Apple "warnt" angeblich vor Strahlung des iPhone 7 (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 06.01.2017, 19:24 (vor 2639 Tagen) @ KlaKla

Wie der Hersteller für das in Europa vertriebene Modell A1778 des iPhone 7 mit 4,7-Zoll-Display angibt, werden hier bei der Messung am Kopf 1,38W/kg registriert. Beim Test am Körper mit einem Abstand von 0,5 Zentimeter lag der Wert bei 1,34W/kg.

Am 5. Januar 2017 springt der Verein für Elektrosensible, München, schwungvoll auf den iPhone-7-Alarmzug auf und meldet:

Apple warnt vor der Strahlung des iPhone 7

05.01.2017 20:18

Menschen, die mit dem Syndrom der Elektrohypersensibilität betroffen sind sehen es als Hoffnungsschimmer, wenn nun ein Hersteller selbst zu sogenannten Headsets rät. Aus dieser Sicht verweisen wir auf diese Meldung über den Link auf den Münchner Merkur:

https://www.merkur.de/multimedia/apple-warnt-vor-strahlung-iphone-7-und-gibt-tipps-zr-7011069.html

Wir geben aber zu bedenken, dass die strahlenden Dinger trotzdem irgendwo Körperkontakt haben....
In jedem Fall trifft die passive Strahlung dennoch andere, die diese mobilen Telefoncomputer gar nicht nutzen.

Auslöser dieser Alarmmeldung ist der unqualifizierte Bericht in Merkur.de vom 24. November 2016. Wer diesen Bericht auf dem Kerbholz hat ist im Impressum der Site nicht auszumachen.

Was Apple selbst über die SAR-Werte des iPhone 7 berichtet, lässt sich <hier> nachlesen, was dort steht rechtfertigt in keiner Weise die dumme Formulierung in Merkur.de "Apple selbst warnt vor der Strahlung". Vermutlich durfte sich bei Merkur ein Volontär an der Meldung abarbeiten, was den schlechten Journalismus erklärt, nicht aber entschuldigt. Merkur zählt seit langem zu den Medien, die besonders gerne Alarmmeldungen über Mobilfunk publizieren. Mögliches Motiv: Wer von den Berichten beunruhigt oder sogar verängstigt ist, bleibt einem Blatt zwangsläufig näher verbunden, weil man erfahren möchte, wie die Geschichte denn nun weiter geht. Leser-Blatt-Bindung fördern nennen Verleger dieses verdeckte und deshalb kaum bekannte Geschäft mit der Angst. Dazu muss man wissen: Je mehr Klicks ein Blatt auf seiner Website nachweisen kann, desto interessanter wird es für Inserenten und desto höhere Anzeigenpreise kann es verlangen. Ein typischer Trick, um Klicks künstlich zu erzeugen, sind "Bilderstecken" zu Artikeln, bei denen Bild für Bild per Klick abgerufen werden muss.

Sonderlich geschickt geht allerdings auch Apple im "1,38-W/kg-Skandal" nicht vor, der Hersteller redet nicht wertneutral von "HF-Exposition" oder "HF-Emission" seines neuen Flaggschiffs, sondern benutzt den unglücklichen und negativ assoziierten Begriff "HF-Belastung" :no:. Damit tappt Apple prompt in die Falle. Denn weltweit lauern Mobilfunkgegner nur darauf, solche Kleinigkeiten aufzuspüren und die Belanglosigkeit in einen Skandal umzudeuten. Apple müsste dies mMn wissen und entsprechend vorsichtig formulieren.

Wer genau hierzulande mit der Hysterie wegen der nominell wenig aufregenden SAR-Werte des neuen iPhones angefangen hat ist nicht treffsicher auszumachen, einiges deutet darauf hin, es war schon am 11. Oktober 2016 heise mit der Website Mac & i. Alles was danach kam waren nach Klicks gierende Trittbrettfahrer, die Seuche des www. In USA startete der Alarmzug schon im September 2016, statt SAR-Wert wurden die Bluetooth-Kopfhörer des iPhone 7 angegriffen, im Führerstand der Lokomotive brachte mit Joel Moskowitz (Berkeley) ein alter Bekannter Dampf auf den Kessel.

Zum Schluss noch ein Bonbon

Die Behauptung der überzeugten Elektrosensiblen "... sehen es als Hoffnungsschimmer, wenn nun ein Hersteller selbst zu sogenannten Headsets rät." ist übrigens frei erfunden. Der unglückliche Artikel in Merkur.de stützt die "Erkenntnis" der Elektrosensiblen mit keinem Wort und Apple selbst drückt sich erwartungsgemäß ganz anders aus: "Um die HF-Belastung zu vermindern, können Sie eine Freisprechoption verwenden, beispielsweise den integrierten Lautsprecher, die mitgelieferten Kopfhörer oder ähnliches Zubehör."

Der "Hoffnungsschimmer", von dem die Elektrophobiker reden, ist nicht weniger fiktiv als ihre angebliche Fähigkeit, schwache Funkfelder als Befindlichkeitsstörung wahrzunehmen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Headset, USA, Berkeley, Trittbrett, Moskowitz, Apple


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