Reagieren Zellkulturen auf mechanische Vibrationen ? (Allgemein)
Ich habe mir gerade den Endbericht des ATHEM Projektes angeschaut => hier (pdf).
Beim Blick auf die Expositionseinrichtung (von ITIS gebaut, vom Reflex-Projekt übernommen) fiel mir auf, daß die Expositionseinrichchtung insgesamt eine Brücken/Stelzenkonstruktion darstellt, auf welche unmittelbar 2 elektrisch betriebene Lüfter aufgeflanscht sind.
Nun stelle ich mir gerade die Frage, ob Zellkulturen auf Vibrationen empfindlich sind ?
Aus praktischer Erfahrung weiß ich, daß ich die Festplatten und Lüfter in meinem PC als leichte Vibration "spüren" kann (aufgrund von Unwucht der Rotoren), wenn ich die Hand auf das PC -Blechgehäuse lege . So stellt sich mir nun beim Anblick der Expositionseinrichtung die Frage, ob es innerhalb der Expositionseinrichtung nicht auch mechanische Vibrationen gibt, die zudem aufgrund der "Brücken und Stelzen" Konstruktion ortsabhängig sein könnten (mechanische Resonanzen). z.B. könnte die untere Kammer anders vibrieren, als die obere und sich aufgrund mechanischer Resonanzen auch Stehwellen und Verstärkung von Schwingungsharmonischen ergeben.
Die Vibrationsfrequenz wird von der Rotationsfrequenz der Lüfter-Räder abhängen.
Die Vibrationsintensität von der Unwucht der Räder, der Lagerpräzision und der mechanischen Ankopplung an die Konstruktion.
Wenn als Lüfter Kurzschlußläufer gewählt wurden, die mit Wechselstrom betrieben wurden, dürften beide Lüfter die gleiche (netzfrequenzabhängige) Rotationsfrequenz haben.
Falls es sich bei den Lüftern um DC-Lüfter mit Elektronik-Kommutator handelte, könnten die Lüfter auch mit unterschiedlicher Frequenz rotieren (was Schwebungen in den Vibrationen ergeben könnte), die Rotationsfrequenz temperaturabhängig sein und obendrein sogar von der Präsenz hochfrequenter Felder beeinflußt werden, da die Lüfter innendrin eine Halbleiter-Verstärker-Elektronik enthalten, welche HF demodulieren könnten, sofern diese ausreichend Stark in die Elektronik oder Kabel der Lüfter einstrahlt.
Ganz abgesehen davon, daß die Lüfter auch niederfrequente Magnetfelder erzeugen...
Zudem stelle ich mir die Frage, ob immer beide Lüfter "an" sind, oder nur der Lüfter, welcher sich auf der "bestrahlten" Expositionskammer befindet.
Dann hätte nämlich die bestrahlte Expositionskammer mehr Vibrationen, als die unbestrahlte Kammer.
Ferner sehe ich in dem Bild, daß Temperaturfühler beim Lüfter angebracht sind.
Waren die Lüfter gar temperaturgeregelt => d.h. der Lüfter auf der heißeren (exponierten) Kammer drehte mit anderer Geschwindigkeit, als der Lüfter der unexponierten Kammer ?
Mich würde interessieren, ob der Hersteller (ITIS) diese Fragen (bzw solche eventuellen Confounder) berücksichtigt hat.
K
Reagieren Zellkulturen auf mechanische Vibrationen ?
Nun stelle ich mir gerade die Frage, ob Zellkulturen auf Vibrationen empfindlich sind ?
Spannend!
"Doch die enorme Sensibilität der Zellen für feinste mechanische und strukturelle Reize auf der Nanometerskala haben Wissenschaftler erst in jüngster Zeit erkannt. Gerade das interdisziplinäre Team von Biologen, Chemikern und Physikern, das Joachim Spatz am Max-Planck-Institut für Metallforschung zusammengebracht hat, hat zu dieser Entdeckung entscheidend beigetragen. Dabei entstanden auch die beiden Videos mit der entspannten und der gestressten Rattenzelle."
Dr. Wetzel (Fraunhofer) meldet einen Funktionsnachweis für die Bioresonanz, die Schwingungsfrequenzen sind bei Bioresonanz mWn jedoch deutlich höher als sie bei den Lüftern zu erwarten sind.
Auch Sonographie könnte etwas damit zu tun haben ...
Mit Ihrer Frage sprengen Sie mMn jedoch den Rahmen dieses Forums, das ist eher etwas für Wissenschaftler. Vielleicht weiß Alexander Lerchl was dazu. Er hat als frischgebackener Dekan seiner Fakultät allerdings auch so schon reichlich viel um die Ohren ...
[...]
Mich würde interessieren, ob der Hersteller (ITIS) diese Fragen (bzw solche eventuellen Confounder) berücksichtigt hat.
Ich habe eine Anfrage an ITIS rausgelassen, sollte Antwort eintreffen, stelle ich's natürlich hier ein.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Reagieren Zellkulturen auf mechanische Vibrationen ?
Die Antwort auf die berechtigte Frage von Kuddel ist: Ja.
Zellkulturen können auch auf Vibrationen, wie auf Schwingungen oder Frequenzen reagieren.
Das ist schon seit ca. 1930 bekannt als man damals mit Frequenz Therapie angefangen hat.
Ich habe mit meinem ClaeSmog sogar bewiesen, dass Frequenzen die mittels Longitudinalwellen übertragen werden auf den Körper, Zellen beeinflüssen können.
Ich hatte früher mal mit Alexander Lerchl darüber diskutiert, das durch in Labore anwesende *dirty power* und *dirty air* Studien auf Zellebene durch Bioresonanz Effekte unterschiedliche Ergebnisse ergeben können.
Dies könnte der Grund sein weshalb ein Comet-Assay unter gleiche Bedingungen, in das eine Labor anders ausfällt als in ein anderes Labor, nur weil diese Elektrosmog anders ist.
Und nicht jeder hat die richtige Messgeräte um diese *dirty power* und *dirty air* messen zu können.
Meiner Meinung nach haben die Frequenzen von *dirty air* hier den grössten Impact.
Bevor man über mich hinfällt soll man das ganze doch mal überdenken.
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Charles Claessens
www.milieuziektes.nl
Reagieren Zellkulturen auf mechanische Vibrationen ?
Nun stelle ich mir gerade die Frage, ob Zellkulturen auf Vibrationen empfindlich sind ?
So wie ich das interpretiere (wenn ich es richtig verstehe) dann stellten nicht nur Sie sich diese Frage
Stellungnahme des BfS zum Abschlussbericht des REFLEX Forschungsverbundes (5. EU-Rahmenprogramm)
Auszug daraus:
Den Umstand, dass die Effekte nur bei intermittierender Exposition auftreten, erklärt die Arbeitsgruppe damit, dass die DNA Reparatursysteme bei andauernder, nicht aber bei intermittierender Befeldung wirksam werden bzw. dort 10 - 12 h benötigen, um aktiv zu werden. Diese Erklärung ist zwar ungewöhnlich und biologisch nicht schlüssig, prinzipiell jedoch auch nicht auszuschließen. Nicht erwähnt wurde, ob Vibrationen (siehe unten) und mögliche Schaltartefakte (Abriss-Ströme und Spannungen) bei der An/Aus-Exposition berücksichtigt bzw. ausgeschlossen wurden.
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und weiter unten
Die Ergebnisse bezüglich der genotoxischen Effekte werden von der Arbeitsgruppe Kolb (Universität Hannover) in Ratten-Granulosazellen tendenziell bestätigt, wobei aufgrund der großen Standardabweichungen das Ergebnis für 50 Hz nicht signifikant ist. Demgegenüber findet die Arbeitsgruppe Wobus (Institut für Pflanzengenetik Gatersleben) in embryonalen Stammzellen der Maus keine genotoxischen Effekte, die Expositionsszenarien sind jedoch nicht direkt vergleichbar. Die Arbeitsgruppe Wobus hat darüber hinaus als einzige eine hinsichtlich auftretender Vibrationen „gedämpfte“ Expositionsanlage verwendet. Es liegen dem BfS keine Daten vor, ob die von der Arbeitsgruppe Kuster abgeschätzten Vibrationen von unter 1 m/s², die offenbar in den exponierten Proben um Faktor 20 über den schein-exponierten Ansätzen liegen, biologisch relevant sein können. Würde man die von der Arbeitsgruppe Rüdiger verwendeten Fibroblasten und das exakte Expositionsszenario der Arbeitsgruppe Rüdiger in der „vibrationsgedämpften“ Anlage der Gruppe Wobus wiederholen, könnte man diese Störgröße ausschließen
Reagieren Zellkulturen auf mechanische Vibrationen ?
Danke Doris !
Hört sich tatsächlich danach an, daß der Frage schon nachgegangen wird.
Die haben wie immer zielstrebig in die richtige Schublade gegriffen.
Ich bin da drauf gekommen, weil mein PC des öfteren spontan hörbar und fühlbar zu vibrieren anfängt (der Blechdeckel ist ein einer Seite etwas locker)
...und zufällig in dem Moment, als ich den "ATHEM" Bericht überflog ging es wieder los.
Um die Frage zu beantworten, wäre also erstmal eine Studie anzufertigen, die den Einfluß von Vibrationen auf Zellkulturen untersucht
K
Reagieren Zellkulturen auf mechanische Vibrationen ?
Die Antwort auf die berechtigte Frage von Kuddel ist: Ja.
Das ist schon seit ca. 1930 bekannt als man damals mit Frequenz Therapie angefangen hat.
Ähnliches erwähnte Spatenpauli auch in dem Posting darüber
=> Dr. Wetzel (Fraunhofer) meldet einen Funktionsnachweis für die Bioresonanz
Ich hatte früher mal mit Alexander Lerchl darüber diskutiert, das durch in Labore anwesende *dirty power*
"Dirty power" in erzeugt aber m.M.n. keine nennenswerten mechanischen Vibrationen...auf jeden Fall viel weniger, als ein Lüfter...
Elektrolüfter von Expositionskammern: Prof. Kuster antwortet
Mich würde interessieren, ob der Hersteller (ITIS) diese Fragen (bzw solche eventuellen Confounder) berücksichtigt hat.
Ich habe eine Anfrage an ITIS rausgelassen, sollte Antwort eintreffen, stelle ich's natürlich hier ein.
Es hat ein bisschen gedauert, aber heute traf Antwort aus der Schweiz ein.
ITIS-Chef Niels Kuster schreibt:
anbei unsere antwort zu den elektrolueftern. wir haben diese ueberlegungen im design einfliessen lassen um alle moeglichen cofounders zu minimieren. falls doch vorhanden, waere der effekt bei scham/exposure identisch.
Response to "Elektrosmog‐Forum des IZgMF" of May 8th, 2012, 21:27
The systems sXc-1800/1950 for in-vitro exposure of cells as used in the reflex project have been designed in such a way as to minimise the non-Radio Frequency (RF) differences in exposure. For example the system consists of two identical waveguide exposure chambers which are randomly assigned under computer control to expose and sham (no exposure) so that the experiment and the control can be simultaneously executed and what is more the two exposure chambers are placed within the same incubator so that the differences in environment (temperature, humidity and CO2) are minimized. The shielding effectiveness of the waveguide exposure chambers is excellent, the air flow is via a grid of small holes which provides a large attenuation of the electromagnetic field inside the chamber, this is for two reasons, firstly to ensure good isolation between sham and exposure cells cultures and secondly to protect other systems from potential interference.
Considering that the most important confounders in biological experiments where the expected effects are small are, changes in temperature or temperature differences and differences in cell cycle then the ability to run the sham and expose groups at the same time and have the same air circulating in both chambers are of paramount importance.
To ensure that the temperature is the same in both chambers air is drawn through the chambers from a common air input port. The air is circulated using DC fans placed at the air outlet, such that any heating of the fan does not impact the circulated air temperature. These fans run continuously during the time that the exposure system is switched on, in both, the exposed and sham chamber. Furthermore, each system is characterized and the maximum SAR is limited such that the maximum temperature increase in the cell culture media will be < 0.1°C, this equates to the maximum difference in temperature between the cells in each chamber. Without suitable fans to maintain air flow the environment in the chambers would be less well defined. Throughout the experiments the voltages and currents of the two fans are monitored along with the temperature using temperature sensors.
The two exposure chambers are mounted together and positioned near the centre of the incubator using 4 rigid POM supports. Therefore any vibration will be tightly coupled from one chamber to the other. Some vibration is generated by the fans, but this will be essentially the same in both exposure chamber cell cultures. The fans in the system operate from a common 12V DC source and have 5 fan blades, the fans do not necessarily rotate at exactly the same speed for both chambers, due to manufacturing tolerances.
The magnetic fields from the fans are related to both the commutation and the angular velocity. The main components have fundamental frequencies of approximately 440 Hz and 220 Hz respectively, the 220 Hz signal is essentially sinusoidal whereas the 440 Hz has narrow spikes, both fields are more pronounced on the side of the fan away from the exposure cell and decay rapidly. The fan is mounted on a spacer and then onto the thick aluminium wall of the waveguide, the peak field inside the waveguide is < 0.5 μT with the high frequencies significantly attenuated by the aluminium. The field is then attenuated much more by the time it reaches the closest petri dishes. Any stray exposure would be the same in both the sham and exposure chambers and hence would not act differentially on the cell samples, the majority of the petri dishes would be completely unaffected.
Though the inclusion of the fans might give unintended exposure to low frequency magnetic fields and vibration, this exposure will be essentially the same for both the sham and exposure groups, but the advantage of minimising the known confounder of temperature and environmental differences cannot be overstated.
Deutsch-Übersetzung
Die Systeme sXc-1800/1950 für die In-vitro-Exposition von Zellen, wie sie im Reflex-Projekt verwendet wurden, sind so konzipiert, dass die Unterschiede in der Exposition, die nicht auf Funkfrequenzen (HF) zurückzuführen sind, minimiert werden. Zum Beispiel besteht das System aus zwei identischen Hohlleiter-Expositionskammern, die computergesteuert zufällig der Exposition und der Schein-Exposition (keine Exposition) zugeordnet werden, so dass das Experiment und die Kontrolle gleichzeitig durchgeführt werden können. Außerdem sind die beiden Expositionskammern im selben Inkubator untergebracht, so dass die Unterschiede in der Umgebung (Temperatur, Feuchte und CO2) minimiert werden. Die Abschirmwirkung der Wellenleiter-Expositionskammern ist hervorragend, der Luftstrom geschieht über ein Gitter aus kleinen Löchern, das für eine starke Dämpfung des elektromagnetischen Feldes innerhalb der Kammer sorgt, und zwar aus zwei Gründen: erstens, um eine gute Trennung zwischen Schein- und Expositionszellkulturen zu gewährleisten, und zweitens, um andere Systeme vor möglichen Störungen zu schützen.
In Anbetracht der Tatsache, dass die wichtigsten Störfaktoren bei biologischen Experimenten mit erwartet schwachen Auswirkungen die Temperaturänderungen oder Temperaturunterschiede sowie Unterschiede im Zellzyklus sind, ist es von größter Bedeutung, dass die Schein- und die Expositionsgruppe zur gleichen Zeit durchgeführt werden können und in beiden Kammern die gleiche Luft zirkuliert.
Um zu gewährleisten, dass die Temperatur in beiden Kammern gleich ist, wird Luft von einem gemeinsamen Lufteingang durch die Kammern gesaugt. Die Luft wird mit Hilfe von Gleichstromlüftern umgewälzt, die am Luftauslass angebracht sind, so dass die Erwärmung des Lüfters keinen Einfluss auf die Temperatur der umgewälzten Luft hat. Diese Ventilatoren laufen während der Zeit, in der das Expositionssystem eingeschaltet ist, sowohl in der Expositions- als auch in der Scheinkammer kontinuierlich. Darüber hinaus ist jedes System so bemessen und die maximale SAR ist so begrenzt, dass der maximale Temperaturanstieg in den Zellkulturmedien < 0,1 °C beträgt, was dem maximalen Temperaturunterschied zwischen den Zellen in jeder Kammer entspricht. Ohne geeignete Ventilatoren zur Aufrechterhaltung des Luftstroms wäre die Situation in den Kammern weniger gut definiert. Während der Experimente werden die Spannungen und Ströme der beiden Ventilatoren sowie die Temperatur mit Temperatursensoren überwacht.
Die beiden Expositionskammern sind zusammen montiert und mit vier starren POM-Stützen nahe der Mitte des Inkubators positioniert. Daher wird jede Vibration von der einen Kammer auf die andere übertragen. Eine gewisse Vibration wird durch die Ventilatoren erzeugt, aber diese ist bei den Zellkulturen in beiden Expositionskammern im Wesentlichen die gleiche. Die Ventilatoren des Systems werden von einer gemeinsamen 12-V-Gleichspannungsquelle gespeist und haben fünf Ventilatorflügel. Aufgrund von Fertigungstoleranzen drehen sich die Ventilatoren in beiden Kammern nicht unbedingt mit der gleichen Geschwindigkeit.
Die Magnetfelder der Lüfter hängen sowohl mit der Kommutierung als auch mit der Winkelgeschwindigkeit zusammen. Die Hauptkomponenten haben Grundfrequenzen von etwa 440 Hz bzw. 220 Hz, wobei das 220-Hz-Signal im Wesentlichen sinusförmig ist, während das 440-Hz-Signal feine Spitzen aufweist; beide Felder sind auf der zur Expositionszelle abgewandten Seite des Ventilators stärker ausgeprägt und klingen schnell ab. Das Gebläse ist auf einem Abstandshalter und dann auf der dicken Aluminiumwand des Hohlleiters montiert; das Spitzenfeld im Hohlleiter beträgt < 0,5 μT, wobei die hohen Frequenzen durch das Aluminium erheblich gedämpft werden. Das Feld wird dann noch viel stärker abgeschwächt, bevor es die nächstgelegenen Petrischalen erreicht. Jegliche Streuexposition wäre in der Schein- und in der Expositionskammer gleich und würde daher nicht unterschiedlich auf die Zellproben einwirken; der Großteil der Petrischalen würde völlig unbeeinflusst bleiben.
Obwohl die Einbeziehung der Ventilatoren zu einer unbeabsichtigten Exposition gegenüber niederfrequenten Magnetfeldern und Vibrationen führen könnte, wird diese Exposition für die Schein- und die Expositionsgruppe im Wesentlichen gleich sein, aber der Vorteil der Minimierung des bekannten Störfaktors der Temperatur- und Umweltunterschiede kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
[Admin: Deutsch-Übersetzung hinzu gefügt am 10.12.2021]
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Elektrolüfter von Expositionskammern: Prof. Kuster antwortet
Ich bin positiv überrascht, daß man sich bei der ITIS meinen (Laien-) Fragen stellt.
Zusammenfassend nehme ich mit:
Die Lüfter waren eletronisch kommutierende DC Lüfter, nicht drehzahlgeregelt, und ezeugen innerhalb der Expositionskammer lediglich schwache magnetische Wechselfelder der Frequenzen 220 und 440Hz.
Die Frage, inwiefern mechanische Vibrationen Einfluß auf das Wachstum von Zellkulturen nehmen können (signifikant oder eher vernachlässigbar) ist allerdings noch offen.
Niemand käme z.B. auf die Idee, eine Meisterschaft im Pool-Billard auf einem Ausflugsdampfer auf der Nordsee auszutragen, wo die Kugeln schon ohne Beteiligung der Mitspieler hin und her rollen. Man könnte vermutlich einen Champion küren, aber die Confounder würden dazu beitragen, daß ein erhebliches Maß Zufall im Ergebnis stecken würde.
Die Gretchenfrage lautet, welches Maß an Vibrationen tritt tatsächlich in der Expositionseinrichtung auf, sowohl angeregt von den nicht drehzalstabilisierten Lüftern, als auch dem umgebenden Temperaturschrank und welchen biologischen Effekt kann dieses Maß an Vibration auf das Wachstum einer Zellkultur haben..
Die erste Frage könnte vom Erbauer der Expositionseinrichtung beantwortet werden, die zweite Frage von einem Biologen, der dieses Thema untersucht hat.
In den Augen eines Mechanikers hat die Expositionseinrichung zweifelsfrei etliche mechanische Eigenresonanzen .
Allein schon die Halterung der Petrischalen bildet ein klassisches mechanisches Resonanzsystem, bestehend aus einer Kunststoff-Blattfeder mit einer schwingenden Masse M (Petrischale) .
Schon geringeste Anregungskräfte auf der Resonanzfrequenz dieses mechanischen Schwingunssystems könnten selbst schwache Vibrationen erheblich verstärken.
Auch der individuelle Füllgrad der Petrischalen wird Einfluß auf die Resonanzfreuenz nehmen, so daß theoretisch eine Schale stark vibrieren und die Nachbarschale deutlich schwächer vibrieren könnte.
Hier ein Bild der Halterung für die Petrischalen: Quasi eine Kunststoff-Blattfeder mit einer schwingenden Masse M (Petrischale).
...und hier das Bild eines mikromechanischen Resonators (Bild diesem Fachartikel entnommen)
Die Ähnlichkeit ist doch verblüffend....
Das ganze "Schwingungssystem" wird nun von zwei nicht drehzahlstabilisierten Lüftern angeregt (möglicherweise zusätzlich von Aggregaten des Temperaturschranks). Sowohl (nicht stabile) Eigenfrequenzen der Lüfter , als auch Summen- und Differenzfrequenzen (durch Drehzahlunterschiede) könnten die (in gewissem Maße individuellen) Anregungsfrequenz oben genanannter mechanischer Resonatoren treffen...
Dann wären da noch die starken Luftströmungen innerhalb der Hohlleiter, welche die Resonatoren anregen könnten...wobei Luftwirbel innerhalb der Kammer dafür sorgen könnten, daß manche Resonatoren stärker und manche schwächer angeregt werden...
Die ganzen Fragestellung erübrigt sich natürlich, wenn Vibrationen keinen Einfluß auf das Zellwachstum ausüben.
K
Schwingungsgedämpfte Expositionskammer
Die Gretchenfrage lautet, welches Maß an Vibrationen tritt tatsächlich in der Expositionseinrichtung auf, sowohl angeregt von den nicht drehzalstabilisierten Lüftern, als auch dem umgebenden Temperaturschrank und welchen biologischen Effekt kann dieses Maß an Vibration auf das Wachstum einer Zellkultur haben..
Die erste Frage könnte vom Erbauer der Expositionseinrichtung beantwortet werden ...
Zitat aus dem Reflex-Final-Report:
"The estimated vibration of the exposed cells is less than 1 m/s² (= 0.1 g), which is a factor of 20 above the minimal background level for sham. If an elastically damped dish holder is used (as provided for Participant 4) the vibration load can be further reduced by a factor 12 to 0.1 m/s².
[...]
In addition to the newly developed exposure systems, it was decided to use three existing setups (Participants 4, 6, 9) and to modify and improve the two setups of Participants 4 and 9.
The RF setup of Participant 4 is based on two R14 waveguides operated at 1710 MHz (Schönborn et al. 2000). Eight 60 mm diameter Petri dishes are exposed with the same concept as for the RF setup (GSM). An identical signal unit is applied, and similar performance is achieved. However, different settings for GSM-Talk were used:"
Participant 4 = Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, Gatersleben, Germany, Scientific person in charge of the project: Prof. Anna M. Wobus --> inzwischen aller Voraussicht nach im Ruhestand.
Die Arbeitsgruppe Wobus machte im Rahmen von "Reflex" NF- und HF-Befeldungstests an embryonalen Stammzellen der Maus - mit unterschiedlichem Ergebnis: "Under our experimental conditions, 6 hours exposure to GSM signals induced a low transient increase of double-strand DNA breaks, whereas ELF-EMF did not induce a significant DNA damage. Our finding suggests that genotoxic effects of RF-EMF, at least in vitro, could not be excluded."
Fazit: Mit der schwingungsgedämpften Expositionskammer waren die HF-Effekte bei der Arbeitsgruppe Wobus schwach, bei der Arbeitsgruppe Rüdiger mit einer (anscheinend) nicht schwingungsgedämpften Expositionskammer waren sie stark. Deshalb hatte das BfS diese gute Idee.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Zellen reagieren auf Vibrationen
Die ganzen Fragestellung erübrigt sich natürlich, wenn Vibrationen keinen Einfluß auf das Zellwachstum ausüben.
K
Zellen reagieren auf mechanische Reize, auch Vibrationen, was mich als Biologen nicht überrascht. Beispiele:
Aus dem Abstract: We concluded that vibration treatment at 30 Hz is effective in suppressing the atrophy pathway both in vivo and in vitro and enhances fusion of satellite muscle cells.
Nano-vibration effect on cell adhesion and its shape. (1 kHz)
Aus dem Abstract: Furthermore, the preliminary cDNA microarray experiments showed that expression of genes which regulate cytoskeleton were changed by vibration stimulation. These results suggest that vibration could affect cell adhesion and the determination cell shape.
Effects of vibration on differentiation of cultured PC12 cells. (10 kHz)
Aus dem Abstract: When PC12 cells exposed to nerve growth factor were subjected to vibration at 10 kHz, differentiation and elongation of their neurites were promoted earlier in the culture. Vibration promoted differentiation of PC12 cells.
Findet man alles in PubMed.
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
Zellen reagieren auf Vibrationen
*Poor man's Rife* ist ein System, wobei Rife Frequenzen nicht über Licht, oder direkten Kontakt (Handelektroden) sondern mittels Töne an Personen übertragen werden.
So hatte ich viele Jahren Audio-CD's gegen Elektrosensitivität zusammengestellt, und die funktionieren einwandfrei.
Steht nicht in PubMed.
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Charles Claessens
www.milieuziektes.nl
Zellen reagieren auf Vibrationen
Steht nicht in PubMed.
Die Wirkung von Vibrationen auf Sinneszellen ist seit Jahrtausenden durch empirische Feldversuche belegt und daher unstrittig. Steht ebenfalls nicht in PubMed, weiß aber dennoch jede(r).
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Zellen reagieren auf Vibrationen
Ja, man findet Abstracts.
Aber in den Abstracts ist nichts über die Stärke der dort angewendeten Vibrationen zu finden => "wieviel" m/s² => Sind 1m/s² (0,1g) für eine Zellkultur viel oder wenig ?
Zitat aus dem Reflex-Final-Report:
"The estimated vibration of the exposed cells is less than 1 m/s² (= 0.1 g),
Für exponierte Arbeiter ("Baggerfahrer") gilt ein Ganzkörpergrenzwert von 0,8m/s² für maximal 8 Stunden.
Mir ist auch nicht klar, warum man die Vibrationen in der Reflex-Studie lediglich "abgeschätzt" hat. Es gibt doch entsprechende Meßgeräte und Sensoren um derlei objektiv zu messen.
Vibrationen mit Beschleunigungssensoren messen
Für exponierte Arbeiter ("Baggerfahrer") gilt ein Ganzkörpergrenzwert von 0,8m/s² für maximal 8 Stunden.
So ein g'standener Baggerführer sollte mindestens 80 kg auf den Rippen haben. Diese Masse will schonend behandelt werden, was anscheinend bei Maximalbeschleunigungen von 0,8m/s² der Fall ist. Wegen ihrer geringen Masse sollten Zellen mMn erheblich höhere Beschleunigungskräfte aushalten können, bevor die eingebrachte kinetische Energie (1/2 m v²) Wirkung zeigt.
Von Bosch gibt es inzwischen 3-Achsige Beschleunigungssensoren mit ungefähr 3 x 3 mm Kantenlänge (MEMS-Technologie) und 2-Draht-Digitalschnittstelle (SPI). Diese Sensoren sind derart klein, dass ihre Masse keine nennenswerte Verfälschung bei den Petrischalen bewirken würden. Wenn ich mich recht entsinne, sind die Messbereiche dieser Sensoren jedoch für viel größere Beschleunigungen dimensioniert (bis zu ein paar hundert g), so dass die schlechte Auflösung im unteren g-Bereich eine Anwendung eher ausschließt. Als Praktiker wissen Sie das aber sicherlich auch so schon ...
Mit mehreren g-Sensoren innerhalb der Expositionskammer könnte auch Ihre These überprüft werden, dass sich infolge Luftverwirbelungen an räumlich unterschiedlichen Stellen auch unterschiedlich starke Vibrationen ausbilden können.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Salford: verursachten Lüfter-Magnetfelder die BHS-Effekte?
Beim Blick auf die Expositionseinrichtung (von ITIS gebaut, vom Reflex-Projekt übernommen) fiel mir auf, daß die Expositionseinrichchtung insgesamt eine Brücken/Stelzenkonstruktion darstellt, auf welche unmittelbar 2 elektrisch betriebene Lüfter aufgeflanscht sind.
Auch Leif Salford stellte sich eine ähnliche Frage, nämlich ob die NF-Felder der Lüfter, die seine TEM-Zellen kühlten, möglicherweise unabsichtlich für die gefundenen Effekte bezüglich der Blut-Hirn-Schranke (BHS) maßgebend waren - und nicht die absichtlich einwirkende HF.
Salford ging seiner Hypothese mit einem Experiment nach und kam 2011 zu dem Schluss: Nein, die Lüfter waren es nicht, deretwegen die BHS durchlässig wurde.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Salford: verursachten Lüfter-Vibrationen die BHS-Effekte?
Hat der Salford auch die Vibrationen der Lüfter als möglichen Confounder untersucht ?
=> Experiment: Man nehme einen "nackten", kräftigen Lüfter, schließe ihn an die entsprechende Spannungsquelle an und halte ihn lose in der Hand => Ergebnis, praktisch jeder Lüfter verursacht spürbare Vibrationen. Unwucht, "Rastmoment" der Magnete. Zudem Luftwirbel und Strömungsgeräusche (=ebenfalls Vibrationen) in der Expositionskammer.
Zellkulturen & mechanische Vibrationen: Entkopplung nötig
Dieses Dokument beschreibt eine Expositionsanlage, in der Zellen Magnetfeldern von bis zu 5 mT ausgesetzt werden können. Die relevante Passage dort lautet:
The cell flasks are stacked on a multi-tiered cell flask platform designed for fast access and suspended from the structural frame by elastic strands to reduce the transmittance of high frequency vibrations; the set of six coils are also suspended by elastic strands from the structural frame, ensuring maximal vibration decoupling. The coils are water cooled for temperature control as well as acoustically dampened of high frequencies acoustic vibrations. Any induced vibration of the cell flasks is continuously detected using an Endeveco 7264B sensor (Supplementary Figure S1C).
Hintergrund
http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0072944#pone.0072944.s009
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –