Tetra - Langzeitstudie (12 Jahre) in Großbritannien (Forschung)

H. Lamarr , München, Samstag, 09.01.2010, 15:16 (vor 5213 Tagen)

Seit Einführung des Behördenfunks Tetra 2001 in Großbritannien (dort auch unter der Bezeichnung Airwave bekannt) kommen immer mal wieder Meldungen über Gesundheitsprobleme von Polizisten von der Insel. So auch jetzt. Einer Meldung des Telegraph zufolge soll es im Bezirk Lancashire im Nordwesten des Landes 176 Fallberichte über Beschwerden infolge des Gebrauchs von Tetra-Funktechnik geben. Angeblich sollen Polizisten im Begriff sein, ihren Dienstherren deshalb zu verklagen. Klagen über Tetra haben in Lancashire allerdings seit beinahe neun Jahren Tradition, bereits kurz nach Einführung von Tetra sollen dort 173 Fälle von Beschwerden gemeldet worden sein. Die Differenz zu den 176 Fällen von jetzt ist derart klein, dass die Meldung des Telegraph mit ziemlicher Sicherheit als "olle Kamelle" gelten darf. Wahrscheinlich ist der Aufhänger der jüngsten Geschichte die Klagebereitschaft einiger Polizisten, die an die Berufsunfähigkeitsklage des EHS Uli W. erinnert.

Interessanter als den Zeitungsbericht finde ich die Langzeitstudie, die seit 2006 in Großbritannien die gesundheitlichen Auswirkungen von Tetra bis 2018 untersucht (nur Funkgeräte, keine Masten). Auf der Website gibt es angenehm unaufgeregte Informationen zum Thema, auch den Tipp für Polizisten, die partout glauben, Tetra setze ihnen zu, sich an den nächstgelegenen Hausarzt oder ans Gesundheitsamt zu wenden und sich an der neurokognitiven Teilstudie im Rahmen der Hauptstudie zu beteiligen. Nach nunmehr immerhin schon vier Jahren Beobachtungszeit ist auf der Website nicht der kleinste warnende Hinweis auf irgendwelche sicher erkannten Risiken zu finden. Klagende Polizisten werden daher aller Voraussicht nach das Schicksal von Uli W. teilen und vor Gericht den Kürzeren ziehen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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TETRA, Großbritannien, Kamellen, Digitalfunk, Langzeitstudie