Der sogenannte neue Salzburger Vorsorgewert (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 02.12.2010, 14:32 (vor 5114 Tagen) @ Doris

Einen Tag später.....

dieser Beitrag zum Thema

Entzückend!

"Messungen haben extrem hohe Strahlenbelastung in Schulklassen ergeben"
, steht da.

Was aber ist "extrem hoch"?

Nennt der Artikel auch nur einen einzigen konkreten Wert? Nein! Dafür wird, hoch professionell, Kopierern und Beamern E-Smog angedichtet.

Also, was ist nun mit "extrem hoch"?

Weiter unten kommt der Autor dann langsam zur Sache:

"Besonders in bestimmten Lehrsälen lagen die Werte um ein zigfaches über dem "Salzburger Richtwert" (ein Mikrowatt pro Quadratmeter), den Mobilfunk-Kritiker als notwendig für eine gesunde Raumatmosphäre erachten."

Aha, der Salzburger Richtwert also (auch Salzburger Vorsorgewert genannt), wird zigfach überschritten. Schlimm? Nein, denn der "echte" Salzburger Richtwert lautet noch immer auf 1 mW/m² oder 1000 µW/m², da sind 20-zig oder 50-zig oder 80-zig µW/m² nur eins: Pillepalle.

Entstehung der Salzburger Vorsorgewerte

Der Salzburger Vorsorgewert von 1 mW/m² ist auf gemeinsamen Beschluss einer ganzen Schar mobilfunkkritischer Wissenschaftler (so um die 20) im Jahr 2000 entstanden. Ursprünglich hatte man sich auf 100 mW/m² als ungefährlich geeinigt und dann noch einmal den Faktor 100 "zur Sicherheit" aufgeschlagen. Dies ist einigermaßen komplett und nachvollziehbar dokumentiert.

Nicht komplett und nachvollziehbar dokumentiert ist der sogenannte "neue" Salzburger Richtwert von 1 µW/m². Dieser Wert kam später und beruht nicht auf einer kollektiven wissenschaftlichen Neubewertung der Fakten, sondern auf empirischen Erkenntnissen, die Dr. Oberfeld einsam gewonnen hat. Unter anderem soll ein junger Mann mit unerklärlichen nächtlichen Schweißausbrüchen für den neuen Wert Pate gestanden haben. Als Oberfeld bei dem Salzburger Messungen machte, stellte er eben nur 1 µW/m² fest und schlussfolgerte, dass diese dem jungen Mann so zusetzten müssten. Päng, hat er den Vorsorgewert einfach auf 1/1000-stel reduziert. Er hätte vielleicht besser nachgeschaut, ob gegenüber eine attraktive Dame mit gardinenlosen Fenstern wohnt ...

Der "neue" Salzburger Vorsorgewert wurde 2003 also von einer einzigen Person (Dr. Oberfeld) ausgerufen wie eine Republik. In der Mobilfunkszene genügt das schon, um den Wert als neues Leuchtfeuer in Umlauf zu bringen. Wenn dort ein Akademiker behaupten würde, rechtsdrehende Gravitationswirbel würden im Sog von EMF-Wellen Benommenheit oder gar Schwindel auslösen, würde auch das verbereitet. Der einsame Befund von Dr. Oberfeld breitete sich zur grenzenlosen Begeisterung aller Baubiologen weltweit als "neuer Salzburger Vorsorgewert" aus, und weil seit Jahren keiner vom "echten" alten Salzburger Vorsorgewert mehr spricht, gilt eben heute der ominöse 1-µW/m²-Wert als der Salzburger Vorsorgewert schlechthin. Und weil der so traumhaft niedrig angesetzt ist, lässt er sich mühelos ums zigfache überschreiten. Die BBs müssten Dr. O. zu Ihrem Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit machen, so wertvoll wie er für sie war. 2003 war auch anderweitig ein auffallend ereignisreiches Jahr, es spülte Salford mit seinen BHS-Studien nach oben und ganz besonders die berühmt/berüchtigte Reflex-Studie. Ich kann mich noch gut erinnern, wie damals deren überragende Qualität gelobt wurde, die QeAWI hat diesen Zauber vor ein paar Tagen in Schutt & Asche gelegt, indem sie den Autoren der Wiener Teilstudie unsauberes Arbeiten vorgeworfen hat.

Was freilich nirgends bei Alarmisten erwähnt wird ist die Geschichte, die den Erfinder dieses Wertes Ende 2008 abrupt zum Verstummen gebracht hat. Der kapitale Irrtum von Oberfeld in Hausmannstätten legt den Verdacht nahe, dass auch der 1-µW/m²-Wert auf völlig falschen Voraussetzungen beruht und nicht mehr wert ist als eine Hausnummer.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Vorsorgewert, Oesterreich, Hausmannstätten, Elektrosmogmessung


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