Dr. Daniel Favre und die Mobilfunkgegner (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 27.05.2013, 13:31 (vor 3959 Tagen) @ Lilith

Es fällt aber auf, dass es wieder einmal die Szene der Mobilfunkgegner ist, aus der heraus unwissenschaftliche Thesen zu angeblichen Ursachen eines tatsächlich bedenklichen Umweltphänomens kommen, die geeignet sind, die beginnende öffentliche Diskussion in einen Zustand der Verwirrung zu überführen.

Schöner Grundsatzbeitrag!

Nur, von "beginnender" öffentlichen Diskussion würde ich nicht reden, diese Diskussion ist schon seit etlichen Jahren im Gang. Hier im Forum startete die Vernebelung schon im Juni 2004 mit diesem Posting.

Das Funktionsprinzip der von Ihnen beschriebenen Vernebelung haben die Erfinder der Vernebelungsstrategie mit wenigen Worten umrissen: Zweifel säen ist unser Ziel/Geschäft.

Aktueller Bezug: Ein gewisser Dr. Daniel Favre wird jetzt in der Schweiz als "Mobilfunk-macht-Bienen-kirre"-Experte herumgereicht. Schließlich hat der Mann für den GHz-Kongress im April 2013 eigens einen Vortrag zusammengestellt, den er jetzt nur noch repetieren muss. Wir werden daher wahrscheinlich noch öfter von Dr. Favre hören. Neueste Station für ihn: Kreuzlingen (PDF, 1 Seite). Das ist deutschsprachige Schweiz.

Nun ist dieser Dr. Favre, wie alle Mobilfunkgegner die ich kenne, leider immer dann sehr scheu, wenn man ihm auf den Zahn fühlen wollte. So geschehen im Mai 2011. Später habe ich dann unter einer anderen E-Mail-Adresse noch einmal angefragt. In beiden Fällen bekam ich keine Antwort.

Ziel der Anfrage war es unter anderem, ein paar Merkwürdigkeiten des Favre-Experiments mit ihm gemeinsam zu klären. Denn bei unserem "Replikationsversuch" seiner Studie erschlug ein einziges Problem alles andere: Die Einstrahlung des Handys in das Tonaufzeichnungsgerät machte die Tonaufzeichnung praktisch zunichte. Trotzdem konnten wir noch feststellen, dass die Bienen bei unserer Replikation mit Maximalleistung weder Verhaltensauffällig waren, noch dass das von Favre behauptete Worker-Piping auftrat.

Dieses Problem mit der Einstrahlung musste auch Favre gehabt haben, bei ihm waren Handy und Recorder sogar noch näher beisammen als bei uns. Doch Favre erwähnt dazu kein Wort. Eine denkbare Erklärung: Favre hatte keinen Funkmessplatz, um die Sendeleistung des Handys zu steuern, er buchte einfach ins öffentliche Netz ein. Dies könnte bei einem nahen Sendemasten dazu geführt haben, dass sein Handy im Bienenstock mit nur schwacher Leistung sendete. Dann aber ist der angeblich beobachte Effekt wiederum noch unglaubwürdiger.

Wie gesagt, ein Dialog mit Herrn Favre kam nicht zustande, auch nicht durch Vermittlung meines damaligen schweizerischen Diskussionsgegners "Capricorn". So bleibt dieses Rätsel bis auf weiteres ungelöst, es sei denn, ein Skeptiker fragt auf der Veranstaltung in Kreuzlingen hartnäckig nach.

[Nachtrag vom 10. April 2018: Daniel Favre hat seinen Bienenversuch mit neuer technischer Ausstattung wiederholt]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Bienen, Dialogscheu, Favre, Kreuzlingen


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