Zündholzgegner (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 12.12.2016, 10:13 (vor 2899 Tagen) @ KlaKla

Ein Silvesterknaller liegt auf der Straße. Besorgte Bürger haben Angst, dass wenn nur einer ein Streichholz anzündet, explodiert der Knaller. Das Umweltinstitut München ist zur Stelle. Es verschiebt den Silvesterknaller um 200 m und erklärt dann die Gefahr ist durch sein hin zu tun minimiert.

Den Knaller kannst du weglassen, es genügt schon das Zündholz ...

Zündholzgegner in aller Welt sehen in Zündhölzern ein völlig unterschätztes Risiko für die Gesundheit von Menschen, insbesondere von Kindern. Sie fordern Sicherheitsabstände rund um Orte, wo Zündhölzer zu kaufen sind. Immer wieder rotten sich aufgebrachte Zündholzgegner nach Unglücksfällen zusammen und skandieren Mindestsicherheitsabstände von 100 bis 200 Metern, manche möchten Zündhölzer sogar abschaffen. Die Bundesregierung reagiert verhalten und lässt den Reim dichten: Messer, Schere, Feuer, Licht sind für kleine Kinder nicht. Doch das empört Zündholzgegner nur noch mehr, sie sehen Politik und Schwefelindustrie unter einer Decke. Das Umweltinstitut München e.V. erkennt die Chance sofort. Nachdem in Deutschland die AKWs abgeschafft werden, benötigt der Verein dringend neue Risikotechnologien, vor denen er warnen kann. Der Asbest-Gaul ist schon lange tot, den Glyphosat-Gaul reitet das Institut nur als einer von vielen Co-Jockeys, beim Risiko Zündholz aber winken Exklusivrechte, zum Leuchtturm der Schwerstbetroffenen unter den Zündholzgegnern aufzusteigen.

Zündholzgegner aus ganz Bayern rufen schon nach dem Zündholzexperten des Instituts, der auf seinen Vorträgen landauf landab Schreckliches über die Risiken von Zündhölzern zu berichten weiß und stets zutiefst Beunruhigte im Saal zurücklässt. Doch der Mann ist generös, weiß immer auch Rat, was zu tun ist. Er hat gute Kontakte zur Zündholzindustrie, er kennt die Chemie aller Zündholztypen vom Kaminfeueranzünder bis zum bengalischen Feuerchen wie seine Westentasche. Gemeinden, die mit aggressiven Zündholzgegnern zu kämpfen haben, sind seine bevorzugten Kunden. Er verrät ihnen, wie sie Wohnungen, Marktplätze oder Fußballstadien sichern und Silvester überleben könnten.

Der Effekt ist fantastisch: Gemeinderäte lehnen sich erleichtert zurück in der Gewissheit, bei ihren Wählern in guter Erinnerung zu bleiben, aufgebrachte Zündholzgegner trollen sich besänftigt in ihre Kasernen und der Schatzmeister der Gemeinde begleicht ohne Murren die saftige Rechnung des Zündholzexperten. Der soziale Frieden im Ort ist wiederhergestellt, das Risiko Zündholz ist gebannt. Es herrscht in einer betroffenen Gemeinde jetzt wieder exakt der gleiche Zündholzrisikodämmerzustand wie in abertausenden Gemeinden, die bislang von Zündholzgegnern verschont geblieben sind und keinerlei Maßnahmen ergriffen haben. Der Mann vom Umweltinstitut München hat noch viel zu tun. Bösartige Gerüchte, er würde auf seinen Fahrten durch Bayern hier und dort zufällig ein paar Zündholzschachteln verlieren, konnten bislang nicht bestätigt werden.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Baubiologe, Egoismus, Kinder, Risikokommunikation, Druck, Blendwerk, Trick, Streichholz, Gemeinde, Haider, Umweltinstitut, Bundesregierung, Funktechanalyse, Ulrich, nützliche Idioten, Eigennutz, Quereinsteiger


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