Uni Wageningen: E-Smog soll Bäumen schaden (Forschung)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 23.11.2010, 22:44 (vor 5116 Tagen)

Frisches Wasser auf die Mühlen der Baumschäden-infolge-EMF-Verfechter ...

Unter anderem bei WinFuture heißt es heute: Ein höheres Aufkommen an elektromagnetischer Strahlung, wie es durch die zunehmende Verbreitung von Mobilfunk-Systemen und WLANs entsteht, hat offenbar negative Auswirkungen auf Bäume.

Zu diesem Ergebnis kam eine längerfristige Untersuchung in den Niederlanden. Diese wurde von der Stadt Alphen aan den Rijn beauftragt, nachdem man sich verschiedene neue Symptome beim Baumbestand in urbanen Gebieten nicht erklären konnte.

Bemerkenswert ist die Vielzahl der Kommentare zu dieser für WinFuture doch eher abseits gelegenen Meldung.

Hier eine etwas ausführlichere Quelle in Großbritannien, ebenfalls heftig kommentiert.

Und hier endlich die Originalmeldung der Wageningen Universität vom 19.11.2010, derzufolge die Botschaft der vielen Konjunktive wegen gar nicht soo dramatisch ist, wie sie in den Sekundärquellen dargestellt wird ;-). Außerdem ist einzuwenden: die News-Meldung der Uni ist nicht mit einer wissenschaftlichen Veröffentlichung in einem Fachblatt zu verwechseln. Wer Genaueres wissen mag, Dr. A.A.M. van Lammeren (andre.vanlammeren@wur.nl) weiß mehr - also, Frau Weber, das müsste doch etwas für Sie sein ... Zuvor sollten Sie sich aber unbedingt den letzten Absatz der niederländischen News-Meldung übersetzen lassen, Google liefert dazu folgendes ab: Ein Zusammenhang zwischen den untersuchten wifi-Strahlung und das breite Spektrum der Symptome bei erwachsenen Bäume können nicht explizit auf der Grundlage der vorliegenden Studie gestellt werden. Also Vorsicht, bitte keine Falschmeldungen in die Welt setzen!

Hintergrund: Infos zum Eschensterben - weil die Niederländer Eschen (NL: Essen, GBR: ash trees) untersucht haben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Baum

WiFi-Baumstudie Uni Wageningen nicht belastbar

Gast, Dienstag, 14.12.2010, 08:36 (vor 5095 Tagen) @ H. Lamarr

Stadtväter machten WiFi-Strahlen für Missbildungen an Bäume verantwortlich

Ein Expertenteam der Stadt Alphen aan den Rijn kommt zu dem Schluss, dass die im Zuge einer Untersuchung erhobenen Daten nicht ordentlich geführt worden sein, und dass in einem Experiment entsprechende Kontrollgruppen gefehlt hätten. Der Beweis, dass sich WiFi-Strahlen negativ auf Bäume auswirken, muss also erst noch erbracht werden. Die Studie könne das nicht belegen, erklärte der Forscher.

Die Untersuchung waren lediglich eine Vorbereitung gewesen und keinesfalls als belastbare Studie geplant.
Das Vorergebnis gelang an die Öffentlichkeit und wurde von Medien verbreitet, was van Lammeren sehr bedaure.

© Copyright silicon


[Admin: Posting am 14.12.2010 um 17:00 Uhr hierher verschoben und Titel umformuliert]

Tags:
Baum, Baumschäden, Kontrollgruppe

Uni Wageningen: E-Smog soll Bäumen schaden

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 16.12.2010, 00:23 (vor 5094 Tagen) @ H. Lamarr

Und hier endlich die Originalmeldung der Wageningen Universität vom 19.11.2010, derzufolge die Botschaft der vielen Konjunktive wegen gar nicht soo dramatisch ist, wie sie in den Sekundärquellen dargestellt wird ;-).

Seit 15. Dezember 2010 ist diese Meldung nun auch auf deutsch verfügbar.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
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Uni Wageningen: Text der deutschsprachigen Meldung

H. Lamarr @, München, Samstag, 13.06.2015, 23:28 (vor 3453 Tagen) @ H. Lamarr

Seit 15. Dezember 2010 ist diese Meldung nun auch auf deutsch verfügbar.

Da der Link tot ist, hier die deutschsprachige Meldung im Original-Wortlaut:

Laboruntersuchung auf Suche nach negativem Einfluss auf Gesundheit von Pflanzen

15 Dez 2010

Eine erste Laboruntersuchung über elektromagnetischen Strahlungen und deren Auswirkung auf Pflanzen, hat ergeben, dass Strahlung möglicherweise eine negative Auswirkung auf die Gesundheit von Pflanzen hat.
Die Untersuchung wurde von der Wageningen University durchgeführt, die ein Unterteil des Wageningen University Research Centers ist. So zeigen Bäume in städtischen Umgebungen, die in der Nähe von sogenannten Wi-Fi Access Points stehen, oft Verfärbung und Absterben ihrer Blätter.
Obwohl Effekte bei mehreren Strahlungsquellen und mehreren Bäumen gefunden wurden, möchten die Forscher zu einem Ergebnis kommen, das während eines längeren Zeitraumes und mit einer größeren Anzahl an Bäumen durchgeführt wurde.

In einem anderen Bericht wurde fälschlicherweise erwähnt, dass bei dieser Untersuchung auch die TU Delft und die TNO beteiligt waren.

Bäume in städtischer Umgebung zeigten in den letzten Jahren eine Zunahme an Rissen, Wucherungen, Verfärbungen und diverse Formen von Gewebeerkrankungen. In der Vergangenheit wurde bereits untersucht, ob diese Erscheinungen durch biologische Faktoren, wie Krankheiten und Plagen, verursacht werden. Bis heute hat diese Untersuchung jedoch keine deutlichen Ursachen hervorgebracht.
Die Wageningen University untersucht im Auftrag der Gemeinde Alphen am Rhein, in wieweit die zunehmende Anzahl elektromagnetischer Strahlungen, wie von Sendemasten, eine Rolle bei der verschlechternden Gesundheit von Bäumen spielen könnten. Dabei werde in einem Baumstamm die Effekte von zunehmenden Wi-Fi Strahlungen an Eschen untersucht.
Die Eschen werden drei Monate mit sechs Strahlungsquellen bestrahlt, deren Frequenz zwischen 2412 bis 2472 MHz variiert und die ein Strahlungsvermögen von 100 mW EIRP besitzen.

Nach ein paar Monaten zeigten Blätter, die sich ca. 50 cm von den Strahlungsquellen entfernt befanden, einen metallischen Glanz und eine Blätterverfärbung. Die Blätterverfärbung schien vom Absterben der obersten Zellschicht der Blätter zu kommen. Dem Metallglanz folgte das Absterben und die Vertrocknung von Teilen des Blattes.

Ein Zusammenhang zwischen der untersuchten Wi-Fi Strahlung und den verschiedenen Baumerkrankungen kann jedoch nicht allein auf den heutigen Ergebnissen basiert werden.

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Baumstudie Wageningen im Diagnose-Funk-Newsblog

H. Lamarr @, München, Sonntag, 14.06.2015, 00:30 (vor 3453 Tagen) @ H. Lamarr

Und hier endlich die Originalmeldung der Wageningen Universität vom 19.11.2010, derzufolge die Botschaft der vielen Konjunktive wegen gar nicht soo dramatisch ist, wie sie in den Sekundärquellen dargestellt wird ;-). Außerdem ist einzuwenden: die News-Meldung der Uni ist nicht mit einer wissenschaftlichen Veröffentlichung in einem Fachblatt zu verwechseln. Wer Genaueres wissen mag, Dr. A.A.M. van Lammeren (andre.vanlammeren@wur.nl) weiß mehr - also, Frau Weber, das müsste doch etwas für Sie sein ...

Die Laboruntersuchung der Uni Wageningen taucht fast fünf Jahre später, am 10. Juni 2015, noch einmal auf, als erschütternde Newsmeldung: WLAN-Strahlung verursacht schwere Laubbaum-Schäden (siehe Bild unten). Derjenige, der die Meldung für Diagnose-Funk bei der Kronen-Zeitung abgriff, hat dort – wie peinlich – das Datum 22.11.2010 übersehen. Oder er hat es nicht übersehen und spekuliert hinterlistig darauf, andere würden es übersehen und die alte Meldung für bare Münze nehmen. Ganz abwegig ist dieser Verdacht nicht, denn das Thema "Baumschäden durch Mobilfunk" droht den organisierten Mobilfunkgegnern ins Nichts zu entgleiten. Ein bisschen Fremdalarm zum Daueralarm von Frau Waldmann-Selsam, so vielleicht die Idee, könnte den freien Fall des Kopfschüttel-Themas etwas bremsen.

Diagnose-Funk Newsblog vom 10. Juni 2015
[image]

Ausgerechnet die Wageningener Laboruntersuchung des Jahres 2010 von den Toten auferstehen zu lassen hat das G'schmäckle, dass dieser Arbeit, wie <hier> nachzulesen ist, bereits in Dezember 2010 von Experten schwere Mängel bescheinigt wurden. Die Universität Wageningen teilt augenscheinlich diese Wertung, auf ihrer Website hat sie alle Spuren der Laboruntersuchung getilgt, alte Links dorthin gehen ins Leere. Wer heute dort mit dem niederländischen Originaltitel nach der Arbeit sucht, geht leer aus.

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Tags:
Diagnose-Funk, Copy-Paste, Alter Wein, Baumschäden

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