Tetra-Klagen in England: Geschichte einer Zeitungsente (Allgemein)
Am 13. April 2011 war es soweit: Abends tritt im Bürgerhaus zu Burgkirchen/Alz Dr. Klaus Buchner auf. In einer Aufzeichnung der Veranstaltung (siehe unten) wird er als Bundesvorsitzender der ödp angekündigt, diesen Posten aber hat Klaus Buchner bereits seit dem 13. November 2010 nicht mehr. Doch es kommt noch viel besser, nämlich ein Beleg dafür, dass Mobilfunkkritik es selbst dann mühelos auf Großprojektionsflächen schafft, wenn sie auf unwahren irreführenden Behauptungen beruht. Es ist die tödliche Krankheit der Mobilfunkkritik: Alarmieren um jeden Preis, gerne auch auf Kosten der Wahrheit!
Hier also nun der neueste Fall dieser Krankheit ...
Bei Minute 1:16 des nur 2:27 Minuten dauernden Videos ist eine Projektion zu sehen auf der es heißt:
"Im Januar 2010 haben 176 englische Polizisten Klage erhoben (Gesundheitsschäden bis zur Arbeitsunfähigkeit)"
Soso. Mein Bauch schlägt bei dieser Nachricht Alarm.
Eine Quelle für diese Behauptung ist auf der Projektion nicht zu erkennen, die Suche im Internet (tetra england klage 176) führt jedoch schnell zum Ziel. Es sind bevorzugt Webseiten von Sendemastengegnern, die die Story der 176 englischen Polizisten mit geringfügigen Abweichungen verbreiten.
Die Quelle all dieser deutschsprachigen Meldungen ist ein Bericht in der britischen Qualitätszeitung "The Telegraph" vom 1. Januar 2010. Und gewohnt fleißig hat Diagnose-Funk eine deutsche Übersetzung dieses Berichts als PDF im Programm.
Entscheidend ist die folgende Passage im Original ...
The local branch of the Police Federation has logged 176 individual complaints, and now senior officials at the police authority are seeking legal advice on how to deal with them.
... die von Diagnose-Funk fehlerhaft übersetzt wurde:
Die örtliche Zweigstelle des Polizistenverbandes hat 176 einzelne Klagen aufgezeichnet und nun haben höhere Beamte bei der Polizeibehörde um rechtliche Auskunft nachgesucht, wie sie damit umgehen sollen.
Fehlerhaft deshalb, weil der Verband der Polizisten nicht 176 einzelne Klagen (im Sinne von Klagen vor Gericht) erfasst hat, sondern nur 176 Beschwerden von Polizisten wegen allerlei angeblich von den Tetra-Funkgeräten verursachten Befindlichkeitsstörungen. Vorsicht: 176 Beschwerden müssen nicht zwangsläufig von 176 Polizisten kommen, wie es bei Buchner heißt, es können auch nur 88 Polizisten sein, etwa wenn jeder zwei Beschwerden bei seinem Vorgesetzten eingereicht hat.
Diagnose-Funk hat sich mMn seit längerem darauf spezialisiert, nicht grundfalsch über etwas zu berichten, sondern derart missverständlich, dass der Fehler erst im Kopf des Lesers passiert. Dies ist für die Verfasser der irreführenden Meldungen völlig risikolos, sie können stets die Hände in Unschuld waschen.
Also zur Klarstellung: Es gibt in England weder 176 (Gerichts-)Klagen gegen Terta noch - wie Buchner es darstellt - eine Sammelklage von 176 Polizisten. Richtig ist: Es liegen dem Verband der englischen Polizisten 176 Beschwerden vor und die Verantwortlichen überlegten im Januar 2010 noch, was sie mit diesen Beschwerden nun anfangen sollten.
Website der "Police Federation" weiß nichts von einer Klage
Auf der Website der Police Federation findet sich heute, gut 1 Jahr später, keinerlei Hinweis auf eine Gerichtsklage wegen Tetra. Tetra heißt auf der Insel "Airwave", eine diesbezügliche Suche bei dem Polizistenverband führt zu dieser Liste mit 31 Treffern, deren jüngster von 2009 ist. In der Agenda der Jahresversammlung 2011 des Verbands wird Tetra/Airwave im Mai 2011 nicht einmal mehr erwähnt. Ebenso verhält es sich mit sämtlichen Reden anlässlich der Jahresversammlung 2010: von einer Klage gegen Airwave/Tetra ist kein Ton zu hören! Dennoch behauptet Klaus Buchner in seinem Vortrag die Existenz einer solchen Klage.
Angst vor der Neuen Funktechnik
Die Telegraph-Meldung vom Januar 2010 hatten wir hier schon einmal kritisch betrachtet. Dabei stellte sich heraus, dass die 176 Beschwerden keineswegs im Laufe von neun Jahren eintrafen, sondern das Gros davon schon kurz nach Einführung der neuen Funktechnik bei den Chefs auf dem Tisch lag. Danach kehrte Ruhe ein. Dies erklärt, wieso sich auf der Website der Police Federation seit Jahren nichts mehr in Sachen Tetra/Airwave tut. Das Thema ist dort längst abgefrühstückt. Nur hierzulande wird wegen der Tetra-Einführung die "olle Karmelle" aus England immer wieder neu ausgegraben, und sei es nur dazu, um einen Vortrag über angebliche Tetra-Gefahren mit dramatischen Begebenheiten aus dem Ausland zu füllen.
Dass altgediente Sendemastengegner wie Klaus Buchner dem Hang zum faktenfernen Dramatisieren weiterhin nachgeben, er müsste es längst besser wissen, finde ich unverzeihlich. Und, um es einmal mit allem Nachdruck zu sagen: Eine politische Partei, die 2011 noch immer glaubt, mit Panikmache wegen Funkwellen Wählerstimmen zu ergattern, ist für mich wegen Realitätsferne schlicht nicht (mehr) wählbar.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tetra-Klagen in England: Geschichte einer Zeitungsente
In einer Aufzeichnung der Veranstaltung ...
RFO (Regionalfernsehen Oberbayern) ist ein Privatsender mit Sitz in Rosenheim. Der größte Teil des Teams besteht - so Wikipedia - aus Auszubildenden . Da können Schnitzer wie der mit dem Bundesvorsitz von Klaus Buchner schon mal passieren. Online ist besagter Beitrag bei RFO <hier> anzusehen.
Niedlich: Tendenziöse Verlautbarungen wie "Der ... Tetra-Funk stößt auf immer breiteren Widerstand" sind anscheinend unausrottbar. Früher wurden derart blechern tönende Phrasen bereits den Volontären in Redaktionen mit Macht von den Altvorderen der Branche als Todsünde ausgetrieben.
... immer mehr
... immer öfter
... immer blöder
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Tetra und missgebildete Rinder
Dr. Klaus Buchner verwendet für seinen TETRA Vortrag Bilder missgebildeter Kälber des Milchbauers Josef Altenweger, Schnaitsee aus den Jahr 2001. Damals ging es um Mobilfunk und nicht um TETRA. Die Bilder haben eine Abschreckende Wirkung und die macht er sich zu Nutzen. So wie die ödp u.a. dieses politische Themen aufgreift, wird sie es mMn nicht schaffen sich aus dem Dunst der Splitterpartei heraus zu arbeiten. Seriös nenne ich das Ganze nicht.
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Meine Meinungsäußerung
Tetra-Experten: Expertise, zusammengegoogelte
Die Quelle all dieser deutschsprachigen Meldungen ist ein Bericht in der britischen Qualitätszeitung "The Telegraph" vom 1. Januar 2010.
Bei 1:20 Minuten des Videos ist folgende Botschaft zu erkennen:
Britische Polizei hatte 2005 – 2008
93 Systemausfälle (zentraler Server)
Woher weiß Klaus Buchner das? Von Uli Weiner. Und der weiß es von den BBC News, die dazu am 19. März 2009 eine Meldung brachten.
Wie bedeutsam 93 Systemausfälle und entgangene Funkrufe in vier Jahren für die englische Polizei wirklich sind, ließe sich besser abschätzen, wenn die Zahl mit entgangenen Funkrufen des analogen Polizeifunks verglichen wird. Im englischen Original der Meldung ist dies zumindest ansatzweise der Fall, wenn es heißt:
But Devon and Cornwall Police said Airwave was an improvement on its old analogue radios.
"It works and there's been investment which will allow it to move into the future," force spokesman Tim Bishop said.
Das passt nun gar nicht gut zu dem süddeutschen Gemeckere an Tetra.
Selbstverständlich fehlen deshalb diese entspannenden Passagen in der ohnehin fragwürdigen Übersetzung auf der Seite von Uli Weiner und auch Dr. Buchner pickte sich für seinen Vortrag nur das heraus, was Tetra - irreführend - in ein möglichst schräges Licht taucht.
Ob es einem emeritierten Professor der TU München überhaupt angemessen ist, flüchtig zusammengegoogelte ausländische Medienberichte anstelle eigener Expertise als Grundlage für die öffentliche Verwurstung von Angstbotschaften zu verwenden - das mag jeder für sich entscheiden.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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Schnaitsee
Dr. Klaus Buchner verwendet für seinen TETRA Vortrag Bilder missgebildeter Kälber des Milchbauers Josef Altenweger, Schnaitsee aus den Jahr 2001.
Da sich gestern Abend eine hartnäckige Gewitterzelle im Bereich des Münchner Flughafens behauptete, kreisten wir so ungefähr eine Stunde über dem Chiemsee. Alle paar Minuten sah man den Sender Schnaitsee. Hat der junge Mann schräg hinter mir eventuell wegen der STRAHLUNG seine Tüte gefüllt?
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Niemand ist unnütz.
Man kann zumindest noch als schlechtes Beispiel dienen.
Missgebildete Rinder
Dr. Klaus Buchner verwendet für seinen TETRA Vortrag Bilder missgebildeter Kälber des Milchbauers Josef Altenweger, Schnaitsee aus den Jahr 2001.
Bei den von K. Buchner gezeigten Bildern dürfte es sich um die sogenannte "Spinnengliedrigkeit" handeln.
Details hier:
http://www.lfl.bayern.de/itz/rind/15200/index.php
Zitat:
"Aufklärung der Krankheitsursache
Ende 2010 gelang dann durch weitergehende Forschungsarbeiten am ITZ die Aufklärung der Mutation, die dem Auftreten des Arachnomelie-Syndroms zugrunde liegt. Eine 2-Basen Deletion auf Chromosom 23 führt zu einem Syntheseabbruch beim Molybdän Kofaktor (4). Dieser ist u.a. für die Funktion der Sulfit-Oxydase essentiell. Inzwischen ist bekannt, dass eine Mutation im Gen der Sulfit-Oxidase auf Chromosom 5 zum Arachnomelie-Syndrom beim Braunvieh führt (5).
Damit konnten wir erstmals eine oligogene (gleiches Krankheitsbild durch Mutationen an unterschiedlichen Genen) Erbkrankheit beim Rind beschreiben und zeigen, dass der Sulfit-Stoffwechsel an Störungen der Knochenbildung beteiligt sein kann. Außerdem wurde ein Gentest entwickelt, mit dem die Mutation diagnostiziert werden kann. Der direkte Gentest erlaubt jetzt die preisgünstige, sichere und breite Diagnose von Trägern des Arachnomelie-Syndroms beim Fleckvieh."
Das hört sich für mich dann doch etwas plausibler an als: "Mobilfunk verursacht Spinnenbeine". Der Wissenschaftler Buchner (Krypton 85) mag das bei Gelegenheit entkräften. Hoffnung habe ich wenig...
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Niemand ist unnütz.
Man kann zumindest noch als schlechtes Beispiel dienen.
Missgebildete Rinder
Das hört sich für mich dann doch etwas plausibler an als: "Mobilfunk verursacht Spinnenbeine".
Leider wird die Mobilfunkthese davon unberührt von den üblichen Verdächtigen wahrscheinlich noch viele Jahre weiter vorgetragen. Die herzerweichenden Bilder kranker Kälber sind so leicht nicht durch gleichwertiges Material zu ersetzen. Schockbilder werden auch gegen den Tabakkonsum zunehmend eingesetzt.
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Elektrosmog: immer mehr Beschwerden
... immer mehr
... immer öfter
... immer blöder
Die weniger krass geschminkten Schwestern der drei Brüder "immer mehr", "immer öfter" und "immer blöder" heißen "viele" und "oft". Diese Familie treibt oft an vielen Stellen immer mehr ihr Unwesen, zum Beispiel in einem kostenpflichtigen Beitrag der "Konsumenteninfo Aktiengesellschaft", den sich Frau Buchs fürs Gigaherz-Forum geangelt hat. Da heißt es dann im Original mit Hervorhebung durch mich:
Viele Menschen haben Probleme mit E-Smog
Zugleich gibt es viele Menschen, die E-Smog nicht vertragen. Oft haben sie bereits Beschwerden, wenn drahtloses Internet (WLAN) oder ein Funktelefon in der Nähe nur schon eingeschaltet sind, wie Kurt Roos.
Ingenieur Peter Schlegel von der Organisation für Elektrosensible, der «Bürgerwelle Schweiz», kritisiert: «Es gibt immer mehr Elektrosmog-Quellen. Deshalb haben Elektrosensible immer mehr Beschwerden.»
Kommentar: Habe ich Konsumenteninfo geschrieben? Hoppla, ja! Tatsächlich jedoch ist die unübersehbare Präsenz unserer Wortfamilie ein starker Hinweis darauf, dass hier Desinformation des Konsumenten betrieben wird. Im Klartext: In dem Beitrag geht es um einen kleinen Katalog elektrosmogarmer Schweizer Berghütten. Man darf dies getrost auch Schleichwerbung nennen, wenn Hüttenwirten die Nennung ihrer Hütte ein paar Fränkli wert gewesen war. Vielleicht hat auch Herr Schlegel auf Verbandsebene ein bisschen Sponsoring betrieben, um die objektiv betrachtet völlig grundlose aber umsatzträchtige Angst vor Elektrosmog wieder einmal in die Bevölkerung tragen zu dürfen.
Was mir auffällt: Häuptlinge der Baubiologen haben bei Konsumenteninformationsdiensten schon länger den Fuß in der Tür. In der Schweiz ist es bei den Blättern der Konsumenteninfo AG Peter Schlegel, in Deutschland ist es bei Öko-Test Wolfgang Maes.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
IST DOCH LOGISCH!!!!!!!!!!!
Bei einem Eingeborenenstamm in Südamerika wird gezählt
eins, zwei, viele
Ist doch logisch.
Missgebildete Rinder
Bei den von K. Buchner gezeigten Bildern dürfte es sich um die sogenannte "Spinnengliedrigkeit" handeln.
Nein. Das sind Stelzfüße. (verkürzte Sehnen)
der Schmetterling
Missgebildete Rinder
Bei den von K. Buchner gezeigten Bildern dürfte es sich um die sogenannte "Spinnengliedrigkeit" handeln.
Nein. Das sind Stelzfüße. (verkürzte Sehnen)
Besten Dank. Ihre Diagnose scheint mir richtiger zu sein als die von K. Buchner.
Hier schreibt er nämlich was von "sog. Spinnenbeinen" (Dez 2002). Ich habe mir das also nicht selbst aus der Nase gezogen. "Das sind überlange Beine, auf denen die Tiere niemals stehen können" schreibt Buchner. Überlange Beine - hat wohl wenig mit verkürzten Sehnen zu tun, oder?
Grober Unfug offenbar.
Die "überlangen Vorderbeine" hat er noch 2007 erwähnt und auch vor wenigen Monaten bei uns in der Nähe.
Eignet sich jedenfalls gut, um Leute zu erschrecken.
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Niemand ist unnütz.
Man kann zumindest noch als schlechtes Beispiel dienen.
Tetra-Klagen in England: Britische Polizei nimmt Stellung
Schadensersatzklagen englischer Polizisten gegen den Einsatz von TETRA - Britische Polizei nimmt Stellung
Meldungen im Internet oder in Flugblättern berichten immer wieder über Schadensersatzklagen englischer Polizisten gegen den Einsatz von TETRA. Dies hat die Projektgruppe DigiNet des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren zum Anlass genommen, bei den zuständigen britischen Behörden die konkreten Hintergründe in Erfahrung zu bringen. Die schriftliche Anfrage der Projektgruppe beantwortete der englische Einsatzleiter Tom McArthur der National Policing Improvement Agency (NPIA) in London.
Download unter: http://www.stmi.bayern.de/sicherheit/digitalfunk/aktuelles/
Quelle: WIK-EMF-Brief 52 vom 28.Juli 2011
Auch Bobbies können Tetra-Befeldung nicht erkennen
Also zur Klarstellung: Es gibt in England weder 176 (Gerichts-)Klagen gegen Terta noch - wie Buchner es darstellt - eine Sammelklage von 176 Polizisten. Richtig ist: Es liegen dem Verband der englischen Polizisten 176 Beschwerden vor und die Verantwortlichen überlegten im Januar 2010 noch, was sie mit diesen Beschwerden nun anfangen sollten.
Was wurde eigentlich aus diesen britischen Polizisten (Bobbies), die angeblich unter Einwirkung von am Körper getragenen Tetra-Funkgeräten allerlei Befindlichkeitsstörungen entwickelten?
Über Gerichtsurteile in dieser Sache ist nichts bekannt. Doch im Oktober 2016 wurde eine Studie veröffentlicht (Acute Exposure to Terrestrial Trunked Radio (TETRA) has effects on the electroencephalogram and electrocardiogram, consistent with vagal nerve stimulation), die Licht in diese Sache bringt. An der EEG-Provokationsstudie nahmen 164 Polizeibeamte teil, darunter 107, die über gesundheitliche Symptome berichtet hatten, die sie den Tetra-Funkgeräten zuschrieben. Da Tetra-Funkgeräte in einer Brusttasche oder einer Schlaufe auf der Schulter getragen werden können, wurden die Probanden zwei Expositionsszenarien (Brust/Kopf) ausgesetzt und währenddessen das EEG genommen und die Herzratenvariabilität (HRV) gemessen. Ob tatsächlich befeldet wurde oder nur Scheinbefeldung stattfand wussten die Versuchsteilnehmer nicht. Bei Kopf-Exposition kam es jedoch bei einigen EEG-Kanälen trotz aufwendiger Schirmmaßnahmen zu Einstreuungen von Tetra-Mischprodukten in die EEG-Elektronik, was zu sichtbaren Überlagerungen in der Aufzeichnung führte und so die Doppelblindbedingung teilweise außer Kraft setzte.
Nach jeder Befeldung wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie eine Befeldung oder eine Scheinbefeldung erkannt haben. Ergebnis: Einen statistisch signifikanten Unterschied zwischen Befeldung und Scheinbefeldung konnten die Wissenschaftler nicht finden, die Polizisten waren nicht imstande, Befeldung und Scheinbefeldung zu unterscheiden. Gefunden wurden jedoch eine (allerdings nicht reproduzierbare) Auswirkung der Befeldung auf das EEG der Probanden sowie signifikante Unterschiede zwischen Befeldung und Scheinbefeldung bei der Herzratenvariabilität. Als Ursache der HRV-Änderung sehen die Autoren Änderungen des Markerwertes pNN50. Die Änderung dieses Wertes infolge EMF-Einwirkung war jedoch nur gering, vergleichbar der Änderung, wie sie beim Öffnen und Schließen der Augen eintritt. Ein Gesundheitsrisiko sehen die Autoren darin nicht.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –