HUJ: vom Schneiderlein zum Aufschneider (Allgemein)
Hans-Ulrich Jakob sieht sich als ...
Gewinner des wohl spektakulärsten Bundesgerichtsfalles um die Erdverlegung einer 33km langen Hochspannungsleitung.
Es geht dabei um die Planung einer in der Schweiz seit längerem umstrittenen Hochspannungs-Freileitung in der Region Bern.
Da der Gigaherz-Präsident sich liebend gerne mit fremden Federn schmückt, habe ich nachgeprüft, was an seiner Behauptung dran ist.
1. Station: Das Urteil. Wer sich brüstet "Gewinner des wohl spektakulärsten Bundesgerichtsfalles" zu sein, der sollte wenigstens in dem Urteil des Bundesgerichts (PDF) erwähnt sein. Aber Fehlanzeige: Weder Gigaherz als Verein noch Herr Jakob werden dort erwähnt. Vielleicht laufen sie im Abspann unter "192 Mitbeteiligte".
2. Station: Presse. Der momentan jüngste Pressebericht zu dem angeblich "spektakulärsten Bundesgerichtsfall um die Erdverlegung einer 33km langen Hochspannungsleitung" findet sich bei der Berner Zeitung. Erfreulich unaufgeregt berichtet das Blatt, dass das Bundesgericht angeordnet hat, die Erdverlegung für sämtliche landschaftlich geschützten Gebiete der geplanten Trasse zu prüfen. Von Elektrosmog kein Wort. Auch im Urteil des Bundesgerichts kein Wort von Elektrosmog. Gigaherz, eigenem Bekunden nach "Schweizerische Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener" wird in der Presse ebenso wenig erwähnt wie der Präsident dieses Vereins. Wir halten fest: Die Erdverlegung auf weiten Teilen der Trasse ist eine Streitfrage des Landschaftsschutzes.
3. Station: Google. Wer sich brüstet "Gewinner des wohl spektakulärsten Bundesgerichtsfalles" zu sein, der sollte bei Google Spuren hinterlassen haben. Und tatsächlich: Der Suchbegriff "wattenwil hochspannung gigaherz" wirft momentan immerhin 61 (echte) Treffer aus. Der Haken ist, das Gros der Treffer führt nur zu Gigaherz. Die Hochspannungsleitung von Wattenwil nach Mühleberg, sie beseelt im wesentlichen nur einen: Gigaherz selbst. Das ganze Geschreibsel, es riecht nach Selbstvermarktung, um Beratungsaufträge zu ergattern.
4. Station: Betroffene. Wenn schon der Rest der Welt nichts vom "Gewinner des wohl spektakulärsten Bundesgerichtsfalles" weiß, dann vielleicht die Bürgerinitiativen vor Ort entlang der geplanten Trasse. Wir haben beim Verein "Interessengemeinschaft umweltfreundliche Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg" (IG-UHWM) Ausschau gehalten, ob wenigstens dort der "Gewinner" angemessen gewürdigt wird. Wird er nicht. Bescheidene drei Links dokumentieren die Nebenrolle des Gigaherz-Präsidenten.
5. Station: Der "Gewinner" himself. Wenn ihm sonst schon keiner auf die Schulter klopft, dann muss er das eben selber tun. So geschehen zum Beispiel hier: Die erfolgreiche technische Beratung der Beschwerdeführenden lag von Beginn bis zum Schluss bei der NIS-Fachstelle von Gigaherz.ch in 3150 Schwarzenburg. Man beachte die Nennung der Postleitzahl, am liebsten hätte er wahrscheinlich noch seine Telefonnummer genannt. Ein anderes Beispiel für seine Eigenlobs findet sich dort: Bereits zwei Mal haben die höchsten Gerichtsinstanzen der Schweiz bei der Forderung nach Erdverlegungen den Beschwerdeführern dank der technischen Assistenz von Hans-U. Jakob recht gegeben. So so. Und wie oft, Hans-Ueli, sind Beschwerdeführer gescheitert, trotz oder wegen deiner "technischen Assistenz"? Und damit auch wirklich jeder mitkriegt, zu welchen Leistungen Hans-Ueli Jakob imstande ist, lobte er sich schon im Januar 2012 ganz beiläufig mit erfrischend abwechslungsreicher Wortwahl: Die technische Beratung der IG-UHWM erfolgte übrigens durch die Fachstelle Nichtionisierende Strahlung von Gigaherz.ch, der Schweizerischen Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener. Damals wusste er noch nicht, dass er von Elektrosmog auf Landschaftsschutz wird umsatteln müssen.
Ich darf also feststellen: Der Gigaherz-Präsident gibt nicht nur das Schneiderlein, mal tapfer, mal peinlich, er ist auch ein Aufschneider, der seine bescheidene Beraterrolle im Streit um die Hochspannungsleitung Wattenwil-Mühleberg durch ein starkes Vergrößerungsglas hindurch in die Öffentlichkeit projiziert. Doch wenn es um Hochspannung geht, spricht der Präsident der Schweizerischen Interessengemeinschaft Elektrosmog-Betroffener seit einiger Zeit schon nicht mehr nur vom gruseligen Elektrosmog, sondern vom "Schutz unserer schönen Landschaften oder historischer Ortsbilder". Jakob kratzt also die Kurve, bringt sich auch noch als Landschaftsschützer in Stellung und buhlt um Anerkennung als Berater. Muss er auch, die ungefähr 30 Elektrosmog-Betroffenen seines Vereins geben nicht mehr allzu viel her. Wie es um die Kompetenzen des pensionierten Elektrikers in Sachen Hochspannung bestellt ist, darüber gibt es diesen aufschlussreichen Strang. Jakob kann vielleicht Laien beeindrucken, Fachleute schütteln über seine Ausführungen häufig nur den Kopf.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –