Sarah J. Starkey: AGNIR hat EMF-Risiko unsauber bewertet (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 12.02.2017, 19:06 (vor 2840 Tagen)

In der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift "Reviews on Environmental Health" erschien 2016 der Beitrag Inaccurate official assessment of radiofrequency safety by the Advisory Group on Non-ionising Radiation (Ungenaue offizielle Abschätzung der Sicherheit gegenüber EMF-Einwirkung durch die Beratungsgruppe AGNIR). Autorin ist Sarah J. Starkey, eine freie Neurophysiologin ohne universitäre Bindung, viel zu verlieren hat sie daher nicht. Zusatzmaterial (Literaturverweise) zu der Arbeit gibt es <hier> in gepackter Form.

Der von Starkey beanstandete AGNIR-Report erschien bereits 2012. Schon damals fiel schiefes Licht auf den Report, denn die Ehefrau eines wichtigen Mitglieds der AGNIR und der britischen Gesundheitsbehörde, die den Report in Auftrag gab, hortete Aktien von Telekommunikationsfirmen ...

Ob Starkeys Kritik substanziell ist oder nicht kann ich nicht beurteilen, ich habe die Arbeit nicht gelesen. Diese elf Seiten englischer Text sind mir die Mühe nicht wert, denn es gibt deutliche Alarmsignale. Das wichtigste: Die Hobbywissenschaftler des Anti-Mobilfunk-Vereins Diagnose-Funk feiern die Studie in einem jüngsten "Brennpunkt", dies ist fast schon eine Garantie dafür, dass an der Arbeit etwas faul ist. Und kommerzielle Trittbrettfahrer der Angst vor Elektrosmog feiern mit (Beispiel).

Ich werde in aller Ruhe abwarten, ob sich AGNIR oder jemand anderes von Bedeutung mit der Kritik ernsthaft auseinandersetzt.

Die Medien haben bislang von dem vermeintlichen Skandal keine Notiz genommen.

Starkey ist wissenschaftlich ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, auf EMF-Gebiet ist dies ihre erste Arbeit, insgesamt kann sie bei PubMed auf zehn Publikationen verweisen, das muss nichts bedeuten, kann aber.
Das Blatt, in dem der Beitrag erschien, wird von einem erklärten Mobilfunkgegner geleitet (David O. Carpenter), dort erschien auch die unrühmliche EMF-Leitlinie 2015, die nur wenige Tage später wegen Unregelmäßigkeiten zurückgezogen werden musste. Die Reputation des Objekts ist alles andere als erstklassig.

Was auch nicht gerade für Mrs. Starkey spricht, da es erhebliche Zweifel an Ihrer Ergebnisoffenheit weckt: Die Frau hat sich offenbar schon vor rund zehn Jahren auf die Seite organisierter Mobilfunkgegner geschlagen und bei der Porto-Allegre- und der Venedig-Resolution Farbe bekannt. Beides keine Ruhmesblätter für Wissenschaftler, die einer Kontamination durch notorische EMF-Nörgler entgehen wollen.

Hintergrund
Advisory Group on Non-Ionising Radiation (AGNIR)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Trittbrettfahrer, Brennpunkt, AGNIR, Venedig-Resolution

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