Gepulste Strahlung/Access Point: olle Kamellen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 15.01.2017, 22:14 (vor 2864 Tagen) @ diagnose:falsch

"Wenn man WLAN nicht deaktiviert, hat man eine permanente Belastung mit gepulster, hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung, auch wenn gerade niemand im Internet ist und keine Daten gesendet werden.

Ja, das ist grundsätzlich richtig. Ein W-Lan-Acces-Point (W-Lan-Basisstation) sendet auch dann ein Signal aus (Bakensignal für die W-Lan-Clients), wenn kein Client Daten mit dem Internet austauscht. Doch die dabei auf Personen einwirkende "permanente Belastung mit gepulster EMF" ist sehr schwach und vergleichbar dramatisch wie der Heizeffekt, den z.B. eine 60-W-Glühlampe zur Raumheizung beiträgt. Das Bakensignal sind sehr kurze Impulse, die 10-mal pro Sekunde mit maximaler Sendeleistung ausgesendet werden (theoretisch 100 mW). Hört sich erstmal schlimm an. Aber: Da im Leerlauf allein die Baken ausgesendet werden und sonst nichts und die Pausen zwischen zwei Baken im Vergleich zur Dauer der Baken sehr groß sind, bleiben zeitlich gemittelt im Leerlauf von den 100 mW Spitzenleistung nur rund 0,25 mW (250 µW) effektive Sendeleistung übrig. Also praktisch nichts.

Die dramatisch unterschiedliche Sichtweisen von Baubiologen und Skeptikern erklären sich damit, dass Baubiologen immer die Spitzenwerte eines Signals betrachten, Skeptiker hingegen die zeitlich gemittelten Spitzenwerte (Effektivwerte). Bei W-Lan ist der Unterschied im Leerlauf besonders groß, bei Volllast sind Effektivwert und Spitzenwert hingegen gleich groß. Der Blick auf die Effektivwerte ist sinnvoll, denn auch die Grenzwerte sind zeitlich gemittelte Effektivwerte. Um nun nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, dürfen Spitzenwerte nicht einfach 1:1 mit den Grenzwerten verglichen werden, sondern nur Effektivwerte. Da kommen wir unten nochmal drauf zurück.

Der WLAN-Sender im Router strahlt bis zu 300 m weit und durch alle Wände hindurch, Non-Stop solange er aktiviert ist.

Wer selber ein W-Lan-Netz betreibt weiß, das ist Blödsinn! Nicht einmal im Freifeld sind aus meiner Sicht 300 Meter zu erreichen und wenn doch, dann ist die Datenrate so mickrig, dass ein sinnvoller Betrieb unmöglich ist. Auch "durch alle Wände" ist Käse, denn jede Wand dämpft das Funksignal, Stahlbeton mehr als Ziegel, nach vielleicht drei oder vier Wänden/Decken/Böden ist für das Funksignal Schicht im Schacht.

Genauso die Funkkarten in PCs und Notebooks.

Falsch! Das W-Lan-Modul in Endgeräten sendet nur beim Datenaustausch. Ist z.B. eine aufgerufene Webseite fertig geladen, schweigt das W-Lan-Modul, bis die nächste Seite angefordert wird. Anders wären die passablen Akkulaufzeiten bei batteriebetrieben Endgeräten gar nicht möglich.

Und je näher man jeweils dran ist, desto mehr Strahlung bekommt man ab.

Stimmt. Genau genommen emittiert W-Lan jedoch keine Strahlung, sondern Funkfelder. Strahlung ist ein Dysphemismus, der (falsche) Assoziationen zu radioaktiver Strahlung weckt und deshalb bevorzugt jedoch nicht exklusiv von den Gegnern gebraucht wird

[...] diesen Satz mit der gepulsten Strahlung höre ich immer wieder. Auch die Behauptung, dass die Access-Points bei Nutzung und die Handys bei Empfang kurzzeitig weit über den Grenzwerten senden/empfangen.

Wer solche Grenzwertüberschreitungen behauptet, weiß nicht wovon er redet oder versucht gezielt zu desinformieren. Eine Erklärung wäre, wie oben angedeutet, die Diskrepanz zwischen Spitzenwert und zeitlich gemittelten Spitzenwerten (Effektivwert). Da auch die Grenzwerte eine zeitliche Mittelung vorsehen (über sechs Minuten), liegt es auf der Hand, dass vereinzelte Spitzenwerte den Grenzwert durchaus überschreiten dürfen. Dafür müssen dann andere Spitzenwerte den Grenzwert entsprechend unterschreiten, damit im zeitlichen Mittel der Grenzwert eingehalten wird. Beliebig hoch dürfen die Spitzenwerte jedoch nicht sein, mehr als das 32-fache des Effektivwerts sind gemäß 26. BImSchV nicht erlaubt. Sie sehen: Es gibt keine Geheimnisse, die von Gegnern "aufgedeckt" werden könnten, das ist alles schön unaufgeregt, die Regelungen sind transparent und öffentlich dokumentiert, eine gewisse fiktive Dramatik entsteht häufig allein aus Kenntnisdefiziten allzu selbstbewusster oder auch böswilliger Gegner.

Hintergrund
Immissionsmessungen an WLAN-Szenarien

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Spitzenwert, Immission, Access Point, Grenzwertüberschreitung, Peak-Hold, Router


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