Radio Vatikan: Sendetechnik (Allgemein)

Uwuzela, Donnerstag, 15.07.2010, 18:28 (vor 5245 Tagen) @ H. Lamarr

Ja, die Daten stimmen mit denen aus ital. Zeitungen überein:

Zur besagten Kurzwellenanlage des Vatikans in Santa Maria di Galeria bei Cesano di Roma: Das seit 1951/1952 extraterritoriale Gebiet umfasst eine Fläche von 425 Hektar, die als zur Gemeinde Rom zugehörig bezeichnet werden. Umliegende Gemeinden sind Cesano, Olgiata, La Cerquetta, La Storta, S.Maria di Galeria, Osteria Nuova, Anguillara, Campagnano und Formello.

Gesendet wird auf Mittelwelle und Kurzwelle, teilweise mit Richtantennen oder drehbaren Dipolen. [Wer ab und zu über die Bänder dreht, kennt das „laudatur Jesus Christus“ oder als weiblicher Chor „..benedictus fructus ventris tuis“ bestimmt, wer in Italien UKW durchkurbelt, wird dies bestimmt auch schon des öfteren vernommen haben, insbesondere zu den vollen Stunden]

Eingesetzt werden zwei Telefunken-Sender mit je max 500 KW, zwei Asea Brown Boveri Sender mit 200/500 KW die auch in Einseitenbandtechnik (SSB) statt AM arbeiten können sowie 5 Sender mit 100 KW. Zur Anlage sollen 58 Sendemasten mit bis zu 106 m Höhe gehören. Zur Verrfügung stehen zwei Rotationsdipole von 76 und 106 m Höhe, eine drehbare KW-Logped und 28 fest installierte Antennen. Auf Mittelwelle kommt ein 600 KW Sender von Brown Boveri zum Einsatz, der an ein MW-Antennensystem mit Richtwirkung angeschlossen ist, das aus 4 Masten von 94 m Höhe besteht, im Abstand von 70 m zwischen den Masten.

Expositionsgrenzwerte:

In Italien galten zunächst die Werte des Decreto Ministeriale vom 10.9.1998, Nr. 381 (“Regolamento recante norme per la determinazione dei tetti di radiofrequenza compatibili con la salute umana”), zu finden unter

http://gis.gvcc.net/elettrosmog/pdf/DM381-98.pdf

Geregelt werden darin Grenzwerte für den Bereich 100 KHz bis 300 GHz. Oberer Grenzwert für den Frequenzbereich 0,1 MHz – 3 MHZ (Lang- Mittelwelle) ist 60 V/m bzw 0,2A/m.
Für den Bereich 3-300 GHz gelten 20 V/m bzw 0,05 A/m bzw 1 Watt pro Quadratmeter.

Für Wohngebiete gelten „Vorsorgewerte und Qualitätsziele“:

Für Wohngebiete und Arbeitsstätten mit Aufenthalt > 4 Stunden gelten frequenzunabhängig 6 V/m bzw 0,016A/m. Ab 3 MHz gilt dann auch der Grenzwert von 0,1 Watt pro Quadratmeter.

Die heutigen Grenzwerte sind die gleichen wie 1998, ab 3 GHz gelten aber statt 20 /m nun 40 V/m bzw 0,1 A/m bzw 4 Watt/Quadratmeter. Für Wohngebiete hat sich nichts geändert. Siehe in deutscher Sprache:

http://gis.gvcc.net/elettrosmog/

Die Grenzwertüberschreitungen:

Zwischen April und Oktober 1999 wurden Messungen in der Umgebung durchgeführt. Gültig war damals der genannte „Vorsorgewert und Qualitätsziele“ von 6 V/m für Wohngebiete.

Festgestellt wurden Überschreitungen der 6 V/m. Im Internet schwirren Daten zu Messwerten herum, es bleibt aber unklar ob es Messungen von Behörden waren oder private Messwerte. So gab es eine Messung mit 14 V/m in einem Garten wenn eine der Richtantennen in diese Richtung zeigte und als Extremwert 25 V/m auf dem Dach eines Hochhauses über einer Solaranlage.

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Zu den Todefällen und Leukämie gibt es soviele unterschiedliche Angaben, dass ich es mir nicht zutraue dazu was zusammenzufassen. Würde abwarten bis das Gutachten vorliegt.

Es fallen aber einige Dinge auf:

So wird bei den berichteten erhöhten Inzidenzwerten auf das Geschlecht Bezug genommen, so erhöhte Inzidenzen nur bei männliche Fällen. Beispielsweise: weibliche Leukämiefälle fanden sich im Expositionsbereich km x bis km y nicht. Nach mehreren Angaben soll sich eine abstandsabhängige Inzidenzabnahme ergeben haben. Andererseits lagen bei einigen Zonen überhaupt keine Erkrankungen vor, bzw in anderen nur sehr wenige Fälle. Auch werden Vergleiche zur Gesamtbevölkerung des Latio (vergleichbar mit Bundesland) herangezogen, dann aber aus einem anderen Jahr. Viele der in Artikeln berichten Daten stammen von den Betroffenen, diese scheinen (verständlicherweise) ihre ausgesuchten Zahlen gerne in den Medien zu sehen, das hilft aber nicht unbedingt das ganze aus der Distanz zu verstehen.
Fragen:
1. Falls hier der Sender für die "überschüssigen" Fallzahlen verantwortlich ist, warum trifft das nicht auf die Kurzwellensender der "Deutschen Welle", BBC oder VOA zu ?
2. Gibt es bei HF Grenzwerten und Vorsorgewerten keinen "Sicherheitsbereich", wie man ihn aus der Toxikologie kennt ? Demnach wäre man hier bei einer vermutlich bis 2001 Überschreitung um Faktor 2 plötzlich im "toxischen" Bereich. Das wird hier stillschweigend unterstellt.
3. Das Bild des Kindes ist in Italien ein ganz besonderes. Es dreht sich dort viel um Kinder, mehr als bei uns. Kinderverletzungen/Unfälle/Krankheiten werden dort etwas anders wahrgenommen als bei uns.
4. Eine Rolle hat bei dem Thema wohl ein örtlicher Arzt gespielt. Das ist möglicherweise etwas problematisch, ohne dass ich dem Mann etwas vorwerfen will oder kann. Ganz akstrakt: Diagnosen können sozusagen auf ein Phänomen positiv rückkoppeln, falls man sich zu grenzwertigen Diagnosen durchringt. Hier liegt auf jeden Fall das Problem vor, dass man von einem möglichen Leukämiecluster auf die Ursache in retrospektiver Weise schliesst. Eine Beweisführung müsste strengenommen prospektiv zu Stande kommen.


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