Europa-Umfrage: Elektrosensible für Medienauftritte gesucht (Elektrosensibilität)
Mit einer angeblich in ganz Europa stattfindenden Umfrage (siehe dort unten) forscht der französische Anti-Mobilfunk-Verein Next-up nach "Elektrosensiblen" - man könnte auch sagen: Next-up horcht überzeugte "Elektrosensible" aus. Mittel zum Zweck ist ein Fragebogen, den es in den Sprachen Französisch und Englisch gibt. Von den 84 Symptomen für EHS (nach Dr. Waldmann-Selsam) bleiben bei den Franzosen zwar nur 26 übrig, darunter so treffsichere wie "Konfusion" und "ruhelose Beine", doch dafür wird auch richtig Ulkiges abgefragt, etwa ob man barfuß herumlaufe, mit den Antwortoptionen:
Never
1hr per day on average
6hrs per day on average
All the time
Am auffälligsten aber finde ich die letzte Frage:
Would you agree to be interviewed by a relevant organisation or for a TV report?
(Sind Sie damit einverstanden, Anti-Mobilfunk-Vereinen oder TV-Sendern Interviews zu geben?)
Next-up kann also für Film, Funk und Fernsehen anhand der Fragenbogen-Rückläufer ein Sortiment an überzeugten "Elektrosensiblen" bereit halten, das Medienauftritten zugestimmt hat. Womit auch das Erstaunen von Frau Buchs erklärt werden kann, die kürzlich auf einen EHS-Bericht in Frankreich mit der Bemerkung verwies:
"Ein weiterer der in Frankreich erstaunlich zahlreich gesendeten Beiträge über Elektrosensible."
Warum Frau Buchs wie eine Spinne im Netz auf solche Medienberichte über EHS lauert und diese, sobald sie einen fängt, verbreitet, ist mir nicht klar. Denn jeder dieser Berichte, besonders wenn er aus Sicht der Betroffenen "positiv" ist, löst bei Zuschauern mMn starkes Befremden aus über Sonderlinge, die sich gerne als etwas Besonderes sehen, sich tatsächlich jedoch am Rand der Gesellschaft ins Abseits bewegen und seltener als Steinpilze auf dem Mount Everest sind. Je mehr Berichte über das seltsame Treiben von EHS veröffentlicht werden (z.B. hier am Fuß der Seite die albernen Fotos von dem getürkten Sankt-Martin-Kinderumzug in Stuttgart - Suchspiel: wer findet Eva W.), desto distanzierter steht man den "Betroffenen" gegenüber. Die Hoffnung, dass durch starke Medienpräsenz ein wie immer auch gearteter gegenteiliger Effekt eintritt und die Sache der "Elektrosensiblen" aus der Spinner-Esoterik-Ecke herauskommt, hat sich nicht erfüllt. Wenn überhaupt, nutzen solche Auftritte allein dem Bekanntheitsgrad der Auftretenden, für die Belange der Szene (Anerkennung) sind die Auftritte schädlich. Der Ausschluss des medienversessenen deutschen Vorzeige-EHS Uli W. aus der Bürgerwelle ist ein Beleg dafür.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –