Behörden-Spiegel: "Unseriös und inkompetent?" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 22.07.2012, 01:03 (vor 4324 Tagen) @ RDW

In neuen EMF-Brief des WIK erfährt man von einem Beitrag im Behörden-Spiegel, in dem ...

... es heißt:

"Der Artikel im Behörden Spiegel wollte genau hierauf hinweisen, dass die Maxime "nicht sein kann, was nicht sein darf" illegitim ist. Mit anderen Worten: Solange kein Ergebnis einer lang angelegten Reihenuntersuchung bei Nutzern von Tetra-Endgeräten vorliegt, sind Aussagen wie: "Es liegen keine Gesundheitsrisiken vor" genau das, was den Autoren des Behörden Spiegel vorgeworfen wurde – unseriös, inkompetent - zumindest unverständlich."

Kommentar: "Eine lang angelegte Reihenuntersuchung" schwebt also der Redaktion des Behörden Spiegel bei Tetra-Endgerätenutzern vor. Positiv daran ist, dass das übliche Theater wegen Tetra-Sendemasten entfällt. Negativ ist, dass der Behörden Spiegel den Eindruck erweckt, Tetra wäre die erste Funktechnik, die auf Menschen losgelassen wurde, und die deshalb ein unkalkulierbares Risiko darstelle. Diese Einschätzung teile ich nicht, denn seit Anfang der 90-er Jahre wird GSM-Mobilfunk mit vergleichbaren HF-Eigenschaften von inzwischen 90 % der Weltbevölkerung genutzt, ohne dass sich in diesen 20 Jahren biologisch unerwünschte Nebenwirkungen herausgeschält haben. Noch zwei oder drei Jahre, so Gunde Ziegelberger (BfS) - sollten bis dahin die Inzidenzraten bei Hirntumoren weltweit keinen Knick nach oben erfahren, ist auch dieses Restrisiko mit seiner langen Latenzzeit abgedeckt. Warum der Behörden Spiegel dennoch sagt, erst eine spezielle Reihenuntersuchung mit Tetra-Nutzern könne Klärung bringen, ist mir nicht klar. Bekanntlich spielen die Modulationsparameter eines HF-Signals entgegen anderslautenden Alarmmeldungen keine Rolle, weil bis heute kein biologischer Demodulationsmechanismus gefunden werden konnte, der NF-Größen wie die Pulsfrequenz (rd. 17 Hz bei Endgeräten) für den menschlichen Körper sichtbar macht. Und nicht zuletzt läuft derzeit mit "Cosmos" eine Langzeitstudie (mit Handy-Nutzern), die auch dem Behörden Spiegel gefallen sollte. Risiken der Mobilfunktechnik können nach inzwischen rund 30 Jahren Praxiserfahrung nur klein sein, wären sie groß, hätte die Wissenschaft sie längst finden müssen - es geht daher heute nur noch um die Klärung von Restrisiken, ob diese existieren und wenn ja, ob sie vertretbar sind.

Keine Antwort konnte ich auf die Frage finden, wieso ausgerechnet Redakteure des Behörden Spiegel sich berufen sehen, eine "lang angelegte Reihenuntersuchung" zu fordern. Soweit ich das überblicke sind weder Uwe Proll noch Patricia B. Linnertz Wissenschaftler mit Expertise in EMF oder zumindest seit Jahren mit der tückischen Elektrosmog-Debatte vertraut. "Instantexperten", wie sie "Raylauncher" einmal nannte, hat die Debatte aber bereits zur Genüge, es besteht mMn nicht der geringste Bedarf an noch mehr. Die Selbstüberschätzung der eigenen Urteilskraft in Fragen jenseits der eigenen Kompetenzgrenzen ist eine ansteckende Seuche, die anscheinend besonders viele befällt, die sich ein paar Stunden oder Tage mit dem Thema Elektrosmog infiziert haben. Auch bei mir war dies nicht anders gewesen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Ansteckung, Latenzzeit


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