Fabrizieren von Weichmachern als Methode (Allgemein)

dlsasv @, Montag, 25.09.2006, 15:23 (vor 6488 Tagen) @ sleepless

Ich denke, das war genau der Punkt, denn im ursprünglichen Text hat Moribund diesen Kritikpunkt so verwendet, dass es so wirkte, als wolle er damit argumentieren, die positiven Ergebnisse könnten deswegen falsch sein.

Hab mir den Artikel nochmal angesehen und kann das nicht so ganz nachvollziehen, zumindest für die Naila Studie wird auf die viel graviererenden Probleme wie die mangelhafte Expositionserfassung eingegangen.

Ja, die DECT-vergessen-haben-Kritik an der Naila-Studie äußert er unter der Überschrift "Wiener Studie: Mangelhaft". Ich bin mit Moribund gerade hinsichtlich der Wiener Studie nicht einverstanden, da ich die für beinahe beispielhaft gut halte.

Für die Wiener Studie heißt es die DECT-Nichtberücksichtigung führte ebenso wie bei der Naila-Studie zu verwaschenen Daten, denen keine präzises Aussagekraft beigemessen werden kann. Das ist zugegebenermaßen sehr drastisch dargestellt, aber dennoch etwas anderes als die Studie rundheraus komplett abzulehnen und sich einer Diskussion zu entziehen. Ich hätte diesen speziellen Satz vermutlich anders formuliert.

Eine weitere Feldstudie, die in der Szene als die "Wiener Studie" im Umlauf ist, will eine Häufung allgemeiner Krankheiten wie Kopfschmerzen usw. entdeckt haben, wobei die Autoren der Studie allerdings wie übrigens auch ihre Kollegen aus Naila vergessen haben, ihre Daten um die Tatsache zu bereinigen, daß es sicher auch unter den befragten Probanden solche gibt, die in einem Haushalt mit einem DECT-Telefon leben.

Ich interpretiere diesen Satz folgendermaßen:
- Moribund hält das Ergebnis für falsch ('will ... endeckt haben')
- Er begründet dies mit der Nichtberücksichtigung von DECT ('wobei ... vergessen haben')

Genau das passt nicht zusammen.

Aus meiner Sicht ist die Frage, ob es überhaupt einen Zusammenhang gibt, der, wie dieser aussieht, vorgeschaltet. Die Zweite mach nur Sinn, wenn man die Erste (wenigstens hypothetisch) bejaht.
Moribund's übernächster Satz, dass bestenfalls verwaschene Daten rauskommen, ist dann für sich genommen nach Bejahen der ersten Frage als Kritik durchaus berechtigt. Aber m.E. angesichts der Tatsache, dass es bei Mobilfunkbasisstationen längst noch um die erste Frage geht, eher nebensächlich (Sie sagen 'theoretisch').

Warum sollte das Risiko gerade überschätzt werden?

Nullhypothese: es gibt keinen Zusammenhang BTS - Krebs, Verteilung ist zufällig.

In der Realität verursachen jedoch sowohl BTS als auch DECT Krebs. Meine Untersuchung liefert mir daher eine auffällige Häufung in der Nähe der BTS. Ich komme daher zum Schluss, dass es doch einen Zusammenhang gibt, in der Stärke X. Nach oben verfälscht wird dieser durch Leute, die sowohl von DECT als auch BTS bestrahlt werden -> daher überschätze ich den Zusammenhang zwischen BTS(!) und Krebs nicht zwischen EMF(allg.) und Krebs.

Was Sie meinen, ist das absolute Risiko für Leute mit BTS-Exposition(?). Das beinhaltet aber auch das Risiko, denen die Personen der Kontrollgruppe ausgesetzt sind. Wenn man das Risiko durch die BTS beziffern will, müsste man also zumindest die Differenz bilden, üblicherweise berechnet man das Verhältnis (relatives Risiko oder Odds Ratio).
Angenommen, die Risiken addieren sich für Leute, die sowohl von DECT als auch BTS bestrahlt werden, und DECT kommt in Expositions- und Kontrollgruppe gleich häufig vor. Dann hängt die Differenz der absoluten Risiken nicht von der Verbreitung von DECT ab.
(Ich nehme meine Behauptung zurück, dass das Risiko eher unterschätzt wird)

Dass man den Trend sicher richtig erkennen würde, glaube ich nicht (siehe oben). Widersprechen Sie sich nicht selbst? ("...ist also nicht abzusehen ob ich das Risiko unter- oder überschätze" )

Ich erkenne korrekt dass meine Hypothese "Kein Zusammenahng zwischen BTS und Krebs" falsch sein muss und das eben doch ein Zusammenhang besteht. Ich kann jedoch nicht zuverlässig abschätzen wie groß der Zusammenhang ist. Worin sehen Sie da den Widerspruch?

Gerade in Ihrem Beispiel (alle DECT in der Kontrollgruppe) ist doch gut vorstellbar, dass in beiden Gruppen gleich viele Krebsfälle vorkommen oder gar mehr in der Kontrollgruppe. Dann würde man den Trend nicht richtig erkennen.

Im Abstract sind leider die Störvariablen außer der Angst vor Mobilfunk nicht aufgeführt, sollten sie wie von ihnen geschrieben auch EMF-Quellen im Haushalt berücksichtigt haben, so ist das natürlich ein sachlicher Fehler der als Ergänzung zu dem Kommentar hinzugefügt werden sollte.

EMF-Quellen im Haushalt wurden erhoben, aber offenbar nicht in der statistischen Auswertung berücksichtigt. Es wurden aber alle Frequenzen zwischen 80 MHz und 2 GHz im Schlafzimmer gemessen. Die BTS hatte einen Anteil von 73% an der Immissionsumme und erklärte 93% der Varianz. Obwohl der Punkt in dem Artikel nicht explizit diskutiert wird, scheint es also, dass schnurlose Telefone nicht viel ausgemacht haben. Vielleicht waren schnurlose Telefone zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht weit verbreitet (wenn ich mich richtig erinnere, gab es 2000 einen Bericht mit vorläufigen Ergebnissen, wonach rund die Hälfte der Studie schon fertig war).


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