Ich höre was was du nicht hörst (Allgemein)
Gutbier ist doch Architekt, dachte ich zumindest.
Hat er jetzt eine Zusatzausbildung absolviert?
Hans, du weißt doch, gegen Zahlung einer Vergütung kannst du dich von diversen Vereinen und "Instituten" privat zum Baubiologen fortbilden lassen. Da diesem Beruf aber die staatliche Anerkennung fehlt, darfst du dich auch ohne jede Fortbildung Baubiologe nennen und den Beruf ausüben.
Ungewöhnlich ist: Jörn Gutbier bringt den Medienberichten zufolge das Brummen mit allerlei technischer Gerätschaft in Verbindung, nicht aber mit seinem Lieblingsfeind Mobilfunk. Üblicherweise haben Herr Gutbier und der Verein Diagnose-Funk keine Hemmungen, Mobilfunk auch mit absurder Argumentation zu bekämpfen.
So einfach abtun sollte man die Sache mit dem Brummton nicht!
Das tut ja niemand, der Fall Steinhöring belegt eindrücklich, wie viel Mühe alle Beteiligten sich bereits gegeben haben - ohne dass etwas Greifbares herausgekommen ist. Bei Nessie wurde noch viel mehr zur Objektivierung unternommen, das Ergebnis sollte bekannt sein.
Es können aber auch leicht Elemente einer Massenpsychose mit im Spiel sein, so wie 2006 in Oberammergau plötzlich gut 100 Bewohner glaubten, unter "Mobilfunkbeschwerden" zu leiden. Mit dem Schlachtruf "Oberammergau ist überall" versuchten damals einige Mobilfunkgegner aus einem Strohfeuer einen Flächenbrand zu machen - erfolglos. Und nachdem die Medien das Thema ausgeschlachtet hatten und abzogen, zog sich die Psychose im Festspielort rasch wieder zurück in ihre Wunderlampe. Initiiert wurde das alles von einer Handvoll Mobilfunkgegner aus Oberammergau und Umgebung.
Die Medienberichte über Brummtonhörer sind mMn nicht schlüssig. Auch bei der Süddeutschen konnte ich keinen Hinweis darauf finden, ob bei Brummtonhörern ein Ohrenarzt untersucht hat, wo bei den Betroffenen die Hörschwelle für Infraschall liegt. Merkwürdig: Stattdessen wird unisono über teure Messungen geschrieben, um die Quelle der angeblichen Tieftöne zu finden. Das kenne ich zur Genüge von "Elektrosensiblen": Auch die reden gerne über alles, nur nicht darüber, ob jemals versucht wurde, ihre gefühlte Strahlenwahrnehmung messtechnisch zu objektivieren. Bei Brummtonhörern sollte so eine Objektivierung schnell und günstig möglich sein, und wenn einer leise Tieftöne reproduzierbar hören kann, dann dürfen Politik und Wissenschaft mMn tatsächlich nicht einfach wegschauen. Andererseits erwarte ich, dass keine Steuern verschwendet werden, wenn eine Objektivierung misslingt, wie dies bei selbstdiagnostizierten Elektrosensiblen regelmäßig der Fall ist.
Auch was die Anzahl der Betroffenen angeht, sind "Elektrosensible" und Brummtonhörer Waffenbrüder, ohne Übertreibung geht da nichts, etwa beim Fall Steinhöring:
"Maier ist einer von etwa 100 Steinhöringern, die das Brummgeräusch wahrnehmen und darunter leiden." (Süddeutsche vom 12. Mai 2016, Autorin Carolin Fries).
"Etwa 40 bis 50 Personen sind es derzeit, die sich über das Brummen beschweren." (Süddeutsche vom 12. Mai 2016, Autor Wieland Bögel).
Oberammergau ist nicht überall, ebenso wenig Steinhöring.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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- Jörn Gutbier: Diagnose Brummton -
H. Lamarr,
16.07.2016, 11:31
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Der Rutengeher,
17.07.2016, 23:35
- Ich höre was was du nicht hörst - H. Lamarr, 18.07.2016, 11:44
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