Schlaganfall-Diagnostik, nach Weber-Art (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 05.02.2013, 23:37 (vor 4337 Tagen)

Nein, ich halte Eva W. nicht für dumm. Oder anders gesagt: Sie ist mMn genauso dumm wie sie elektrosensibel ist.

Umso erstaunlicher ist, dass unsere Eva am Erkennen einfachster Zusammenhänge scheitert, wenn Sie eine Chance sieht, sich als Alarmkritikerin in Szene zu setzen. Die Diagnosen von Eva dürften bekannt sein, was nicht auf Mord und Totschlag oder Unfälle zurückzuführen ist, da bringt die alte Dame nur zu gerne Elektrosmog-Einwirkung als Krankheitsursache ins Gespräch. Oft ist sie dafür schon getadelt worden. Doch ausgeprägte Lernresistenz lässt sie weiter von Fettnapf zu Fettnapf steigen, zu verlockend ist die Aussicht auf eine Priese Krankheitsgewinn.

Nach dieser umständlichen Einleitung komme ich endlich auf den Punkt. Es passierte plötzlich und unerwartet in einem Forum, das man nicht eben als seriös bezeichnen kann. Dort munkelt und raunt unsere Eva über eine Auskunft der DRF Luftrettung:

Am 4. Dez. 2012 startete unser Team zum 1.000 Rettungsflug innerhalb eines Jahres - das ist Rekord für diese Station! Und wie so oft ging es um einen Schlaganfall-Patienten....

Ding-dong!

Diesmal also ist es eine vermutlich dramatische Zunahme bei Schlaganfällen, die unsere Eva in Marsch setze. Andere haben schon vor ihr auf diese Masche gesetzt.

Liebe Frau Weber!

Zitronenfalter falten keine Zitronen. Sich aus freien Stücken irgendetwas zusammen zu reimen und zu posten, das gelingt tatsächlich nur in einem Forum, das man nicht eben als seriös bezeichnen kann. Die Moderation dort duldet Ihre fortwährende Irreführung und genießt sie wahrscheinlich sogar klammheimlich.

Machen wir's kurz: Die folgende Tabelle zeigt die Diagnosedaten der deutschen Krankenhäuser ab 2000 und sie bezieht sich auf ICD10: I60-I69 Zerebrovaskuläre Krankheiten, also auf alle Spielarten von Schlaganfällen. Wie sich leicht ersehen lässt, ist der Trend entgegen Ihrer Unterstellung nicht zunehmend, sondern abnehmend. Ganz bemerkenswert ist mMn auch der Rückgang bei Kindern und Jugendlichen.

So ein Mist aber auch, tut mir leid, Ihnen dies mitteilen zu müssen. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker, denn ich bin - Nachrichtentechniker. Sollte sich dann herausstellen, dass Sie sich tatsächlich vergaloppiert haben, möchte ich Sie bitten, nie wieder leichtfertig absurde Diagnosen zu stellen, sondern sich zuvor unter unter www.gbe-bund.de kundig zu machen.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Lernresistenz, Krankheitsgewinn, Schlaganfall, ICD-10

Einladung zum Kaffeekränzchen

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 07.02.2013, 11:46 (vor 4336 Tagen) @ H. Lamarr

So ein Mist aber auch, tut mir leid, Ihnen dies mitteilen zu müssen. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker, denn ich bin - Nachrichtentechniker. Sollte sich dann herausstellen, dass Sie sich tatsächlich vergaloppiert haben, möchte ich Sie bitten, nie wieder leichtfertig absurde Diagnosen zu stellen, sondern sich zuvor unter unter www.gbe-bund.de kundig zu machen.

Dazu schweigt Frau W., kramt stattdessen zu Ihrer Entlastung die Meldung eines Portals hervor, das sich selbst so sieht:

paradisi.de ist ein Informationsportal mit großer Online-Community rund ums Wohlfühlen. Aktuelle Meldungen, interessante Artikel und zahlreiche Foren auf über 5.000 Themenseiten versorgen den/die Leser/in mit einer Fülle von Tipps und Informationen. Die Schwerpunkte des Portals bilden neben Fitness, Gesundheit und Ernährung vor allem Lifestylethemen wie Kosmetik, Mode, Partnerschaft, Familie, Wohnen und Reisen - und natürlich Wellness.

Es stehen sich also gegenüber:

In der einen Ecke die amtlichen Diagnosezahlen aus deutschen Krankenhäusern, und in der anderen Ecke die Meldung eines privatwirtschaftlichen Wellness-Webportals.

Offensichtlich ist es Frau W. wurscht, wie belastbar die Quelle ist, aus der sie schöpft, Hauptsache die eigene Überzeugung wird gestützt.

So, liebe Frau W., können wir noch bis zum Jüngsten Gericht ergebnislos über dies und das streiten - also Kaffeekränzchen halten, statt ernsthaft um Klärung bemüht zu sein. Das www bedient jede Überzeugung, fündig zu werden ist deshalb keine Kunst, sondern Fleißarbeit, doch wer unbesehen aus jeder Quelle trinkt, kann leicht auch Jauche erwischen.

Ich habe auf die Schnelle versucht, bei der zitierten österreichischen Schlaganfallgesellschaft fündig zu werden, zum Thema "Juvenile Stroke" weiß das Programm der Tagung von 2012 jedoch nur etwas von einer HANS CHIARI GEDENKVORLESUNG zu berichten. Irritierend. Und dass heute am 7. Februar auf der Website der Gesellschaft noch immer die Tagung vom 24.-26.01.2013 vorangekündigt wird, beruhigt auch nicht wirklich. Wer hinter der Gesellschaft steht und welche Interessen sie verfolgt, darum habe ich mich erst gar nicht gekümmert. Ich meine damit nicht die Selbstdarstellung, denn auf dem Papier ist auch die sogenannte Komptenzinitiative ein ganz toller (Papier-)Tiger

Nur, verdammt nochmal, wie kommen diese widersprüchlichen Informationen zustande? Die Diagnoszahlen stützen sich 2011 auf mehr als 358'000 Fälle (Diagnosen) und sollten daher belastbar sein. Dennoch behauptet das paradisi-Portal fürs Nachbarland Österreich:

In den letzten zehn Jahren haben die sogenannten "Juvenile Strokes", wie in der medizinischen Fachsprache die Schlaganfälle in der Altersgruppe zwischen 18 und 50 Jahren bezeichnet werden, um 20 Prozent zugenommen.

Die deutschen Dignoszahlen belegen glatt das Gegenteil! Wo ist da der Wurm drin?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Querulant, Wellness, GDB, Apotheker

Widersprüchliche Angaben zum Trend bei Schlaganfällen

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 07.02.2013, 12:57 (vor 4336 Tagen) @ H. Lamarr

Wo ist da der Wurm drin?

Um das herauszufinden, habe ich soeben in Österreich angefragt, wie der Widerspruch zu erklären ist.

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