Presse: Kein Schmerzensgeld für Gigaherz-Kongress (Allgemein)
Null Frankem = Null Echo, jammert Hans-U. Jakob über das ausbleibende Presseecho nach dem 8. Gigaherz-Kongress in Bern.
Und Jakob wäre nicht Jakob, wüsste er auf die Nullnummer nicht auch gleich die populistisch-dilettantische Antwort: "Journalisten der grossen Tageszeitungen, meint Jakob zu wissen, erscheinen nur noch gegen Bezahlung an Kongressen und Veranstaltungen. Am liebsten ist es den Redaktionen, wenn die Beiträge und Interviews vom Veranstalter gleich selbst geschrieben werden und sie diese nur noch redaktionell „nachbearbeiten“ müssen."
Stimmt, Herr Jakob, so ist das (übrigens auch bei Ihnen auf der Site). Aber nur, wenn Uninteressantes aufgetischt werden soll, was im Grunde niemanden interessiert, außer dem, der es unbedingt in der Zeitung sehen möchte. Redaktionen nennen diese Zahlungen deshalb intern "Schmerzensgeld", das die Redaktion stellvertretend für die Qualen der armen Leser abkassiert.
Ganz anders sieht es aus, wenn etwas augenscheinlich Interessantes aufgetischt wird, etwa ein Adelshochzeit. Dann eilen Journalisten in Scharen herbei, drängeln und schubsen, zahlen auch schon mal für einen richtig guten Platz und hängen sich auch sonst so richtig rein.
Glauben Sie nicht?
Hier ein Beispiel, extra für Sie. Schon mal was von der 55-Jährigen Janice Tunnicliffe aus Großbritannien gehört? Die outete sich als Extrem-EHS und hat es heute auf sage und schreibe 18 Treffer bei Google-News geschafft. Hier auch eine deutsche Quelle.
Von wegen: No mony no press!
Oder wollen Sie mir gar erzählen, die gute Frau hätte 18 x 8800 Fränkli hingeblättert, nur um auch mal in der Presse zu sein? Nein, sowas wird nicht einmal Ihnen in den Sinn kommen, die 18 Treffer sind allein dem "Kuriosum" Janice Tunnicliffe geschuldet. Für die Medien ist dies nichts anderes als der Relaunch des Ungeheuers vom Loch Ness. Passiert jährlich tausende male und wird zwischen Frühstück und Abmarsch zur Arbeit stets gerne gelesen.
Wenn Sie in die Presse wollen, Herr Jakob, dann müssen Sie Ihren Kuriositätenstatus auf Vordermann bringen, und z.B. den 9. Gigaherz-Kongress dadurch interessanter machen, dass Sie alle Teilnehmer in Imkeranzügen verhüllt einen Tag zuvor einen Schweigemarsch durch die Straßen des Veranstaltungsortes machen lassen. Anschließend Verbrennung einer Sendemastennachbildung aufm Marktplatz. Oder sowas in der Art. Versuchen Sie es bei AZK-Chef Ivo Sasek, der kann Ihnen zeigen, wie sie den alten Mief aus dem Kongress bringen.
Außerdem sollten Sie sich fragen, was im Gigaherz-Haushalt schief läuft, wenn die Aufwendungen für Gerichtskosten die gleiche Höhe erreichen wie die Komposition eines Anti-Handy-Songs, den niemand freiwillig hören mag.
Hintergrund
Die "hämischen Kommentare" des IZgMF zur Nullnummer von Gigaherz kann man sich hier durchlesen und selber beurteilen, wie hämisch diese sind.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –