Diagnose-Funk ist Spitze, aber Manfred ist Spitzer (Allgemein)
Mit seinem Buch "Digitale Demenz" hat sich Manfred Spitzer viele Feinde gemacht - und mit dem Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk auch einen Freund. Der Verein bemüht sich seit 2006 vergeblich, der Menschheit die lebensbedrohende Gefährlichkeit von Mobiltelefonen einzureden. Während der durchwegs mit mobilfunktechnischen Laien besetzte Verein in der elektromagnetischen Strahlung den Unhold sieht, geht Experte Spitzer von schädlichen neuronalen Veränderungen im Hirn aus, die aus dem gewohnheitsmäßigen Gebrauch digitaler Medien resultieren. Die gemeinsame Basis von Spitzer und Diagnose-Funk ist also nicht breiter als die Schneide eines Messers. Dennoch kokettiert der Verein mit Spitzer, als wäre dieser einer von ihnen. Und selbstverständlich huldigt der Verein Spitzer mit den Insignien seiner Kompetenz, schreibt vom Professor, der ein führender Hirnforscher sei. Diagnose-Funk schwingt sich damit auf die Schultern Spitzers, will, da selbst ohne Fachkompetenz, von der Kompetenz des führenden Hirnforschers ein bisschen Glanz abhaben: Der große starke Spitzer, der von seinen glühenden Anhängern in Stuttgart aller Voraussicht nach nichts weiß, soll dem kleinen Verein zu mehr Geltung verhelfen. Über den lästigen Umweg des Geplappere um "Medienkompetenz" will der Verein seine kruden Strahlungsängste als heimlich mitreisenden blinden Passagier dann doch noch in die Köpfe der Menschen einschleusen. So sieht aus meiner Sicht der Plan aus, mit dem Diagnose-Funk den Sturz in die völlige Bedeutungslosigkeit aufhalten will.
Schlau eingefädelt. Als Vater von drei Kindern weiß ich jedoch: Wer auf den Schultern eines anderen sitzt, kommt dann zu Fall, wenn der Träger unvermittelt meint, durch eine offene Tür gehen zu müssen.
Soll heißen: Der Glanz, den sich Diagnose-Funk vom Schmusen mit Spitzer erhofft, kann leicht zum schiefen Licht werden, denn der führende Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Spitzer ist alles andere als unumstritten. So stört sich ein kritischer Beobachter massiv daran, dass Spitzer Studien selektiert, ausschließlich belastende Studien zitiert und alles Entlastende weg lässt. Spitzer benutzt also auf seinem Gebiet genau den gleichen verwerflichen Trick, den auch Diagnose-Funk praktiziert: Manipulieren durch Weglassen aller Gegenstimmen. Aus diesem Grund gibt es mWn auch keine Anti-Mobilfunk-Website, bei der die technisch mögliche Kommentarfunktion frei geschaltet ist. Mobilfunkgegner fürchten seit jeher kompetenten Widerspruch.
Hier einige willkürlich ausgewählte weitere Gegenstimmen zu Spitzers Thesen:
Die Welt: Droht uns tatsächlich die digitale Verdummung?
Lehrerfreund: Die Wahrheit über Manfred Spitzers ‘Digitale Demenz’
GMK: Kompetenz statt Demenz – Linksammlung zu Manfred Spitzer
Süddeutsche: Krude Theorien, populistisch montiert
Carta: Zwischenbilanz zu Spitzers “DigitaleDemenz”
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –