Keine gegenseitige Qualitätskontrolle (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 20.07.2011, 00:51 (vor 4875 Tagen) @ Kuddel

Was mir immer wieder auffällt:

Unter Sendemastgegnern gilt das Prinzip der uneingeschränkten Toleranz.

Qualitätskontrolle = Null
Mit der Folge: Jeder kann schwafeln was er will.

Im Prinzip stimme ich Ihnen zu, nur "Null" ist zu hart geurteilt.

Beispiel 1: Das hese-project mühte sich, so etwas wie eine "Peer-Review" zu bieten, z.B. für Beiträge von Prof. Hecht, der Mediziner ist, und dem deshalb bei Äußerungen zur Technik auf die Finger geschaut werden musste. Inzwischen ist Hecht mWn nicht mehr aktiv, der alte Herr geht hart auf die 90 zu und steht auf manchen Briefköpfen nur noch als Gallionsfigur.

Problematisch ist, dass so eine Review nur so gut sein kann wie die Reviewer. Und wenn dann für ein dickes Werk von Prof. Hecht viele Stunden konzentriertes Lesen draufgehen, für einen warmen Händedruck, dann ist die Motivation auch nicht unbedingt eine große. Kurz: Das hat nicht so funktioniert wie geplant, als ein Epos von Hecht endlich geprüft an die Szene übergeben werden konnte, fand RDW innerhalb kürzester Zeit fachliche Fehler in dem Text. Vom Experiment "Halblaien-Peer-Review" hatte ich danach nicht mehr viel gehört.

Beispiel 2: Bei der IZgMF-Auftaktveranstaltung als BI (2002) hatten wir drei Referenten der Kritiker aufm Podium. Einer brachte etwas technisches durcheinander, was genau es war weiß ich nicht mehr. Dagegen erinnere ich mich gut daran, dass einer der beiden anderen Referenten den Fehler bemerkte und seine Korrektur mit den Worten einleitete: "Lieber Kollege XYZ ich korrigiere sie ungern, aber ...". Das fand ich damals richtig gut, dass zumindest live widersprochen wird. Derartige Korrekturen auf Kritiker-Websites oder in Rundmails habe ich zwar auch noch erlebt, sie aufzuzählen genügen aber die Finger einer Hand. Und das ist eindeutig zu wenig, denn die Fehlerquote ist bekanntlich extrem hoch. Da fehlt tatsächlich die Qualitätskontrolle, was evtl. auch daran liegt, dass sich in der überschaubaren Szene die Frontleute alle persönlich kennen und bei Veranstaltungen immer wieder übern Weg laufen. Da meckert man zwar hinter vorgehaltener Hand, offen wird der "Kollege" jedoch geschont, man weiß ja nicht, ob man nicht schon ein paar Tage später neben ihm auf einem Podium sitzen muss. Das mag einer von mehreren Gründen sein, warum die Kritiker in den eigenen Reihen so unbegreiflich unkritisch sind.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Toleranz


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