Kein Anstieg der Ohrspeicheldrüsentumore in Schweden (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 21.03.2011, 15:25 (vor 4992 Tagen) @ Doris

Die epidemiologische Forschung liefert darüber hinaus zunehmend Belege dafür, dass die in Wien und anderswo beobachtete Schädigung des Genoms menschlicher Zellen sehr wohl zur Entstehung bösartiger Tumoren beitragen kann. Noch im Januar 2011 werden die Ergebnisse einer epidemiologischen Studie aus Israel publiziert, die zeigen, dass die Häufigkeit von Krebs der Ohrspeicheldrüse, die der Mobilfunkstrahlung nachweislich mit am stärksten ausgesetzt ist, sich seit 1970 vervierfacht hat, wobei der stärkste Anstieg in die Zeit nach 2001 fällt. Bleibt abzuwarten, wie die Mobilfunkindustrie und ihre Freunde aus der Wissenschaft darauf reagieren werden.

So eine Vorgehensweise ist m.E. absolut unwissenschaftlich und niemand, der ernstgenommen werden möchte, würde solche Aussagen machen.

Ja genau, da ist mMn der Wunsch für die Vorgehensweise der Vater des Gedanken. Leider konnte ich nichts Belastbares darüber finden, ob in Israel wirklich, wie behauptet, besonders häufig mit dem Handy telefoniert wird. Das was ich gefunden habe spricht eher dagegen, eine Quelle spricht sogar ausdrücklich von einer "Überschätzung" der Handyverbreitung in Israel. Interessanter erscheint mir eher das zu Israel völlig konträre Resultat der Interphone-Teilstudie in Schweden:

"Es wurde kein erhöhtes Risiko bei regelmäßiger Mobiltelefon-Nutzung für Ohrspeicheldrüsen-Tumor beobachtet, unabhängig von der Nutzungsdauer. Das Risiko war weder erhöht bei überwiegender Nutzung in ländlicher noch in städtischer Region. Getrennte Auswertung für analoge und digitale Mobiltelefone wiesen keine erhöhten Risiken auf.
Die Ergebnisse unterstützen nicht die Hypothese, dass die Exposition bei von Mobiltelefonen erzeugten elektromagnetischen Feldern das Risiko für bösartige oder gutartige Ohrspeicheldrüsen-Tumore erhöht."

Quelle: EMF-Portal

Gegenüber Israel ist Schweden dafür bekannt, dass dort analoge Handynetze (NMT450, NMT900) lange vor den zellularen Handynetzen (GSM) stark genutzt wurden, ergo die Latenzzeitproblematik in Schweden kleiner ist als in Israel. Die schwedischen Daten sind mMn daher aussagekräftiger, weil es dort relativ viele Langzeitnutzer gibt.

Ich bin der Meinung, dass ich bei so einem heiklen Thema wie Kopftumoren von seriösen Wissenschaftlern erwarten darf, dass sie mit beiden Augen die Studienlage sichten und nicht nur nach alarmierenden Teilaspekten Ausschau halten. Früher wäre es mir als Laie gar nicht möglich gewesen, der vermeintlichen Schreckensbotschaft aus Israel substanziell etwas entgegen zu halten was über belanglose Meinung hinausgeht, erst mit dem EMF-Portal wurde dies möglich. Langsam dämmert es mir auch, warum dieses Portal anfangs von Mobilfunkgegnern bekämpft wurde, auch wir zogen damals diesen Karren des Misstrauens. Und selbst damals schon (2004) gerieten wir in die Kritik von Hardcore-Mobilfunkgegnern, denen unser Beitrag zu verständnisvoll war. Aber das ist wieder eine andere Geschichte, über die noch zu reden sein wird: Damit meine ich die Hintergründe der erstaunlichen Teilnehmervielfalt zu Beginn des IZgMF-Forums.

Das EMF-Portal findet zum Suchbegriff "Ohrspeicheldrüsentumoren" sieben Treffer, der Jüngste ist eine Studie, die das Pendel wieder zugunsten eines biologisch bedenklichen Effekts ausschlagen lässt. Was das zu bedeuten hat? Da halte ich mich daran, dass wissenschaftlicher Erkenntniszuwachs ein kumulativer Prozess ist. Den dann wiederum Fachleute bewerten sollten, wie es etwa das BfS bei der großen dänischen Kohortenstudie gemacht hat, die (bisher) ebenfalls keinen Anstieg der Speicheldrüsentumoren gefunden hat.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Dänische Kohortenstudie, Schweden, Ausland, Tumor, Latenzzeit, Kohortenstudie


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