrieben noch haben sie eine Sendeleistung, die irgendwelche Verdachtsmomente begründen könnte. Der BUND zeigt mit dieser Textpassage, dass er den EMF-Immissionsschutz technisch nicht versteht.

„Besonders die zwangsläufige „Durchstrahlung“ der zum Aufenthalt von Menschen dienenden Räume muss unterbunden werden.“

Urheber dieses Schwachfugs ist ein pensionierter Verwaltungsrichter, der UMTS möglicherweise für eine japanische Automarke hält und mit den technischen Aspekten des Mobilfunks hoffnungslos überfordert ist. Dies resultiert in Kargo-Kult-Artikeln, in denen der Mann u.a. obige Forderung vorträgt, die der BUND lediglich 1:1 abgekupfert hat. Radio- und DVB-T-Fernsehempfang in Häusern und Wohnungen störte den Mann bis zu seiner Pensionierung kein bisschen, auch die meist maßgebenden Funkquellen innerhalb von Bauten (W-Lan, DECT, IoT) blendet der Ex-Verwaltungsrichter aus.

Bei der gesetzlichen Regelung ist deshalb auch zu beachten, dass für Tausende von Elektrosensiblen (ca. 25 000; BfS 2007; in Frankreich: 70 000) der Keller häufig die letzte Zuflucht ist vor der gegenwärtig in alle höher liegenden Wohnungen dringenden Strahlenbelastung.

Diesen unglaublichen Blödsinn hat ein Journalist erfunden. Pikant: Der BUND übernimmt dieses Märchen ungeprüft in seine Stellungnahme zu einem Gesetzesentwurf. Man sollte mMn die Verantwortlichen für diesen Dilettantismus zum Strafkehren von Schulhöfen verpflichten. Mehr zu diesem Skandal <hier>.

Das gleiche gilt auch für PLC-Techniken, da die Erfahrung gezeigt hat, dass die Verwendung auch dieser Technik teils zu starken Gesundheitsbeeinträchtigungen führen kann.

... wie zuverlässige Heilpraktiker, Pseudowissenschaftler, Gschaftelhuber und Baubiologen zu berichten wissen ...

So könnte man denn nun Absatz für Absatz dieser grauenvollen Stellungnahme zerpflücken und widerlegen. Doch die Mühe lohnt nicht, das Gesetz trat am 1. September 2016 in Kraft. Die dummen Forderungen des BUND haben den Bundesrat nicht beeindrucken können, nichts von dem, was der BUND verlangte, findet sich in dem Gesetz wieder. Gottseidank, das wäre ja auch noch schöner, hätten die Pseudoexperten des BUND Erfolg gehabt. Unbegreiflich ist mir, dass Pseudoexperten beim BUND so weit kommen und sich halten können. Mich erschreckt diese Missachtung von Qualifikation sehr. Den BUND habe ich früher für eine ehrenwerte Gesellschaft gehalten, heute erkenne ich in ihm, bezogen auf den Geschäftsbereich Mobilfunk, einen ausgesprochenen Saftladen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
BUND, Arbeitskreis, emeritiert, krebserregend, Smart Meter, Kühling, Evidenzbasiert


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