Gräfelfing schweigt zu Mobilfunk-Standortkonzept (Allgemein)
H. Lamarr , München, Sonntag, 24.04.2016, 13:25 (vor 3135 Tagen)
Das "Gräfelfinger Modell" soll angeblich das "bestgeprüfte" kommunale Mobilfunk-Standortkonzept Deutschlands sein. Nun, darüber lässt sich bestimmt gut streiten, doch um die Sinnfälligkeit/Sinnlosigkeit solcher Konzepte geht es mir jetzt nicht, auch nicht darum, wie Gemeinderäte dies überhaupt beurteilen können. Mir geht es darum, dass auf der Website der Gemeinde das Gräfelfinger Modell in keiner Weise gewürdigt wird. Es fehlt alles: eine Beschreibung, Karten, die Historie, technische Angaben ... Nur in einer Randnotiz wird das Modell ein einziges mal kurz erwähnt. Zum Vergleich hier die Website von Attendorn, auch dieses Städtchen war einmal ein bekanntes Widerstandsnest gegen Mobilfunk-Sendemasten.
Es sieht ganz danach aus, als ob man in Gräfelfing das Standortkonzept lieber unter der Decke halten möchte, von einem Rückblick voll Stolz kann jedenfalls keine Rede sein. Nur, warum eigentlich nicht?
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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Gräfelfing: Erster von 5 Großmasten soll jetzt gebaut werden
H. Lamarr , München, Sonntag, 17.07.2016, 00:08 (vor 3051 Tagen) @ H. Lamarr
Auszug aus Merkur.de:
Zehn Jahre lag das einst als revolutionär gefeierte Gräfelfinger Mobilfunkkonzept in der Schublade – oder auf Richtertischen. Jetzt soll der erste von fünf geplanten Großmasten gebaut werden.
Längst haben die Gerichte grünes Licht gegeben, die Mehrheit im Gemeinderat ist seit einem Jahrzehnt ungefährdet, das Baurecht liegt vor, und an der technischen Machbarkeit besteht kein ernsthafter Zweifel. Trotzdem bekamen im Gräfelfinger Bauausschuss einige weiche Knie, als sie am Donnerstag die Hand heben sollten für den ersten 40-Meter-Mobilfunkmast auf Gemeindegebiet. Zwei Stunden diskutierten die Gemeinderäte und befragten den Experten Hans Ulrich-Raithel vom Umweltinstitut München – unter den Augen von Anwohnern des Bereichs Jahnstraße.
Vereinfacht ausgedrückt sieht das Konzept vor, die heute gängigen und mit gestiegenem Bedarf zunehmenden Antennen auf (privaten) Dächern in Wohngebieten abzuschaffen. In den Gräfelfinger Bebauungsplänen sind sie inzwischen verboten; die existierenden haben Bestandschutz, der spätestens 2022 ausläuft.
Im Gegenzug hat die Gemeinde wenige, sogenannte Positivstandorte festgelegt, an denen bis zu 40 Meter hohe Masten stehen dürfen, die sich mehrere Mobilfunk-Anbieter teilen. Der Vorteil: Das Mobilfunk-Angebot in Gräfelfing würde nachhaltig verbessert – bei zugleich stark gesunkener Strahlenbelastung. Denn die Dachantennen haben ein großes Manko: Sie müssen intensiv senden, weil Dächer, Wände und Bäume benachbarter Häuser zwischen ihnen und den Abnehmern stehen. Die Antennen auf den hohen Masten haben hingegen „freien Blick“ auf die Abnehmer; die Sendeleistung kann reduziert und trotzdem die Datenrate gesteigert werden.
Der Nachteil dieser Masten liegt freilich auf der Hand: „Diese Masten sind keine Schönheit“, so Bürgermeisterin Uta Wüst. Und auch Ulrich-Raithel sagte: „Ein 40-Meter-Mast ist keine Kleinigkeit.“ Deshalb sind sie möglichst außerhalb der Wohngebiete angesiedelt: zwei im Gewerbegebiet, einer an der Autobahn, allerdings einer am Neunerberg zwischen Planegg und Gräfelfing und einer im Wäldchen an der Jahnstraße, Nähe TSV. Zu letzterem Mast liegt nun der Bauantrag des Mobilfunkanbieters Telefónica vor, nachdem Anwohner mit Klagen gegen den Bebauungsplan gescheitert waren.
In der Sitzung scheiterte zunächst Ralf Brandtner (SPD) mit seinem Antrag, Frank Sommer (Grüne) als Betroffenen von Diskussion und Beschlussfassung auszuschließen. Er unterstellte, Sommer habe ein persönliches Interesse, da er als Rechtsanwalt Auftragnehmer im Zuge des Mobilfunkkonzeptes sei. Frank Sommer und die Verwaltung wiesen dies zurück, und Brandtners Antrag wurde mit 2:4 Stimmen abgelehnt.
In der Sache gestand Bürgermeisterin Wüst, dass sie zu Beginn ihrer Amtszeit das Ziel gehabt habe, diese Masten zu verhindern. Sie hatte auf neue Techniken gehofft, die eine Strahlenminimierung ohne Großmasten ermöglichten. [...]
Kommentar: Mit dem ursprünglichen Konzept der Firma "Enorm" hat dies alles nicht mehr viel zu tun. Gräfelfing fiel zur Jahrtausendwende auf den "Salzburger Vorsorgerwert" herein und gab einst als Marschrichtung vor: Nirgendwo in der Gemeinde sollten mehr als 1 mW/m² einwirken und kein Mast, damals war von 25-Meter-Masten die Rede, sollte in reinen oder allgemeinen Wohngebieten stehen. Gräfelfing wird mit diesem Standortkonzept nicht froh werden, denn die Zukunft geht in Richtung dezentrale Versorgung. Der Geburtsfehler des Konzepts aber ist: Planer und Gemeinde starrten allein auf die Masten. Zulasten der Bevölkerung, deren Mobiltelefone die wenigen zentralen Großmasten mit unnötig hoher Sendeleistung anfunken müssen. In spätestens zehn Jahren wird es dieses Modell nicht mehr geben, es ist schon heute anachronistisch. Die Verantwortlichen für dieses himmelschreiend sinnlose Groschengrab haben ihren Reibach gemacht, können unbesorgt in den Ruhestand entschwinden und werden bestimmt nicht zur Rechenschaft gezogen.
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Gräfelfing: Baurecht für ersten 40-Meter-Mast erteilt
H. Lamarr , München, Donnerstag, 02.02.2017, 00:01 (vor 2851 Tagen) @ H. Lamarr
Meldung auf Merkur.de vom 31.01.2017 (Auszug):
Ein erster großer Schritt zur Umsetzung des Gräfelfinger Mobilfunkkonzeptes steht wohl direkt bevor: Das Landratsamt hat den Bauantrag für einen 40-Meter-Mast nördlich des TSV Gräfelfing genehmigt.
Gräfelfing– Ab sofort kann der Mobilfunkanbieter Telefonica O2 mit dem Bau beginnen.Das Landratsamt München hat einem Bauantrag des Mobilfunkanbieters Telefonica O2 zugestimmt. Geplant ist ein 40 Meter hoher Mast in Stahlgitterbauweise in dem Fichtenwäldchen nördlich des TSV-Geländes an der Gräfelfinger Jahnstraße. Bereits im Mai letzten Jahres hatte die Gemeinde ihr Einvernehmen erklärt, entsprechen die Pläne doch ihrem eigenen Mobilfunkkonzept.
Zuvor hatten Anwohner den einschlägigen Bebauungsplan 1 D heftig kritisiert und auch juristisch angegriffen. Im August 2013 jedoch urteilte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH), das Gräfelfinger Mobilfunkkonzept insgesamt sei rechtlich nicht zu beanstanden und namentlich der Bebauungsplan 1 D mit dem dafür wichtigen Standort 10 zulässig.
Das Mobilfunkkonzept sieht vor, die bisherigen Mobilfunkstandorte in Wohngebieten zu verbieten und mittelfristig aufzulösen, zugunsten weniger Großstandorte, die möglichst außerhalb der Wohngebiete liegen. Damit soll das Ziel eines flächendeckenden, zeitgemäßen Mobilfunkangebots mit gleichzeitig möglichst geringer Strahlenbelastung in den Wohngebieten erreicht werden.
Der neue Standort 10 soll vor allem den bisherigen Standort auf dem gemeindlichen Gebäude Freihamer Straße 2 ersetzen. Diesen teilen sich bisher Telefonica O2 und Vodafone, und die Gemeinde hat die Mietverträge bereits vor Jahren gekündigt. Der Fortbetrieb ist nur bis zur Fertigstellung des neuen Standorts geduldet, ein weiterer Ausbau beispielsweise für LTE-Technik in der Freihamer Straße ausgeschlossen.
Nun geht die Gemeinde davon aus, dass noch in diesem Jahr der 40-Meter-Mast errichtet wird und der Umzug beider Betreiber sukzessive stattfindet. Der neue Mast ist bewusst so konzipiert, dass mehrere Betreiber ihn sich teilen können. Von Telefonica O2 war am Dienstag auf Anfrage noch keine Stellungnahme zum weiteren Zeitplan zu bekommen.
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Gräfelfing: Erster von 5 Großmasten wurde gebaut
H. Lamarr , München, Freitag, 10.11.2017, 19:24 (vor 2570 Tagen) @ H. Lamarr
Der Nachteil dieser Masten liegt freilich auf der Hand: „Diese Masten sind keine Schönheit“, so Bürgermeisterin Uta Wüst. Und auch Ulrich-Raithel sagte: „Ein 40-Meter-Mast ist keine Kleinigkeit.“ Deshalb sind sie möglichst außerhalb der Wohngebiete angesiedelt: zwei im Gewerbegebiet, einer an der Autobahn, allerdings einer am Neunerberg zwischen Planegg und Gräfelfing und einer im Wäldchen an der Jahnstraße, Nähe TSV. Zu letzterem Mast liegt nun der Bauantrag des Mobilfunkanbieters Telefónica vor, nachdem Anwohner mit Klagen gegen den Bebauungsplan gescheitert waren.
Buchstäblich der erste Pfeiler des Gräfelfinger Mobilfunkkonzeptes steht. Nach Jahren der Planung und einem Gerichtsurteil, das Einsprüche von Anwohnern zurückwies, errichtete der Mobilfunkbetreiber Telefónica Deutschland (O2) nun einen Mobilfunksendemast in dem Wäldchen zwischen Jahnstraße und Eisenbahnlinie beim Gelände des TSV Gräfelfing. weiter ...
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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Gräfelfing: Mobilfunk-Konzept auf dem Papier prima, aber ...
Gast, Donnerstag, 22.10.2020, 07:53 (vor 1493 Tagen) @ H. Lamarr
... Hans Ulrich belegte das unter anderem mit Vorher-Nachher-Messungen, die der TÜV durchführte, als der erste von sechs so genannten Positiv-Standorten in Betrieb ging – der Antennen-Turm beim TSV-Gelände. Trotz Verdoppelung des Datenvolumens im Zeitraum des Umzugs seien die Immissionswerte beim neuen Standort deutlich geringer als beim alten in der Freihamer Straße. Die gesamte Entlastung durch das Gräfelfinger Mobilfunkkonzept bezifferte der Ingenieur auf 60 Prozent – bei zugleich viel besserer Versorgungsqualität. Das Konzept bedürfe auch bezüglich 5 G keiner Anpassung.
Der Pferdefuß kam erst am Ende zur Sprache: Von diesen sechs Standorten auf Großmasten ist erst einer in Funktion – jener beim TSV. „Der Bereich im westlichen Gräfelfing wird erst mit dem Standort am Neunerberg gut abgedeckt sein“, so Ulrich. Dieser sei möglichst unverzüglich zu realisieren. Dabei hakt es freilich noch an zwei Dingen: dem Baurecht, bei dem sich unter anderem die Gemeinde Planegg querstellt, sowie der Bereitschaft der Mobilfunkbetreiber, die Hochstandorte zu akzeptieren und zu besiedeln. Diese Investitionen seien nun mal „Unternehmensentscheidungen“, so Ulrich. Nun hofft die Gemeinde auf das Jahr 2022. Dann sollen auch die letzten der aktuellen Dach-Mietverträge der Betreiber auslaufen.
Quelle: Merkur
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Gräfelfing, Planegg