Mehr Schlechtachten als Gutachten (Allgemein)
Auszug aus Spiegel-Online: "Wenn Frauen Auto fahren, gibt es mehr Homosexualität"
"Riad - Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen - und das soll auch bitte schön so bleiben. Das zumindest fordert Kamal Subhi, ehemaliger Professor an der King Fahd University in Dhahran. In einem Gutachten, das er kürzlich dem gesetzgebenden Shura-Rat vorlegte, warnt er, es würde in zehn Jahren keine Jungfrauen mehr geben, wenn man das weibliche Geschlecht auf den Straßenverkehr loslasse.
Damit nicht genug der absurden Prophezeiungen: "Frauen das Autofahren zu erlauben würde einen Anstieg von Prostitution, Pornografie, Homosexualität und Scheidungsraten provozieren", konkretisierte Subhi seine schlimmsten Befürchtungen laut dem britischen "Telegraph". Er begründet diese Prognose mit dem Sittenverfall, den er in anderen islamischen Ländern beobachtet haben will, wo Frauen das Autofahren erlaubt ist.
Untermauern will der in Saudi-Arabien anerkannte Fachmann die angeblich schwindende Moral mit einem persönlichen Erlebnis: Als Subhi einmal in einem anderen arabischen Staat - dessen Namen er nicht nennt - ein Café besucht habe, hätte ihm eine Frau mit einer Geste zu verstehen gegeben, dass sie "verfügbar" wäre. "Das passiert, wenn Frauen Autofahren dürfen", schlussfolgerte der Gelehrte aus dieser Szene."
Kommentar: Als ich das las, musste ich unwillkürlich an den berühmt-berüchtigten "Trower-Report" denken, mit dem ein (nur) in mobilfunkfeindlichen Kreisen anerkannter Gutachter (Barry Trower) dem Tetra-Behördenfunk einfach mal so aus unbekanntem Anlass heraus das Potenzial von Pest und Cholera bescheinigte. Die Substanz dieses Reports steht mMn der des Gutachtens von Kamal Subhi nicht viel nach. Doch so wie Barry Trower eine handvoll Anhänger gefunden hat wird es sicher auch welche geben, die Kamal Subhi bejubeln weil er ihren Interessen dienlich ist.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –