Extreme sind Profiteure schlechten Journalismus' ▼ (Allgemein)

AnKa, Sonntag, 29.06.2008, 17:16 (vor 6024 Tagen) @ Doris

Die LfM-Studie formuliert vor diesem Hintergrund spezielle Handlungsempfehlungen, darunter das Berufsbild des Dokumentationsjournalisten zu fördern.

Eine gute Forderung. Jedoch zahlen die Kunden nicht jeden Preis dafür. Insbesondere lokale Blätter sind personell limitiert.

Das voneinander-Abschreiben hat gerade in der Provinz ein Gutteil dazu beigetragen, dass extreme Ansichten zur angeblichen Gefährlichkeit der Mobilfunksender bisweilen ganze Dörfer aufgemischt haben. Lokalredaktionen sind in den vergangenen Jahren beim "fact-checking" der theatralisch vorgetragenen Mobilfunk-Alarmberichte überfordert gewesen, und sind andererseits nicht selten der Verlockung verfallen, endlich auch mal vor Ort ein "Thema" im Lokalteil drinzuhaben.

Insofern waren doch gerade die Extremisten innerhalb der mobilfunkkritischen Bewegung lange Jahre die Profiteure des bedauerlichen Zustandes, dass sich nicht jede kleine Redaktion hochbezahlte Spezialisten leisten kann. Diesen Zustand haben die Extremen sehr gut nutzen können, um ihre angstschürenden Behauptungen und Verallgemeinerungen zu verbreiten. Sie sollten somit die Allerletzten sein, die sich über "schlechten Journalismus" zu mokieren haben.

Dieser Zustand ändert sich jedoch derzeit, zum Glück, bezüglich des Themas "Mobilfunkgefahr" nachhaltig, nicht zuletzt, weil Publikationen wie der SPIEGEL und die ZEIT ("Tock, Tock, Tock" ) sich des Phänomens einer bizarren Aufgeregtheit in der Provinz mal ein bisschen ausführlicher angenommen hatten.

Und es sind bestimmte Publikationen, die überregional mit kompetenten Journalistenteams arbeiten, wichtiger und legitimer Backup für die "kleinen" Journalisten vor Ort. Wenn der SPIEGEL einen Aufmacher hat, erscheinen i.d.R. am Dienstag in den Tageszeitungen Folgeartikel, die auf die Recherche des SPIEGEL-Teams aufsetzen. Diesen Vorgang als "Abschreiben" zu bezeichnen, würde mangelnde Kenntnis des so Urteilenden verraten. Nicht jeder Journalist muss das Rad von Anfang an neu erfinden, wenn er ein Thema aufgreift.

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?mode=entry&id=22449

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