Reflex: Adlkofer-Präsentation von Oktober 2001 aufgetaucht (Allgemein)
Im Bauch der EU-Forschungsdatenbank Cordis habe ich eine ungewöhnlich frühe Präsentation über "Reflex" (PDF, 6 Seiten, englisch) gefunden, vorgetragen von Prof. Adlkofer anlässlich der COST-281-Arbeitssitzung in Brüssel am 29. und 30. Oktober 2001.
Das PDF gibt neue Einblicke in die Frühgeschichte von "Reflex", genauer in die Frühgeschichte der "Reflex"-Studien mit HF-Befeldung, denn nur um diese geht es in der Präsentation. So räumt Prof. Adlkofer damals ein, dass es der Arbeitsgruppe von Prof. Bersani, Bologna, nicht gelungen sei, Auswirkungen einer HF-Befeldung auf mononukleäre Zellen des peripheren Blutes (PBMC) zu zeigen. Befeldet wurde mit 1800 MHz GSM, SAR = 2 W/kg, über 44 Stunden hinweg intermittierend (10 min Signal, 20 min kein Signal).
In späteren Präsentationen Adlkofers vor Laienpublikum fehlte dieses Ergebnis komplett.
Weiterhin kurz vorgestellt wurden von Adlkofer in seiner Präsentation die Ergebnisse der Arbeitsgruppen ...
Dr. Lagroye, Bordeaux
Prof. Tauber, Berlin
Dr. Wobus, Gatersleben
Prof. Leszczynski, Helsinki
... die sich alle mit HF-Immission befassten. Ein Ergebnis der Arbeitsgruppe Prof. Rüdiger, Wien, die sich ebenfalls mit HF befasste, wurde von dem "Reflex"-Koordinator indes nicht präsentiert.
Bislang galt der Auftritt Adlkofers auf der 25. BEMS-Jahrestagung vom 22. bis 27. Juni 2003, Hawaii, als sein Eröffnungszug in der Vermarktung der "Reflex"-Forschungsergebnisse. Der "Reflex"-Koordinator bekam auf dieser Tagung eine eigene Session zugewiesen (S13 Reflex results), um "Reflex" in aller Ausführlichkeit präsentieren zu können.
Das Forschungsprojekt "Reflex" führte 2004 zu Irritationen über Beginn und Ende der Arbeiten.
Interessanterweise wurde auch auf Hawaii noch das (genotoxische) Resultat der Berliner HF-Studie vorgestellt, auch das Resultat der Wiener NF-Studie, nicht aber das Resultat der Wiener HF-Studie. Dies belegt der BEMS-Tagungsband aus dem Jahr 2003. Irgendetwas muss der Wiener HF-Studie von Anfang an zugesetzt haben, dass Prof. Adlkofer sie 2001 und 2003 aus seinen Präsentationen ausklammerte.
Die Wiener HF-Studie geriet bekanntlich 2008 unter dringenden Fälschungsverdacht, der bis heute unmittelbar weder bestätigt noch widerlegt ist. Eine ganze Serie gescheiterter Replikationsversuche hat schließlich 2013 diese Streitfrage auf mittelbare Weise beantwortet und die HF-Ergebnisse der Berliner/Wiener-Arbeitsgruppe aus der wissenschaftlichen Bewertung katapultiert.
Hintergrund
Spannendes Verwirrspiel um ARD-Sendung “Bei Anruf Smog”
Forschungsprojekt REFLEX im Strudel wirtschaftlicher Interessen
Reflex-Replikationen
Warum die "Reflex"-Studie seit Mitte 2013 praktisch tot ist
Peter Michael Lingens: sie (Reflex-Studie) ist wieder da!
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –