Baubiologische Beratung durch "CHIP" (Allgemein)

Kuddel, Montag, 12.05.2008, 19:41 (vor 6202 Tagen)
bearbeitet von Kuddel, Montag, 12.05.2008, 20:21

Heute Mittag überraschte mich unser Nachbar mit der Frage, ob denn Energiesparlampen wirklich mehr strahlen, als Mobiltelefone. Als ich meinte, daß ich das für absurd halte, holte er die aktuelle Ausgabe der Computerzeitung Chip, mit dem Artikel:

"Der große Strahlen-Report 2008".

In der Einleitung zum Artikel heißt es verheißungsvoll:

Chip sagt ihnen, wie stark ihre Geräte zu hause strahlen
Ob die Felder gefährlich sind, kann ihnen bis heute niemand sagen
Jeder Mensch kann viel tun, um seine persönliche Strahlenbelastung zu reduzieren, das funktioniert überraschend gut mit dem "Strahlenreport 2008".

Meiner Meinung nach, hat der Autor entweder schlecht recherchiert, sich falsch beraten lassen oder nur einiges durcheinander gebracht, z.B. die Einheiten. Was nun der Leser mit den von Chip aufgelisteten "Strahlenwerten" (welche großenteils schlicht Unfug sind) anfangen soll, bleibt im Dunkeln, denn Anhaltspunkte was denn nun "viel" oder "wenig" ist, gibt es nicht.

Interessant sind dabei z.B. die Meßergebnisse, welche in einer Art Tabelle zusammengefaßt sind.
So haben angeblich Bluetooth Headsets teils höhere SAR Werte (0,5W/kg) als Mobiltelefone , z.B. ein empfohlenes Samsung Gerät mit 0,08W/kg.

DECT- und WLAN- Basisstationen sind laut Chip
"besonders starke Strahlenschleudern...denn die meisten Modelle funken permanent mit voller Leistung, auch wenn nicht telefoniert wird."
Tipp: Am besten schnurgebundene Geräte verwenden..
"...wenn man nicht auf's DECT verzichten will, die Basis in den Gang zu stellen oder ein strahlungsarmes Gerät anzuschaffen".

Nach den "Anti-Strahlenschleuder"-Tipps zu DECT- und WLAN- Basisstationen, die Tipps zur Handy-Benutzung, die überraschend ausfallen:

Zitat Chip zur Handy-Strahlung:
Das Handy ist als Strahlenschleuder gefürchtet, es befindet sich ja stundenlang am Kopf. Die meisten Handys bleiben zwar unter den Grenzwerten, aber weniger ist besser. Das Samsung xyz könnte sogar den blauen Engel für strahlungsarme Telefone bekommen...
Weiter heißt es:
Ganz einfach läßt sich die Strahlenemission von Handys reduzieren..Vermeiden Sie Gespräche in geschlossenen Räumen, achten Sie auf gute Feldstärkewerte ...
..das Telefon während Verbindungsaufbau nicht ans Ohr halten, denn dabei erhöhen Mobiltelefone ihre Sendeleistung kurzfristig...

Jetzt kommt der Hammer:
...Steht die Verbindung sinkt die Leistung wieder und anschließend kann man :flower: "getrost telefonieren" .... :flower: :surprised:

Ich frage mich, ob der Autor möglicherweise unter einer akuten Wahrnehmungsverzerrung der unterschiedlichen "Risiken" leidet...

Noch verwirrender (insbesondere für meinen Nachbarn), eine überdimensional große Überschrift:
Vorsicht, viele Sparlampen strahlen stark!!!

Die meisten Leuchtstofflampen senden hochfrequente Strahlung aus, die in unmittelbarer Nähe (30cm) sogar die TCO-Grenzwerte überschreiten.

Man beachte das Wort "sogar".

Energiesparlampen "strahlen" laut der abgedruckten Vergleichstabelle mit 13mW/cm² (130W/m²) 1300 mal stärker, als DECT Basisstationen. :surprised:
Steckdosenleisten "strahlen" gar 14mW/cm² ab (140W/m²) :surprised:

Strahlung eines Röhrenfernsehers 2,4mW/cm² (24W/m²)

Nun zu Computerbildschirmen (Chip ist schließlich eine Computerzeitung)
Bei Computerbildschirmen sorgt das Gütesiegel "TCO" dafür, daß der Bildschirm "strahlungsarm" ist.

Kommentar...soso, Computerbildschirme nach TCO sind "strahlungsarm" und damit harmlos, aber "Vorsicht vor stark strahlenden Energiesparlampen", welche unterhalb 30cm den TCO-Wert überschreiten...

Am Ende des Artikels steht eine große farbig hervorgehobene "Infobox"
..und hier offenbart sich das Umfeld der Recherchen:

Für wirklich fundierte Messungen muß man sich einen Spezialisten ins Haus holen, aber einfache, aussagekräftige Werte erhält man mit handelsüblichen Dosimetern (Strahlenmeßgerät), z.B. von Gigaherz Elektronik (Mit Abbildung)...Um herauszufinden, wo Sie das Kinderbett bedenkenlos aufstellen können, genügt das HF35c allemal. Wollen Sie lieber niederfrequente Strahlung messen, greifen Sie zum zum ME3830B...

Fazit, so wie mein Nachbar den Artikel verstanden hat:
=> DECT- und WLAN- Basisstationen sind "Strahlenschleudern" die man vermeiden sollte.

=> Mit dem Handy kann man (bei Beachtung der Tipps) "getrost telefonieren"

=> Computerbildschirme mit TCO-Siegel sind völlig harmlos...
=> Steckdosenleisten und Energiesparlampen strahlen (laut Tabelle) am stärksten
...hier hatte mein Nachbar aber Zweifel bekommen, ob das denn stimmen kann

=> Für fundierte Messungen sollte man sich "Experten" ins Haus holen...
(Wer hier wohl als "Experte" gemeint ist ?)

=> Selber messen (insbesondere an Kinderbetten) geht am besten mit Gigaherz-Meßgeräten

Mein Fazit:
Prost Mahlzeit. So werden also ahnungslose Bürger von Chip-Baubiologen über Elektrosmog aufgeklärt...

K

Tags:
Fehler, Energiesparlampen, W-LAN, TCO, Immissionsquelle


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