Sogenannter Forschungsbericht von Karl Hecht (Allgemein)
Auf den "Forschungsbericht" von Prof. Karl Hecht habe ich am 15. Oktober schon einmal hingewiesen, das Echo war für den emeritierten Professor nicht sonderlich erbaulich. Seither wurden an dem Teaser des "Forschungsberichts" auf der Leitseite der sogenannten Kompetenzinitiative kleine Korrekturen vorgenommen, wie sonst nie dort. Augenscheinlich ist Herr Hecht mit dem Text nicht zufrieden gewesen und hat Korrekturen in Auftrag gegeben. Zuletzt wurde heute nur ein einziges Wort geändert:
Vorher (21. Oktober) Nachher (22. Oktober)
Da muss wohl einer kalte Füße bekommen haben, einer, der sprachlich feinfühlig etwas richtigstellen mochte.
Die ursprüngliche Formulierung ist selbstbewusst und angreifbar. Denn wenn behauptet wird, Karl Hecht habe auf Basis des aktuellen Erkenntnisstandes einen Text verfasst, dann besagt dies, Hecht hat wie ein seriöser Wissenschaftler den Stand des Wissens zu einer bestimmten Fragestellung umfassend gesichtet, um davon ausgehend seinen Senf beizusteuern. Dies ist die hübsche der beiden Schwestern.
Die hässliche Schwester ist in der neuen Formulierung von heute zu erkennen. Denn dort steigen jetzt Nebel auf. Nur noch von der Basis eines aktuellen Erkenntnisstandes ist jetzt die Rede. Welcher das ist wird nicht gesagt, er könnte z.B. von Donald Duck kommen, von Alexander Lerchl, Ulrich Warnke oder gar von Peter Hensinger, dem gelernten Drucker aus Stuttgart, der heute 2. Vorsitzender des Anti-Mobilfunk-Vereins Diagnose-Funk ist. Der Vorteil der neuen Formulierung liegt auf der Hand: Da er sich jetzt nicht mehr auf den ordentlich recherchierten kumulierten Erkenntnisstand in einem klar umrissenen Forschungsgebiet bezieht, sondern auf einen x-beliebigen unter möglicherweise unendlich vielen, kann Hecht nicht mehr getadelt werden, er würde viel versprechen jedoch nur wenig halten.
Die hässliche Schwester ist freilich die ehrlichere. Denn wenn jetzt eingeräumt wird, dass Hecht sich nur auf einen Erkenntnisstand stützt, statt auf die Summe der Erkenntnisse in der untersuchten Fragestellung, dann wird damit aus meiner Sicht indirekt zugegeben, Hecht habe keinen wissenschaftlich anspruchsvollen Forschungsbericht vorgelegt, sondern nur ein bisschen Warnke & Hensinger gelesen und dann in die Tasten gehauen. Herausgekommen ist daher nur ein sogenannter Forschungsbericht. Vielleicht wurde Prof. Hecht sogar gebeten zu tun, was er getan hat, das unglückliche Papier wäre dann nur eine ungeliebte Gefälligkeit, eine grandios peinliche für einen Mann wie Hecht.
Doch selbst der Dümmste muss merken, dass an diesem Forschungsbericht etwas nicht stimmen kann, denn auf 21 Seiten wird 12-mal Hensinger genannt und 28-mal Warnke. Wenn der Erkenntnisstand dieser beiden die Basis von Hechts Werk ist, und darauf deutet die Flut der Nennungen hin, dann gute Nacht, dann spielt Hecht mit seinem Ruf russisches Roulette.
Gesinnungsfreunde bis zur Schmerzgrenze zu zitieren ist beliebte Praxis in pseudowissenschaftlichen Kreisen, um wenigstens bei Laien Eindruck schinden zu können. Häufig wird diese Gefälligkeit gegenseitig repetierend geleistet, so dass auch wissenschaftliche Nullen sich darin gefallen können, häufig zitiert zu werden.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –