Dauermessstellen (Allgemein)

caro, Freitag, 09.03.2007, 10:44 (vor 6468 Tagen)

Stuttgarter Zeitung 09.03.2007 , Seite 27

Jeder soll Strahlenwerte abrufen können
Mobilfunk: Bundesnetzagentur will eine Dauermessstelle im Stuttgarter Westen einrichten

Die staatliche Bundesnetzagentur in Bonn plant, in Stuttgart eine Messstelle einzurichten, die permanent die Strahlung von Mobilfunkantennen ermittelt. Dies wäre erst die zweite Messstelle dieser Art bundesweit. Die Werte sollen online abrufbar sein.

Von Thomas Faltin

Schon heute hat die Bundesnetzagentur den totalen Überblick: Die Behörde ist über jede einzelne der rund 100 000 Mobilfunkantennen in Deutschland informiert und nimmt jährlich 2000 Messungen im Bundesgebiet vor, um die Einhaltung der Grenzwerte durch die vier Mobilfunkbetreiber Vodafone, O 2, E-Plus und T-Mobile zu kontrollieren. Jetzt geht die Einrichtung noch einen Schritt weiter: Sie will bundesweit mehrere Dauermessstellen einrichten, die die Strahlung in ausgewählten Gebieten permanent messen. Eine erste solche Messstelle ist bereits in Bonn, dem Sitz der Bundesnetzagentur, installiert.

Die zweite soll jetzt in Stuttgart aufgestellt werden, wie Baubürgermeister Matthias Hahn sagte. "Wir begrüßen dies sehr", betonte er: "Denn mit einer solchen Messgrundlage können wir wieder ein bisschen mehr Sicherheit gewinnen." Der Bürgermeister schlägt vor, das Messgerät im Stuttgarter Westen zu installieren, da dort sehr viele Menschen auf engem Raum leben und da dort der Widerstand gegen Mobilfunkantennen derzeit am größten ist. Die Messstelle solle so positioniert werden, dass sie zwar nicht direkt neben einer Antenne stehe, aber doch im Strahlungsbereich von einer oder mehreren Antennen liege, sagte Hahn. Er hofft, dass die Messstelle noch in diesem Jahr ihren Betrieb aufnimmt.

Die Bundesnetzagentur wollte den Sachverhalt gestern nicht bestätigen - selbst die Messstelle in Bonn sei noch nicht offiziell vorgestellt worden, sagte der Sprecher Rudolf Boll auf Anfrage. Dies soll am 19. März bei einer Pressekonferenz in Bonn geschehen; dabei werde auch Näheres über die weiteren Standorte mitgeteilt.

Peter Hensinger, der Sprecher der Bürgerinitiative Der Mast muss weg im Stuttgarter Westen, bezeichnete das Vorhaben als einen Fortschritt, auch was die Beziehung zur Stadt betreffe: "Es ist für uns natürlich wichtig, aktuelle Daten zur Verfügung zu haben." Allerdings werde der Streit über die Interpretation der Strahlenwerte trotzdem weitergehen. Denn die heutigen Grenzwerte bezögen sich allein auf die thermische Strahlung - das Gefährliche am Mobilfunk sei aber die elektromagnetische Strahlung. Hensinger ist überzeugt, dass der Mensch gefährdet sei, wenn nur ein Bruchteil der Grenzwerte erreicht werde. Derzeit werden in Stuttgart zumeist nicht einmal fünf Prozent des Grenzwerts gemessen. Für die Gegner ist dies immer noch deutlich zu viel. "Und an dieser Tatsache wird auch die Dauermessstelle nichts ändern", so Peter Hensinger.

Die Standorte aller Antennen in Deutschland und die Messwerte der Bundesnetzagentur sind im Internet unter http://emf.bundesnetzagentur.de einzusehen.

Mobilfunkantennen sind umstritten - eine neue Messstelle soll jetzt wenigstens Klarheit über die Strahlenwerte bringen. Foto Achim Zweygarth


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