Uli Weiners Auftritt in Weinböhla (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 08.11.2020, 22:43 (vor 1330 Tagen) @ Alexander Lerchl

Meinen persönlichen Eindruck von dem Herrn Weiner, den ich dort erstmals traf, interessiert sicher niemanden.

Doch, mich! Ich halte Uli Weiner bekanntlich für einen Schwindler, der sich nach nach dem Scheitern seiner zwei Jahre dauernden Karriere als "erfolgreicher" Geschäftsmann in die "Elektrosensibilität" geflüchtet hat und seither irrationale Ängste gegenüber Funkwellen schürt. 2008 versuchte er gerichtlich eine Versicherung über den Tisch zu ziehen, ihm im Zuge eines Vergleichs 30'000 Euro zu zahlen. Doch es kam anders, der Versicherung gelang der Nachweis einer "Unregelmäßigkeit" ihres Streitgegners, die ich hier zugunsten Weiners nicht näher benennen will. Weiner ging leer aus und musste zudem die Prozesskosten tragen. Eine Beschwerde beim BGH verlief im Sande, mutmaßlich hat der BGH den Fall, ebenso wie kürzlich im Fall Adlkofer vs. SZ, nicht zur Verhandlung angenommen.

Interessant hingegen waren drei Dinge. Erstens verwies er ständig (und ein Zuhörer meinte, das hätte er nun wirklich mehr als oft genug von ihm gehört) auf Internet-Quellen, derer sich die Anwesenden bedienen mögen, um die richtigen Informationen zu den Gefahren durch Mobilfunk zu bekommen. Was das bedeutet, ist klar.

Ja, Klickköder auslegen. Mussten denn die Besucher der Veranstaltung alle ihre Handys abschalten, aus Rücksicht auf den Mann im Strahlenschutzanzug? Anlässlich der Bamberger Erklärung 2006 mussten wir alle dort unsere Handys ausschalten, um die teilnehmenden zwei "Elektrosensiblen" zu schonen. Uli saß zunächst in Freizeitklamotten dort herum, seine Leidensgenossin Suzanne zeigte sich von Anfang an im Strahlenschutzanzug mit herunter gelassenem Visier. Das fiel, wenn ich mich recht entsinne, Siegfried Zwerenz auf, Uli bekam einen Rüffel und schlüpfte daraufhin, mutmaßlich auf der Toilette, in seinen vorsorglich mitgebrachten Strahlenschutzanzug.

Zweitens war es ihm als hochgradig Elektrosensiblen offenbar ziemlich schnurz, dass das Radar des in unmittelbarer Nähe gelegenen Flughafens Dresden ebenso wie das Wetterradar in der Nähe ganz schön viel hochfrequente Felder in die Landschaft pusten.

Wenn ich das Foto in der Zeitung richtig in Erinnerung habe, saß der Uli dort im Strahlenschutzanzug, aber ohne sein Imkerhutvisier. Genau so hat er sich auch im Foyer des EU-Gebäudes präsentiert, während hunderte Passanten an ihm vorbei liefen. Er scheint zusehend resistenter gegen EMF geworden zu sein, zumindest wenn er öffentliche Auftritte absolviert. Das war 2008 ganz anders, da war er noch so unglaublich "elektrosensibel", dass ihm, eigenen Angaben zufolge, selbst sein Funkloch passierende Autos zu schaffen machten, wenn in diesen einer mit dem Handy telefonierte.

Das interessanteste Detail war jedoch, dass Uli Weiner gar nicht von der Stadtverwaltung Weinböhla als einer der "Hochkaräter" geladen war. Er wurde wohl von der dortigen "Initiative Stoppt 5G in Weinböhla" eingeladen und aufs Podium gebracht.

Weinböhla ist ungefähr 660 km von Ulis Wohnwagen im Schwarzwald entfernt, eine Fahrt über die schnellste Route (A6) dauert etwa 7 Stunden. Da Autobahnen besonders gut mit Funk versorgt werden, muss der Uli schwer gelitten haben, denn gemäß diesem Video hält er es auch im Strahlenschutzanzug und mehr (angeblich) kaum 1 Stunde außerhalb seines Funklochs aus. Wer die Loch-Ness-Berichte des ARD-Klatschmagazins "Brisant" ernst nimmt, ist allerdings selber schuld. Anzunehmen ist, dass Weiner für seinen Auftritt Honorar nebst Spesen genommen hat, bei ihm werden daraus mildtätige "Spenden".

Sonst extrem mitteilsam, erwähnt Uli Weiner auf seiner Website (soeben nachgeschaut) den Auftritt in Weinböhla mit keiner Silbe. Vielleicht, weil auch Sie dort waren, und er deshalb Widerspruch riskiert, wenn er eine Story vom Pferd auftischt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Klage, Weiner, Versicherung, Widersprüchlich, Sozialgericht


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