Elektrosmog: Wer korrumpiert die Aargauer Zeitung? (Elektrosensibilität)
[Admin: Teilstrang abgetrennt am 12.02.2016, 19:39 Uhr; Titel geändert. Absprung war hier]
Viel bequemer ist es, eine Diagnose zu erhalten, auf der man sich ausruhen kann. Idealerweise eine, die auf "externen Einflüssen" beruht und nicht die eigene Lebensführung anprangert oder auf einem Schicksal beruht, für das kein "Schuldiger" auszumachen ist.
Die Aargauer Zeitung berichtet am 8. Februar über zwei "Elektrosmog-Helfer". Der Beitrag ist leider ein Musterbeispiel für Desinformation, denn das Geschäftsmodell der "Helfer" bleibt unerkannt. Und weil sich beide auch kritisch über Elektrochonder äußern, wird der Eindruck erweckt, es gäbe neben unechten "Elektrosensiblen" auch echte, was jedoch nicht zutrifft. Das ist schon ziemlich geschickt gemacht, um in der Bevölkerung den Irrglauben zu festigen, es gäbe tatsächlich "Elektrosensible".
Hier ein paar Kernsätze aus dem Artikel:
Markus Furer berät Menschen, die unter Elektrosmog leiden. Manche von ihnen, sagt er, bildeten sich ihr Leiden teilweise auch ein.
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Oft könnten die Probleme mit kleinen Eingriffen gelöst werden, erklärt Furer. «Ich rate den Leuten, ihre Zimmer umzustellen, nachts alle Geräte auszuschalten oder ihre Natels und Laptops nicht im Schlaf-, sondern im Wohnzimmer aufzuladen.» Damit sei vielen schon geholfen.
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In Härtefällen rät Furer seinen Kunden dazu, Abschirmnetze in die Hauswände einzubauen oder mit strahlenabweisender Spezialfarbe die Räume neu zu streichen.
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«Es gibt aber auch hoffnungslose Fälle, denen wir nicht helfen können», erklärt Furer. Er erzählt von einer Kundin, die über starkes Kribbeln im Körper berichtete und überzeugt war, dass Stromquellen in ihrem Schlafzimmer Grund ihres Leidens waren. «Ich habe den Raum über längere Zeit kontrolliert. Da gab es keine auffälligen elektrischen Belastungen», erinnert sich Furer. Die Frau hatte sich den Zusammenhang zwischen ihrem Leiden und dem vermeintlichen Elektrosmog schlicht eingebildet.
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Trotz diesen gelegentlichen Fehleinschätzungen besorgter Betroffener warnt Markus Furer aber davor, die Problematik auf die leichte Schulter zu nehmen. Er kenne Fälle, bei denen Tiere auf einem Bauernhof unter starken Ekzemen litten. Kurz, nachdem eine in der Nähe liegende Natelantenne ausgeschaltet worden sei, hätten sich die Tiere erholt.
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Auch die Seengerin Gisela Baumann, die mit ihrem Unternehmen Vitales GmbH elektrosensible Menschen berät, kennt solche Fälle. «Mir fällt beispielsweise auf, dass ich im Frühling, wenn die Frühlingsmüdigkeit einsetzt, oder im Herbst, wenn die Herbstdepressionen kommen, mehr Anfragen habe als sonst», erzählt Baumann. Die Leute fühlten sich in diesen Zeiten wohl einfach ungut, suchten nach Gründen, stiessen bei ihren Recherchen auf die Elektrosmog-Problematik und stellten dann falsche Selbstdiagnosen.
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Die grösste Gefahr für Elektrosensible geht nicht von den Natelantennen – den phallischen Feindbildern der Elektrosmog-Gegner – aus, sondern von den Mobiltelefonen selbst.
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Baumann betont aber: «Es gibt immer mehr echte Elektrosensible».
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Von Elektrosmog betroffen sind vor allem Männer.
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«Hardcore-Elektrosensible müssten dann in Zukunft wohl auf die Alp ziehen.»
Kommentar: Der Artikel von Samuel Schumacher ist unverhohlene Werbung für die beiden Helfer. Kurios finde ich, dass Frau Baumann vor falschen Selbstdiagnosen warnt, im nächsten Atemzug aber behauptet: «Es gibt immer mehr echte Elektrosensible». Wie kann sie das behaupten, wenn weltweit noch kein einziger "Elektrosensibler" (EHS) gefunden wurde, der sein Strahlenfühlvermögen unter strenger wissenschaftlicher Aufsicht zeigen konnte? Auch Frau Baumann kann "Elektrosensible" nicht qualifiziert in echte und unechte unterscheiden. Sie kann lediglich glaubwürdig auftretende EHS nach eigenem Ermessen gegenüber offenkundigen Elektrochondern als "echt" einstufen. Doch damit entwertet sie nur das Prädikat "echt" und verarscht zum eigenen Vorteil die Bevölkerung.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –