ödp Volksbegehren Mobilfunk (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 12.06.2004, 00:05 (vor 7495 Tagen) @ TR

Ich finde es schon etwas traurig, wenn in der Web-Seite der ÖDP zur Erläuterung der Unterschriftenaktion die bekanntermassen fragwürdige Salford-Studie zitiert wird.

Na na, lehnen Sie sich mit dieser Wertung nicht ein bißchen weit aus dem Fenster? Nicht einmal der offizielle Bericht zur FGF-Tagung in Reisensburg im November 2003 (Mögliche Einflüsse von Mobilfunkfeldern auf die Blut-Hirn-Schranke) kommt zu der harschen Wertung, die Salford-Studie sei fragwürdig. Stimmt schon, Stephanie A. Miller konnte in ihrer Replikation der Salford-Studie, dessen Beobachtungen nicht bestätigen. Dass Mrs. Miller aber in Diensten der US-Air-Force in einem Air-Force-Labor experimentiert, macht sie ja auch nicht unbedingt glaubwürdig. Und gemäß FGF-Bericht hatte Miller ja nicht primär die Replikation der Salford-Studie zum Ziel, sondern die Erforschung eines Zusammenhangs zwischen dem rätselhaften Golfkriegssyndrom und einer HF-Exposition. Und jetzt stellen Sie sich nur mal vor, Frau Miller hätte da einen Zusammenhang gefunden - das wäre fürs US-Militär ziemlich unangenehm geworden.

Weiterhin würde es mich brennend interessieren, wieviele der zigtausend Leute, die bisher unterschrieben haben auch nur den leisesten Hauch einer Ahnung davon haben, wie Nachrichtenübertragung über Funkkanäle bei welchen Leistungen mit welcher Qualität funktioniert und in welchem Verhältnis dies zu den Feldstärken steht, ab denen zweifelfrei mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechenen ist.

Reicht es denn nicht, wenn die Leute Angst haben? Dürfen Ihrer Ansicht nach etwa nur noch Ingenieure der Nachrichtentechnik das Volksbegehren unterschreiben? Nein, so kann es doch nicht sein! Erlauben Sie mir dazu diese Metaphorik: Wenn potenzielle Käufer einer Immobilie vom Kauf Abstand nehmen, weil im Nahfeld der Immobilie eine Mobilfunkantenne zu sehen ist, dann erleidet der Verkäufer der Immobilie einen Wertverlust. Richtig? Und dieser tritt völlig unabhängig davon ein, was die Forschung derzeit nun bewiesen hat oder was nicht. Denn einzig und allein die Angst vor möglichen Schäden löst bereits den Wertverlust aus! Das Volksbegehren verheißt nun die Befreiung von der Angst. Und das ist gut so.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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