WLAN-Verbot an Schulen: In Israel bahnt sich Sensation an (Allgemein)
Was der oberste israelische Gerichtshof am 24. April 2014 am Ende einer mündlichen Verhandlung verkündete soll dazu geführt haben, dass dem Rechtsbeistand der Regierung Israels das Blut ins Gesicht schoss: Das Gericht verhängte ein bedingtes Verbot von W-LAN an Israels Schulen! Im Klartext bedeutet dies: Wenn es der Regierung bis 15. Juli 2014 nicht gelingt, dem Gericht die Unbedenklichkeit von W-LAN-Internetzugängen zu beweisen, dann müssen die drahtlosen Zugänge in den öffentlichen Schulen des Landes durch drahtgebundene ersetzt werden.
Üblicherweise verhängt der Supreme Court in Israel ein bedingtes Verbot vor einem endgültigen, um der Regierung eine letzte Gelegenheit zum Handeln zu geben. Damit soll der Eindruck verhindert werden, dass die Regierungsgewalt im Land bei der Judikative liegt und nicht bei der Exekutive. Im konkreten Fall ist diese Nachsicht von besonderer Bedeutung, denn der Staat hat in den Ausbau der Kommunikationsnetze mehr als 100 Mio. Dollar investiert. Sollte es zu einem Verbot von W-LAN ans Schulen kommen, wäre ein Teil dieser Mittel in den Sand gesetzt worden.
Die Meldung aus Israel wäre, wenn sie zutrifft, eine Sensation und Wasser auf die Mühlen von Elektrosmog-Gegnern in aller Welt. Doch noch ist es zu früh, Sektkorken knallen zu lassen, denn die Meldung beruht auf unbestätigten Informationen aus Israel. Gegenwärtig liegen weder die Entscheidung des Gerichts noch die Verhandlungsprotokolle in schriftlicher Form vor. Erst wenn diese die obige Interpetation bestätigen, kann von einem Fakt ausgegangen werden.
Dem Vernehmen nach hatte das Gericht die Entscheidung schon vor Beginn der mündlichen Verhandlung am 24. April getroffen. Die Anhörung habe eher dem Zweck gedient, den Anwalt der Regierung auszuquetschen und die Regierung für ihr Verhalten in den vorausgegangenen 18 Monaten der Auseinandersetzung zu tadeln. Gescholten worden sei sie für das Leugnen von "Elektrosensibilität" und dafür, dass sie der Aufforderung des Gerichts nicht nachgekommen sei, die Anzahl "elektrosensibler" Schulkinder in Israel feststellen zu lassen. Zudem habe sie jüngst eingereichten Schriftsätzen der Klägerseite nicht widersprochen. Darin werde der Regierung vorgeworfen, sie verheimliche erhobene Daten über die Anzahl von "Elektrosensiblen". Den Klägern seien in den vergangenen zwei Monaten angeblich mehr als 100 Fälle von "elektrosensiblen" Kindern gemeldet worden.
Nachricht von: Dafna Tachover (die "elektrosensible" Anwältin pendelt zwischen Israel und USA, sie ist die Initiatorin der Klage gegen W-LAN an öffentlichen Schulen in Israel).
Hintergrund
Israel: Oberster Gerichtshof will Zahl der EHS-Kinder wissen
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –